Das ist nach den Quellen über die Schlacht falsch. Nochmals erklärt: Die Eroberung war in der Konzeption und Planung des Angriffes nicht vorgesehen, vielmehr sollte mit der Inbesitznahme des Höhengeländes gestoppt werden, um die französische Gegenoffensive abzuwarten. Der ostwärts der Marne liegende Verdun-Bogen sollte gerade ausdrücklich erhalten bleiben, um die französische Führung überhaupt zur Gegenoffensive und zum Einsatz aller Reserven zu bewegen. Auch mit dem Patt auf dem Ostufer und der verzögerten Offensive auf dem Westufer der Maas im März änderte sich das nicht.
Woher weißt Du das alles? Leitest Du das aus der strategischen, operativen oder taktischen Gefechtsführung ab? Oder berufst Du Dich nur auf die Aussagen von Leuten, die in der Zwischenkriegszeit über Verdun geschrieben haben und damit - gestützt auf die Aussagen von Falkenhayn selbst - an Mythenbildung beteiligt waren?
Nur zur Erinnerung: Ich hatte den Namen "Olaf Jessen" bereits genannt. Der Mann ist Historiker, hat eindrucksvolle Quellenarbeit geleistet, und kommt zu dem Schluss, dass hinter Falkenhayns Vorgehen mehr als nur der "Wunsch" nach einer "Abnutzungsschlacht" gesteckt haben muss.Beschreibungen des militärischen Vorgehens, dass angeblich auf einen "anderen Plan" hindeutet, sind von Dir nicht gekommen. Leg das bitte vor, dann kann man darüber nachdenken.
Deine Behauptung, dass sich die historische Wissenschaft über das Gegenteil völlig einig sei, ist mithin schon durch den Namen "Jessen" widerlegt.
Das Recht darauf habe ich Dir nie abgesprochen. Halte Dich, an was Du willst. Meinetwegen sogar dann, wenn sich die von Dir bevorzugte "Fachliteratur" letztlich auf nichts anders als die Selbstdarstellungsbemühungen von Falkenhayn stützt und jemand wie Jessen dazu sagt:Bis dahin halte ich mich an die Plananalysen der Fachliteratur.
„Falkenhayns Memoiren und die Wortschöpfung der Forschungsanstalt, ebenso griffig wie abwegig, haben Generationen von Historikern auf falsche Fährten gelockt.“
Nebenbei: Die "Plananalysen der Fachliteratur" müsstest Du mal nennen. Hilfreich wäre es, wenn in den "Analysen" auch wirklich strategische, operative und taktische Verhaltensweisen beleuchtet worden wären. Hier mal ein Link zu einem Text, der die historiografische Behandlung des Themas kritisch beleuchtet:
http://d-nb.info/984608877/34
Ja, ist mir aufgefallen. Was mir nicht auffällt, ist: Welche Relevanz soll es haben, dass er das nicht im Vorspann sondern erst im Anhang darlegt? Wird seine Aussage dadurch unwahr?Wenn Du Jessen mal liest, dann fällt Dir sicher auf, dass er die Weihnachtsdenkschrift* überhaupt erst im Anhang als Exkurs analysiert.
Oooops! Das muss mir doch tatsächlich entgangen sein. Ich hatte das alles doch tatsächlich so verstanden, als würde Jessen behaupten wollen, dass hinter Falkenhayns Vorgehen mehr als nur der Wunsch nach "Ausbluten" steckte.Wenn Du weiter liest, und den Quellenabgleich von Jessen zur Kenntnis nimmst, dann ergibt sich daraus exakt meine oben dargestellte Aussage: Motiv und Konzeption der Schlacht werden hinreichend aus der gesicherten sonstigen Quellenlage deutlich.
Beleg erwünscht? Hier folgt einer:
„Nach Kriegsende gab es für Falkenhayn nur EINE Möglichkeit, sich das eigene Scheitern nicht einzugestehen: Der Generalstabs-Chef musste glauben, die Schlacht sein ein Erfolg der „Ausblutungsstrategie“ gewesen.“
So belesen wie Du bist, findest Du ganz sicher heraus, auf welcher Seite seines Buchs Jessen das geschrieben haben soll. Ganz besonders, weil Du ja selbst - verblüffenderweise! - aus diesem Abschnitt zitierst:
Ganz wunderbar zitiert! Könnten die Historiker, auf die Du Dich die ganze Zeit berufst, vielleicht genau die Historiker sein, die auf "falschen Fährten" sind, weil sie Falkenhayns Selbstdarstellung und der darauf fußenden Mythenbildung seiner Nach-Autoren geglaubt haben????Jessen: "Falkenhayns Memoiren und die Wortschöpfung der Forschungsanstalt, ebenso griffig wie abwegig, haben Generationen von Historikern auf falsche Fährten gelockt."
