Möglich.
Eine andere Erklärung wäre aber, daß diese Duellformen fair sind, sprich keiner der Beteiligten ist durch bessere Fecht- oder Schießkünste im Vorteil.
Das erinnert mich jetzt an eine Passage aus "Peter Simpel"(1834). Es ist zwar bloß ein Roman, aber wie schonmal angeführt ungefähr so brauchbar wie wenn Swift und andere über den Alltag ihrer Zeit schreiben.
Am Ende des 1. Buches findet ein Duell statt (Es gab am Beginn schon eines mit Pistolen.) Simpel und sein Freund O'Brien sind Kriegsgefangene, welche in jedem Ort durch den sie kommen durch Trommelschlag ihrer Bewacher bekannt gemacht werden. Denn man möchte auf die Gefangennahme der Briten hinweisen, weil es, laut O'Brien, so wenige britische Gefangene gäbe, dass man selbst den Affen des Admirals gefangen nehmen und ausstellen würde, würde man seiner habhaft.
Jedenfalls werden Simpel und O'Brien von dem französischen Leutnant, der sie bewacht, wie gewöhnliche Matrosen und nicht wie Offiziere behandelt, was O'Brien gegen den Leutnant aufbringt. Als Quittung bekommt O'Brien von dem Leutnant Schläge.
Als die Gefangenen anderen französischen Offizieren übergeben werden, gelingt es O'Brien diese davon zu überzeugen, dass er und Simpel Offiziere der Royal Navy sind. Außerdem fordert er von den Offizieren Genugtuung für die ihm angetane Schmach. Der Satisfaktion wird stattgegeben und nicht nur, dass man den Offiziersrang von Peter Simpel und O'Brien akzeptiert, man lässt auch O'Brien mit dem verlogenen Leutnant ein Duell ausfechten. Degen werden gewählt, obwohl O'Brien seinem Kameraden gegenüber zugibt garnichts vom Fechten zu verstehen. Allerdings beruhigt er Mr. Simpel, indem er sagt, dass es für einen der rein garnichts vom Fechten verstünde leichter wäre einen geübten Gegner zu töten, als wenn man nur halbviel davon wüsste, weil bei einem völlig Ungeübten der Gegner zu sehr überrascht wäre. Jedenfalls ist interessant, dass vor dem Duell die Degen ausgemessen werden, offenbar dass keiner einen Vorteil hat. Von einem Arzt am Kampfplatz ist, glaube ich, nicht die Rede. Nach einem kurzen Hin und Her gelingt es O'Brien den Degen des Gegners zwischen seine Achseln zu klemmen und daraufhin den Leutnant zu erstechen. Kurz darauf soll der Leutnant gestorben sein. O'Brien gibt einem französischen Offizier, der ihm den Degen geliehen hatte, diesen wieder zurück und dann geht es weiter als Gefangener.
Interessant an dem Ganzen ist zweierlei. Zum einen werden offensichtlich die Klingen ausgemessen. Ein bisschen ist das sonderbar, weil Angelo in seinem "The School of Fencing" eben sagt, dass jeder Fechter nach seiner Statur die Länge seines Degens richten sollte, wobei eine gewisse Maximallänge nicht überschritten werden solle.
Zum anderen fängt O'Brien den Degen des Kontrahenten auf, indem er ihn unter die Achsel klemmt. Rein vom Ablauf her ist das bei einem wendigen Fechter denkbar und das Auffangen oder Abwehren der gegnerischen Klinge mit der flachen Hand, freilich im Handschuh, oder das Zupacken mit der Hand war usus. Aber solche Vorgehensweisen sollen angeblich für Duelle tabu gewesen sein, wenngleich sie für übrige Händel gebäuchlich waren.
Es wäre aber auch denkbar, dass man O'Brien diesen Fauxpas durchgehen ließ, da er ja völlig ungeübt war und wahrscheinlich mit den Gepflogenheiten des Duells nicht vertraut.:grübel: