Ein interessantes Thema für eine Facharbeit über Indianer wären die Beziehungen zwischen dem Volk der Comanchen und den deutschen Einwanderern in Texas gewesen. Comanchen und deutschen Einwanderern gelang mit dem Frieden vom 02.03.1847 und dem darauf folgenden Abschluß des Friedensvertrages vom 09.05.1847 eine historische Leistung.
Die historische 'Leistung' ist zwar unstrittig, ich halte dies als Thema für eine Facharbeit jedoch für nicht geeignet, da zu sehr spezifiziert. Für Schüler wird es zudem problematisch sein, an diesbezügliche Quellen heranzukommen und sich nicht nur auf das zu verlassen, was im Internet zu finden ist, wenn auch zb Tageszeitungen ab und an sozus unter Kuriosa etwas berichten.
Noch eine Anmerkung bezüglich des weiter oben im Thread angesprochenen angeblichen romantischen Indianerbildes von Karl May. Die Werke des sächsischen Fabulierers mögen romantisch sein, Karl Mays Standpunkt jedoch ist eindeutig und seine Schilderung der damaligen Verhältnisse schonungslos:
May ist in keiner Weise im Rahmen einer Facharbeit als sachdienliche Aussage oder gar Sachaussage zitierwürdig.
Ich gebe dir nur insofern recht, daß May kein *romantisches* Indianerbild vertritt, sondern dies im Gegenteil von den Ansichten seiner Zeit deutlich geprägt ist, da May sich der Auffassung der Indianer als "vanishing race" voll und ganz anschließt. Da ist er in seinem Standpunkt, wie du schreibst, auch eindeutig. Jedoch beruht das Konzept der "vanishing race", das seinerzeit auch von Personen vertreten wurde, die sich in Teilen positiv über Indianer äußerten, auf Stereotypen - nicht zuletzt das des Indianers, der mit und in der 'modernen Welt' nicht zurechtkommt und vor allem auch nicht zurechtkommen kann. Dieses Konzept ist jedenfalls in keiner Weise als "romantisch" zu bezeichnen..
Im von dir ausgewählten Zitat heißt es u.a.:
Welch eine stolze, schöne Erscheinung war er früher, als er von der Mähne seines Mustangs umweht, über die weite Savanne flog, und wie elend und verkommen sieht er jetzt aus in den Fetzen, die kaum seine Blöße decken!"
Winnetou Band I
Hier liegt eine erhebliche Verkürzung der Betrachtung indianischer KulturEN vor ('Mähne des Mustangs', 'über die weite Savanne flog') auf die in der Entwicklung recht neuen Plainskulturen vor, die jedoch nur eine Minderheit der indianischen Ethnien ausmachten; die anderen fallen bei ihm unter den Tisch. Das so tradierte Indianerbild ist heute noch wirksam und sorgt dafür, daß die Plainskulturen als typisch und weitverbreitet bzw als einzige indianische Kultur im nordamerikanischen Raum angesehen werden.
Die von May u.a. eingenommene Betrachtungsweise bewertet Indianer auch (teils ausgesprochen, teils wie im obigen Zitat nicht ausdrücklich) als 'minderwertig', weshalb sie die Begegnung mit der 'modernen weißen Kultur' eben nicht unbeschadet überstehen können, sondern ein moralischer, kultureller etc Abstieg der indianischen Völker geradezu zwangsläufiges Ergebnis des Kontakts mit der 'überlegenen' weißen Zivilisation und am Ende der Entwicklung das Aussterben der Indianer ebenso zwangsläufig, vorprogrammiert und notwendig sei - mithin auch bei bestem Willen seitens der Weißen nicht zu vermeiden, mit Ausnahme einiger Individuen, die möglicherweise doch eine Assimilation schaffen können, die jedoch innerhalb dieses Denkmodells als Ausnahmen aufgefaßt werden. - Vorhandene
Gegenbeispiele klammert diese Betrachtungsweise eher systematisch aus - wie May in keiner Weise zb die Existenz der sogen Five Civilized Tribes zur Kenntnis nimmt, die unter dem Einfluß der weißen Kultur eine Schrift entwickelt hatten und innerhalb weniger Jahre in dieser alphabetisiert waren, die traditionelle Institutionen mit denen der weißen Kultur kombinierten etc.
Wenn May wie im obigen Zitat die Verelendung der indianischen Ethnien (... "in den Fetzen, die kaum seine Blöße decken...") als Tatsache hinstellt, reicht dies in keiner Weise für eine 'schonungslose' Beschreibung, da er es beim Ansprechen eines Ist-Zustandes beläßt und auf dessen Ursachen kaum eingeht. Hierdurch erfährt die Argumentation, es habe gar nicht anders kommen können, eine weitere, immanente Bestätigung. Der Verweis auf den Alkoholkonsum als Begründung dient ebenfalls als Stütze der Argumentation, allein der Kontakt mit 'der Zivilisation' habe ausgereicht, um diese Entwicklung zwangsläufig ablaufen zu lassen.
Wer May gelesen hat, kann sich außerdem an immer wiederkehrende Bewertungen erinnern, die Personen mit 'gemischter' Abkunft deutlich degradieren; May wiederholt in seinen Büchern die seinerzeit gängige These, daß 'Mischlinge' von beiden 'Rassen' nur die negativen Eigenschaften erben und daher noch minderwertiger seien als 'reinrassige' Indianer und stellt diesen Personenkreis in seinen Büchern auch entsprechend dar. Damit kommen diese Personen noch schlechter weg als 'reinrassige' Indianer und Weiße, deren Schlechtigkeit nicht als sozus genetisch unausweichlich dargestellt wird.
Die bei May vorherrschende Betrachtungsweise der zum Untergang zwangsläufig verurteilten Indianer sowie auch der 'rassischen' Minderwertigkeit von Personen 'gemischter' Abkunft war im 19. Jahrhundert allgemein verbreitet. Inzwischen kann sie jedoch in keiner Weise mehr als "eindeutiger Standpunkt" positiv beurteilt oder gar als "schonungslose Schilderung" bezeichnet werden.