Quintus Fabius schrieb:
Viele viele Fragen, warum brach der Krieg eigentlich aus, welche Interessen und Gruppen standen dahinter und dagegen, was wollte Rom auf Sizilien, war ein derart großer und verlustreicher Krieg überhaupt geplant, was dachten beide Seiten was geschehen würde?
Die Eroberung Italiens durch die Römer brachte eine Veränderung der Gesamtlage im Mittelmeerraum, die die Führung in Karthago, die ja Sardinien, Westsizilien und Korsika als unverzichtbare Eckpfeiler ihres See-Reiches betrachteten, beunruhigen musste. Ebenso musste es Rom beunruhigen, das das Tyrrhenische Meer von der Seemacht eines fremden Staates beherrscht wird, während man selbst über keine ausreichende Kriegsflotte zum Schutz der Küsten verfügte.
Ursache für den Ausbruch des Krieges waren kampanische Söldner, die Mamertiner (Mars-Söhne): Diese hatten um etwa die Mitte der 80er Jahre des 3. Jahrhunderts v. Chr. die Stadt Messina an sich gerissen und etabilerten dort einen Räuberstaat, von dem aus sie in unablässiger kriegerischer Expansion und systematischer Ausplünderung der Nachbarschaft das Land verheerten. Zur Zeit des Pyrrhos, als dieser nach Sizilien übersetzte, beherrschten sie den nordöstlichen Teil der Insel. Nach dem Abzug von Pyrrhos hatte Hieron als "strategos autokrator" die Macht ergriffen und den Krieg gegen die Mamertiner eröffnet. 269 v. Chr. errang er am Fluß Longanos einen entscheidenden Sieg über die Mamertiner; anschließend eroberte er einen großen Teil des von den Mamertinern beherrschten Gebietes in Nordostsizilien und begann anschließend die Belagerung von Messina. Die wandten nun einen Hilferuf an Karthago, die diesem Nachkamen und ein Besatzung nach Messina schickten. Hieron musste, weil seine Kräfte nicht ausreichten, um den Krieg mit Karthago aufzunehmen, die Belagerung abbrechen. In der Folge kam es zu Konflikten zwischen den Mamertinern und Karthagern, was die Mamertiner veranlasste, sich mit der Bitte um ein Freundschaftsbündnis an Rom zu wenden. Der Senat nahm die Bitte an, die karthagische Besatzung zog ab (es gibt zwei versionen, wer den Abzug der Karthager auslöste: In der einen die Mamertiner, in der anderen der röm. Gesandte Gaius Claudius). Für Rom war dies ein wichtiger Erfolg, immerhin stand nun eine feste Stadt bereit, das römische Heer beim übergang nach Sizilien aufzunehmen. In Karthago war man über diese Nachricht verbittert und rüstete Heer und Flotte für eine Expedition gegen Messina. Man war wohl entschlossen, die Stadt um jeden Preis zurückzuerobern. In Rom entsandte man, nach heftigen Auseinandersetzungen, ein Heer nach Sizilien.
