Jetzt schreibe ich mal etwas Provokatives: Es gab keine persische Hochkultur in der Antike und schon gar keine persische Philosophie und Wissenschaft. Denn die ursprünglichen Perser selbst waren ein ziemlich ungehobelter halbnomadischer Haufen, als sie aus der wüsten Persis heraustraten und innerhalb von zwei Generationen alle Kulturvölker des Nahen Ostens überrannten und ein Weltreich errichteten.
Eine solche Behauptung wird der persischen Kunst und der persischen Palastkultur nicht gerecht.
So erfolgte in der Zeit der Achämeniden (etwa 700-300 v. Chr.) mit der gewaltigen Ausdehnung des Reichs auch eine hohe Prachtentfaltung, besonders im Palastbau. Hervorragende Beispiele sind die Säulenhallen in Pasargadai, Persepolis und Susa. Monolithe mit Reliefs mit Darstellungen königlicher Paraden und der Delegationen der Reichsvölker schmücken die Freitreppen. Glasurziegelreliefs in Susa setzen alte Traditionen verfeinert fort. Die Selbstdarstellung der Könige findet ihren Höhepunkt in den mächtigen Felsreliefs mit dreisprachiger Inschrift von Bisutun und den Königsgräbern in Naghsch Rostam.
Ferner gibt es reichen Goldschmuck mit Granulation, Filigran und Zellenschmelz, der den skythisch-persischen Tierstil zeigt, der auch auf Waffen nachweisbar ist. Erhalten ist in diesem Zusammenhang königliches Tafelgeschirr mit Gold- und Silbergefäßen wie Trinkschalen, Kannen mit Greifenhenkeln, Trinkhörnern mit Tierköpfen usw. Auch wurden älteste Knüpfteppiche und andere achämenidsch beeinflusste Textilien gefunden.
In diesen Kontext gehört auch die altpersische Literatur, die leider nur in den mehrsprachigen Inschriften der Achämeniden von Darius I. bis Artaxerxes III. erhalten ist. Die Inschriften sind auf Felswänden, an Bauwerken, Tafeln aus Stein und Edelmetall, Gefäßen, Schalen usw. angebracht. Sie sind teils historisch-chronistischen Inhalts, teils sind es Bauurkunden oder aber kürzere Texte, die sich Formeln und Aufzählungen erschöpfen.
Eine neue Blütezeit persischer Kunst erfolgte in der Sassanidenzeit, wo Paläste und Feuertempel als Schalenmauerwerk oder Quaderbau errichtet wurden, mit großen, vorn offenen Tonnengewölben (Iwan-Vorhalle) und Kuppeln über quadratischem Grundriss.
Das alles steht für eine durchaus eigenständige persische Kunst und Kultur, die natürlich eingebunden ist in das kulturelle Umfeld Vorderasiens. Keine Kultur ist völlig autonom, sondern sie empfängt stets Impulse und Anregungen aus dem geografischen Großraum, in dem sie sich entwickelt.