Dass die in dem von Dir verlinkten Zitat erwähnte "Wortschöpfung" sich auf die Bezeichnung "Weihnachtsmemorandum" bezieht, sei nur am Rande erwähnt. Dass nicht Falkenhayn sondern die Forschungsanstalt dieses Wort "geschöpft" hat, bedeutet nämlich noch lange nicht, dass das "Weihnachtsmemorandum" schon damals als "nicht authentisch" betrachtet worden sei. Im Gegenteil: Die Historiker, auf die Du Dich berufst, akzeptieren das angebliche Memorandum als authentisch. Was offenbar falsch ist. Siehe Jessen.
Nur zur Erinnerung: Falkenhayn - und auch alle anderen Autoren, die in der Zwischenkriegszeit geschrieben haben - ,haben sich bemüht, die Schlacht um Verdun so darzustellen, als sei sie ein "deutscher Sieg" gewesen, der durch die Ermattungsstrategie Falkenhayns möglich geworden ist.
Wiederum: Ganz toll zitiert! Ich stimme Dir vollumfänglich zu! Genau dieses Zitat hatte ich mir auch gerade herausgesucht!Was ist dann überhaupt deren Bedeutung? Jessen schließt sich vorbehaltslos der Afflerbach-Auffassung an: "Die Weihnachtsdenkschrift ist tatsächlich eine um Authentizität bemühte Selbstinterpretation ... und die in ihrer Zusammenstellung und Gewichtung ihrer strategischen Argumente die ursprünglichen Ziele Falkenhayns völlig verschleiert".
In der Passage fand ich insbesondere die Aussage spannend, dass die ursprünlichen Ziele Falkenhayns "völlig verschleiert" wurden. Wenn das so war, schließt sich die logische Frage an: Was waren dann die ursprünlichen Ziele Falkenhayns? Etwa NICHT die Abnutzungssschlacht? Hattest Du nicht bislang die Auffassung vertreten, der "Stand der Forschung" habe eine "Abnutzungsschlacht" als einzig denkbares Ziel Falkenhayns erwiesen?
Wie passt dazu Deine folgende Aussage:
Ein Angriff gegen die stärkste Festung des Feindes sollte also über das Mittel des "Ausblutens" (Abnutzungsschlacht) zurück zum "Bewegungskrieg" führen. Sehr logisch, nach allem, was Clausewitz über Festungen im Allgemeinen und was Schlieffen über die französischen Festungen an der deutschen Grenze im Besonderen gesagt haben...Das "Ausbluten" ist nicht der Schlüsselabschnitt. "Unternehmen Gericht zielte auf die Rückkehr zum Bewegungskrieg - über einen operativen Durchbruch im Nach- oder Gegenstoß nach Zermürben der gegnerischen Reserven".
Kannst Du Deiner eigenen Argumentation eigentlich noch folgen?
"Konsens" im "Stand der Forschung" war doch weiter oben noch, dass es um eine Abnutzungsschlacht gegangen sei. Jetzt plötzlich reden wir von Rückkehr zu Bewegungskrieg? An welchen strategischen, operativen oder taktischen Maßnahmen während der Kämpfe um Verdun soll diese wilde Volte denn ablesbar sein?
Dann hat wohl auch Falkenhayn selbst nicht verstanden, was er Deiner Auffassung nach gemeint hat. Er hat nämlich selbst offen gelassen, was er eigentlich wollte:Auch hiernach ist das, was Du über die "Einnahme von Verdun" schreibst, falsch.
(...)
Die Festung sollte nicht genommen werden.
„Hinter dem französischen Abschnitt der Westfront gibt es in Reichweite Ziele, für deren Behauptung die französische Führung gezwungen ist, den letzten Mann einzusetzen. Tut sie es, so werden sich Frankreichs Kräfte verbluten, da es ein Ausweichen nicht gibt, gleichgültig, ob wir das Ziel selbst erreichen oder nicht. Tut sie es nicht und fällt das Ziel in unsere Hände, dann wird die moralische Wirkung in Frankreich ungeheuer sein."
