Bismarck hat mit der Emser Depesche mit dem Feuer gespielt. Schon in seiner Studentenzeit hat er das Risiko (Glücksspiel) gemocht. Er hat das Feuer bekommen. Der Erfolg war jedoch wohl eine Ermutigung es 1914 nochmal zu versuchen. Und als dies nicht gelang 1939 nochmal. War die Emser Depesche der Startschuß für einen langen großen Streit zwischen Deutschland und Frankreich?
Und der Duc Antoine Alfred Agénor de Gramont? Der ist mit einer brennenden Fackel in die Pulverkammer gegangen.
Und der Vergleich der beiden Julikrisen hinkt und die von 1870 war ganz gewiss keine Blaupause für 1914.
Frankreich hatte geradezu panische Sorge, das der Norddeutsche Bund sich unter der Führung Preußens will heissen Bismarcks mit dem Süddeutschen Staaten vereinigen könnte. Es war nämlich klar, das dadurch Frankreich seine halbhegiomoniale Position in Europa verlieren würde. Es ging also darum das werdende Deutschland zu verhindern. Die Franzosen fühlten sich von noch immer von Bismarck, Stichwort 1866 und die ausgebliebene Kompensation (Luxemburg) für Frankreich, über den Tisch gezogen. Bismarck hatte dies zwar nicht explizit zugesagt, aber im Prinzip zu verstehen gegeben, das dies wohl kein Problem darstellen würde. Bekanntermaßen ist es denn ganz anders gekommen. Die Franzosen verlangten "Rache für Sadowa." Sie haben es ihrem Kaiser Napolen III. nicht so recht verziehen, dass er bei dem deutschen Bruderkrieg tatenlos zugesehen hat. Ein Regime, wie das Napoleons war auf außenploitische Erfolge und den damit verbundenen Prestig aber angewiesen, damit sein Kaisertum vom Volke mitgetragen wird. Und 1870 sah es nicht gerade rosig um die Monarchie Napoleons aus.
Als dann die Thronkandidatur Leopolds bekannt wurde, haben im Frankreich sämtlich Glocken Sturm geläutet. Es galt zu verhindern, das ein Prinz der Hohenzollern auf dem Thron Karl V. Platz nimmt. Die französische Diplomatie ist dabei gleich sehr agressiv zu Werke gegangen, was nicht zuletzt am dem französischen Außenminister Gramont, ein ausgesprochener Preussenhasser, gelgen hat. Es ist aber auch zu berücksichtigen, das natürlich er auch unter dem Druck der Öffentlichkeit stand. Gramont ist es im Prinzip darum gegangen, Preussen zu demütigen und hat dabei kräftig mit Feuer, hier eben dem Krieg, gespielt. Des Weiteren hatte Gramont aber auch die internationalen Absichten und Reaktionen kolossal falsch eingescshätzt bzw. hatte aus den Berichten seiner Botschafter das herausgelesen, was er lesen wollte.
In der französischen Nationalversammlung führte er unter anderem aus:
„Frankreich würde nicht dulden, dass der Prinz von Hohenzollern oder sonst irgendein preußischer Prinz den spanischen Thron besteigt. Um diesen möglichen Fall zu verhindern, zählt die Regierung zugleich auf die Klugheit des deutschen Volkes und auf die Freundschaft des spanischen Volkes. Sollte es jedoch anders kommen, so wüssten wir kraft Ihrer (der Abgeordneten) Unterstützung und derjenigen der Nation ohne Zögern und ohne Schwäche unsere Pflicht zu tun.“ (Quelle Wickipedia)
Die französische Regierung hat die Geister, die sie nicht mehr los wurde, doch selbst am 04.Juli durch Eröffnung der Pressekampagne im offiziösen Constitutionnel durch einen aufsehenerregenden Artikel, Mitverfasser war der französische Außenminister Gramont, herbeigerufen. (1)
Gramont hatte selber Interesse an einen Krieg gegen Preußen. Sobald er Kenntnis von dem Verzicht Leopolds, ausgesprochen durch dessen Vater Karl Anton, erhalten hatten, ging es für ihm nicht mehr um die Frage der Thronkandidatur, sondern schlicht um die militärische Auseinandersetzung Frankreichs mit Preußen. (2)
Gramont ging wohl, warum auch immer, das er mit der Unterstützung Österreichs rechnen könne, obwohl Kaiser Franz Joseph hier unmissverständlich Auskunft erteilt hat.
Was die französische Öffentlichkeit angeht, so ist wohl festzuhalten, dass diese es wohl primär, anders als bei Gramont und Eugenie, darum ging, einen Hohenzollern auf dem spanischen Thron zu verhindern. Anderseits ist aber auch ganz klar, dass der Preussenhass seit Königgrätz und der ausgebliebenen Kompensation ziemlich ausgeprägt war.
Am 23.Juli schrieb Napoleon an La Valette: Die in Frankreich herrschende Begeisterung ist unglaublich. Der Präfekt von Marseille teilte mir einige Tage vor der Kriegserklärung mit: Selbst ein ehrenhafter Friede wird die öffentliche Meinung nicht mehr zufrieden stellen, und wenn selbst Marseille, eine friedliche Stadt par execellence, in dieser Stimmung schwelgt, können Sie sich alles weitere unschwer ausmalen. (3)
Ollivier und Gramont standen unter erheblichen Druck. Während einer Unterredung mit dem preussischen Botschafter Werther verlangte Ollivier zur Beilegung der Krise nun doch eine Beteiligung des Königs. Von diesem Schritt hatte ihn Gramont überzeugt und dieser wiederum hatte sich mit Napoleon und Eugenie auf diese Vorgehensweise geeinigt. (4)
Ollivier berief sich gegenüber Werther auf die übersteigerte Erregung der Öffentlichkeit. „Ich (Ollivier) sagte zu den Botschafter, daß….es in einer so gespannten Lage nötig sei, in ganz besonderer Weise Wert zu legen auf die öffentliche Meinung, weil sie in diesen Zeiten der Krise eine Macht gewinne, die größer sei als die der Kabinette, die mit ihr zu tun haben. Das sei so wahr, das wir glaubten versichern zu können, das kein Ministerium, welches es auch immer sei, von nun an das Vertrauen der Kammer und der öffentlichen Meinung behalten könne, wenn es einer Regelung zustimme, die nicht irgendeine Garantie für die Zukunft enthalte.“
Preußen sollte also gedemütigt werden, damit die französische Regierung wieder fest im Sattel sitzt.
Na, wenn das kein Spiel mit dem Feuer war...., aber der Vergleich zu 1914 passt nicht.
(1) Becker, Bismarcks spanische Diversion und der preußisch-deutsche Reichsgründungskrieg
(2) Dittrich Bismarck, Frankreich die Thronkandidatur der Hohenzollern
(3) Willms, Napoleon III,
(4)
Entscheidung 1870, Aufsatz Muralt
(5) Dittrich, Bismarck, Frankreich und die spanische Thronkandidatur der Hohenzollern