Elizabeth I.: Staat und Politik
Das
England des 16. Jahrhundert war das England der
Tudor-Dynastie , welche von den Königshäusern Lancaster und York abstammten. Diese hatten sich in den Rosenkriegen erbittert bekämpft, durch die Vereinigung beider Häuser zu den Tudors, kehrte wieder Frieden und Stabilität zurück. Die Wirtschaft und Bevölkerung wuchs wieder stark. Elizabeths Vater König Henry VIII. führte England wieder zurück in die erste Reihe der europäischen Großmächte. Die Krone von England, Frankreich und Irland (wie sie offiziell hieß) konnte 5-6 Millionen Untertanen zählen und London wuchs mit 250.000 Einwohnern zur zweitgrößten Stadt der Welt, nach Paris mit 750.000 Einwohnern. Die Hauptresidenz und ständiger Sitz der Regierung war
Whitehall Palace , angeblich der größte Palastkomplex der Erde, mehr als doppelt so groß wie die "Verbotene Stadt" in Peking.
Englands Parlament ist
Mother of Parliaments, doch damals noch völlig anders als in den Jahrhunderten später. Die Kompetenzen des Parlaments sind auf die Erhebung neuer Steuern und die Bestätigung neuer Gesetzte beschränkt. Die Tudor verstanden es aber das Parlament völlig zu einem Instrument des königlichen Willen machen. Alle "gewählten" Kandidaten waren vom König vorgeschlagen und daher widersetzten sich die Parlamentarier so gut wie niemals dem Souverän.
Elizabeth im Parlament war eine anerkannte Authorität. In ihrer gesamten Regierungszeit berief sie nur zehn Parlamente und dieses folgten immer ihren Wünschen. Wenn man von der Angelegenheit ihrer Heirat absieht. Faktisch war England eine
absolute Monarchie, der Monarch konnte uneingschränkt regieren. Auch sie sah sich selbst als "unumschränkte Monarchin von Gottes Gnaden". Doch bewahrte sie wie ihre Vorgänger halbwegs die Fassade des Parlaments. Erst Charles I. sollte auch an dieser Fassade rütteln.
Das Regierungssystem der Tudors war sehr stark auf den König ausgerichtet. Auch Elizabeth I. herrschte direkt, traff alle Entscheidungen selbst und ließ sich alle Probleme vorlegen. Das oberste Regierungsorgan war der 'Privy Council' mit etwa 12 Mitgliedern, die man heute als Minister und poli. Berater bezeichnen würde. Elizabeth nahm selten an dessen Sitzungen teil, ließ sich aber alles berichten. Den Vorsitz überließ sie ihrem 'Ersten Staatssekretär und wichtigsten Berater
William Cecil, Lord of Burghley , der quasi Premierminister war, aber stets an die Königin gebunden war. Er beklagte sich oft über seine Herrin, da Elizabeth gern und oft ihre Meinung änderte und nicht einmal Cecil über alles bescheid wusste, was die Königin plante.
In der
Thronfolge fand sich Elizabeth I. in einer besonderen Situation wieder. Sie hatte keine Nachkommen und musste so eine außergewöhnliche Wahl treffen. Den größten Anspruch auf ihren Thron hatte ihr Großneffe James Stuart, der König von Schottland. Nach englischen Recht hatte ein Ausländer aber keinen Anspruch als Thronerbe, es sei denn der engl. König hatte keine Kinder und entschied anders. Sie hätte auch einen ihrer englischen Verwandten zum Nachfolger machen können, legte sich aber auf James Stuart fest. Um des Friedens willen und um der Machterweiterung der engl. Krone zu genügen. Daher muss Elizabeth als die eigentliche Begründerin Großbritanniens gelten.
Zitieren wir Papst Sixtus V. (1521-94):
"Sie ist bestimmt eine große Königin, und wäre sie nur katholisch, so würde sie uns herzlich lieb und wert sein. Seht nur, wie gut sie regiert! Sie ist nur eine Frau, nur Herrin über eine große Insel, dennoch fürchten sie alle: Spanien, Frankreich und das Reich. Es ist jammerschade, dass Elizabeth und ich nicht heiraten können, unsere Kinder hätten die ganze Welt beherrscht."
Zitieren wir nun Elizabeth I. selbst:
"Ich habe mehr Angst vor einem Fehler in meinem Latein als vor den Königen von Spanien, Frankreich, Schottland und dem ganzen Haus Guise samt ihren Verbündeten. Ich besitze das Herz eines Mannes und nicht das einer Frau und fürchte mich vor gar nichts."
Elizabeths
Großsiegel und ihre
Siegelbörse . Die Zeichen ihrer Macht.