Quintus Fabius schrieb:
warum dauerte die Belagerung von Lilybaeum so lange ? wie hoch waren die Verluste beider Seiten, warum nahm Rom das karthagische Friedensangebot von 256 nicht an ? und war Hamilkar wirklich so ein genialer Stratege schon in Sizilien oder erlernte er es dort erst ? usw
Lilybaion war eine starke Festung (hatte 276 v. Chr. als letzter karthagischer Stützpunkt auf Sizilien den Angriffen Pyrrhos' widerstanden), mit großer strategischer Bedeutung. Die Römer boten ca. 40.000 Mann und 120 Schiffe auf, die Karthager hatten ursprünglich 10.000 Mann, was gerade zur Verteidigung der Mauer reichte. Die Römer versuchten es zunächst mit mehreren Frontalangriffen, scheiterten aber. Sie brachten einen Teil der Stadtmauer zum Einsturz, aber die Karthager hatten dahinter neue Aufgezogen, ebenso bemerkten die Karthager die Tunnelgrabungen der Römer und konterten, indem sie Gegentunnel gruben. Inzwischen wurde von Karthago Verstärkung geschickt, 50 Schiffe und 10.000 Soldaten. Die Karthager starten nun ihrer Seits, unter der Führung von Himilko, einen Gegenoffensive, um die Belagerungsmaschinen zu zerstören, scheiterten ebenfalls. Die Belagerung ging also wie gewohnt weiter: Blockade, Tunnelgräben, Katapultgeschosse. Noch ein kurzes Wort zur "Hafenblockade" Lilybaions: Der Verkehr zwischen Karthago und Lilybaion konnte dank der überlegenen Schnelligkeit der karthagsichen Fünfruderer aufrecht erhalten werden, bis es den Römern gelang, einen ähnlich schnellen Vierruderer zu erbeuten. Etwa um die selbe Zeit gelang es den Karthagern während eines starken Westwindes Feuer an die römischen Belagerungswerke zu setzen, das sich trotz aller Löschversuche weiter ausbreitete und den Maschinenpark so sehr verzehrte, dass selbst die Fundamente der Belagerungstürme unbrauchbar wurden. An weitere Frontalangriffe war nicht mehr zu denken, zumal schwere Verluste zu verzeichnen waren. Die Belagerung entwickelte sich zur Blockade. Im Jahre 249 v. Chr. übernahm Konsul Publius Claudius Pulcher das Oberkommando und faßte den verhängisvollen Entschluss, nachdem er erkannt hatte, dass an eine Landbelagerung nicht zu denken war, die karthagische Flotte im Hafen von Drepanon anzugreifen. Die Karthager jedoch entdeckten bei Tagesanbruch die römische Flotte, die sich dem Hafen von Drepanon näherte und traf darauf Gegenmaßnahmen. Die römische Flotte unter der Führung des Pulcher, der zudem den Fehler begannen hatte, sein Admiralsschiff an das Ende der Marschkolonne zu setzten, wurde besiegt. Bald darauf schicke Karthago erneut Verstärkungen (70 Schiffe) nach Sizilien, worauf diese das römische Lager von Lilybaion angriffen und mehrere aus Drepanon entkomme Schiffe zerstörten. Anschließend ging bei der Überführung der 120 Kriegs- und 800 Transportschiffe der Großteil der Flotte verloren, hauptsächlich während eines Unwetters (während des karth. Angriffs verloren die Römer 30 Schiffe - 17 wurden versenkt, 13 waren nicht mehr zu gebrauchen). In Rom war man somit für die nächste Zeit gezwungen, die Kriegsanstrengungen vorerst auf ein Minimum zu reduzieren.
Über Hamilkars Herkunft und sein Vorleben gibt es keine zuverlässige Überlieferung. Es wid nur erwähnt, dass er für sein verhältnissmäßig junges Alter ein hohes Amt inne hatte und sich im Krieg bereits ausgezeichnet hatte.
Die Opferzahlen dürften in die Hunderttausende gehen, vor allem die Opfer des Seekrieges fielen schwer ins Gewicht: Rom hatte ungefähr 600 Schiffe verloren, die Karthager 500 Schiffe (zum größten Teil Penteren mit einer Besatzungstärke von jeweils 400 Mann oder mehr). Weiters kann ich noch den Zensus von 247 v. Chr. anfügen: Demnach wurden zu diesem Zeitpunkt 241.000 römische Bürger gezählt, im Vergleich dazu zählte man 252 v. Chr. 297.000 römische Bürger. Noch härter dürften die Verluste der Förderaten (socii) gewesen sein.
Die Karthager baten um Frieden, Regulus jedoch stellte sehr harte, für Karthago inakzeptabele, Bedingungen (lt. Cassius Dio 43,22ff): Abtretung von Sizilien und Sardinien, Rückgabe der römischen Gefangenen. Zahlung einer Kriegsentschädigung, Status einer tributpflichtigen Untertanenstadt Roms sowie Waffenhilfe Roms im Kriegsfall.