Das liest sich doch eher so, als hätte Falkenhayn durchaus das Ziel gehabt, Verdun "in die Hand" zu bekommen. Dieses Urteil ist natürlich nur zutreffend, wenn man an das Märchen glaubt, dass er diesen Quark schon vor der Schlacht erzählt hat. Wenn hingegen Jessens Auffassung zutreffend sein sollte, dass Falkenhayn diesen Sermon erst nach dem Krieg geschrieben hat, um das von ihm zu verantwortende Debakel nachträglich in einen "Sieg" umzudefinieren, dann bleibt die Frage offen:
Was WOLLTE er denn eigentlich?
Zur Frage, ob Falkenhayns "Weihnachtsdenkschrift" authentisch oder eine nachträgliche Lüge war, hat sich übrigens unter anderem der Zeitgenosse Groener (im WK I Chef des Feldeisenbahnwesens) im Jahr 1934 in der folgenden Weise geäußert:
„Den Gedanken, daß es ‚Deutschland frei stehe seine Offensive schnell oder langsam zu führen, sie zeitweise abzubrechen oder sie zu verstärken, wie es seinen Zwecken entspreche‘, habe ich nie aus seinem [Falkenhayns] Munde gehört. Ich halte den Gedanken für so bizarr, daß man versucht ist zu vermuten, er sei nachträglich in die Denkschrift hineingekommen.“
Seine Memoiren hat er nachweislich erst nach dem Ende des Krieges geschrieben und in den Memoiren taucht die von ihm selbst nicht so benannte "Weihnachtsdenkschrift" auf. Mit diesen Memoiren will er darlegen, dass die Schlacht um Verdun ein "deutscher Sieg" gewesen sei und dass die französischen Verlustzahlen doppelt so hoch gewesen seien wie die deutschen. Beide Behauptungen waren bewusste Lügen. Zu dem Zeitpunkt war klar (oder hätte DEM FELDHERREN!!! zumindest klar sein müssen), dass Verdun KEIN Sieg war und dass dort auf beiden Seiten fast genau gleich viele Menschen krepiert waren.Er hat nicht gelogen, nicht einmal verfälscht, sondern die Front-Auswertungen ergaben viel zu hohe Verlustschätzungen der französischen Truppen.
Dass die von Dir bevorzugte Fachliteratur "Fakten" und nicht Meinungen belegt, betonst Du in jedem Deiner Beiträge. In jedem Deiner Beiträge ingnorierst Du überdies auch Werke von Fachleuten, die andere Meinungen vertreten. Im vorliegenden Fall: Jessen. Es gibt keine "quellenseitig belegte Konzeption Falkenhayns". Es gibt nur eine "herrschende Meinung", die von der Legendenbildung geprägt ist, die Falkenhayn selbst mit seinen Memoiren in Gang gesetzt hat.Die "hätte"-Kritik richtete sich gegen die Rhetorik, die quellenseitig in der Fachliteratur belegte Konzeption Falkenhayns, somit entgegen der Fakten in Zweifel zu ziehen.
Und Deine "hätte-Kritik" richtete sich nicht gegen meine "Rhethorik", sondern sie unterstellte, dass ich hier über Methoden schwadronieren würde, wie Deutschland den Krieg hätte gewinnen können. Genau darum drehte sich Deine erste "Hätte-Äußerung" und meine Entgegnung, dass diese "Hätte-Fragen" mir völlig latte sind!
Pöbeleien? Grammatikdefizite sind die "freundlichste" Deutung, die mir eingefallen ist! Die Alternative wäre, dass Du ganz bewusst meine Aussagen aus dem Zusammenhang reißt und in andere Zusammenhänge stellst!... nun wieder persönliche Pöbeleien über Grammatikkenntnisse loszulassen.
Hier machst Du das schon wieder:
Abgesehen davon, dass Du nun wirklich keinerlei Qualifikation hast, zu beurteilen, welche meiner Aussagen ich für überflüssig zu halten habe:Das stilistische Mittel, völlig unrealistische "Optionen" wie "Flanken unterstützen" oder "Paris-Vorstoß" einzustreuen, ist überflüssig.
Auch hier verschweigst Du wieder den Zusammenhang, in dem ich das geschrieben haben. Auch hier deutest Du wieder an, dass meine Aussagen in einem anderen Zusammenhang gesehen werden müssen.
HÖR AUF DAMIT!
Die bloße Tatsache, dass ich anderer Meinung bin als Du, berechtigt Dich nicht, meine Aussagen zu verzerren!