Richtig. Es war sowieso nicht immer das Ansinnen des Angreifers, die Bewohner des fremden Territoriums zu vernichten, denn die konnte man später noch als Arbeitskräfte brauchen. Vielmehr ging es darum, den Gegner zu unterwerfen und/oder zu schädigen. So drangen oftmals kleinere berittene Einheiten ins Feindesland ein, brandschatzten Höfe, stahlen oder vernichteten die Ernte und raubten das Vieh. Auf diese Weise sollte dem Landesherrn die wirtschaftliche Gundlage entzogen werden um ihn zu Zugeständnissen oder gar zur Aufgabe zu bewegen.
In dieser von dir geschilderten Form liefen die meisten Fehden ab: Schädigung und Schwächung des Gegners, wobei allerdings die Zivilbevölkerung durchaus litt, denn oft wurde den Bauern das Dach über dem Kopf angezündet oder die Felder verheert, Städte und Dörfer wurden geplünder und gebrandschatzt. So gab es z.B. in meiner Region häufig Streit zwischen den Bischöfen von Halberstadt und benachbarten kleinen Territorialherren und dabei ging es in der Regel um den Einfluss in benachbarten Territorien oder die Verletzung von Einflusszonen.
In die Mitte des 14. Jh. fallen Streitigkeiten des Stifts Halberstadt mit den Grafen von Anhalt wegen des Fürstentums Aschersleben, und fast gleichzeitig brach eine Fehde aus zwischen dem Stift und den Grafen Albrecht und Bernhard von Regenstein, den Schutzherren der Stadt Quedlinburg. Bischof Albrecht eroberte die den Grafen gehörende, dicht bei Quedlinburg gelegene Guntekenburg um Ostern 1325, und infolge dieses Sieges ging die Schutzherrlichkeit über die Stadt Quedlinburg auf das Stift Halberstadt über (14. April 1326).
Nachdem der Bischof noch eine bedeutendere Fehde mit Meißen ausgekämpft hatte, brach der alte Zwist wieder aus. Der Bischof beschuldigte die Grafen, dass sie außer verschiedenen Gewalttätigkeiten und Eingriffen in seine Rechte Kirchen zu befestigten Plätzen umgebaut hätten. Als Schiedsrichter wählten die streitenden Parteien Herzog Otto von Braunschweig, des Bischofs Bruder. Aber der Spruch des Herzogs befriedigte die Grafen nicht. Von neuem erhoben sie die Waffen und schädigten das Stift und die mit ihm verbundene Stadt Quedlinburg. Sie waren aber in diesem Kampf nicht glücklich und mussten ihren Gegnern verschiedene Zugeständnisse machen. Noch ehe jedoch die Fehde mit den Grafen von Reinstein beigelegt war, wurde die Tätigkeit Bischof Albrechts bereits von anderer Seite in Anspruch genommen.
Gut bekannt ist auch die
Eversteiner Fehde, eine Erbfolgeangelegenheit, die zwischen 1404 und 1409 zwischen den Edelherren von der Lippe und den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg stattfand. Der kinderlose Graf Simon III. hatte im Jahr 1403 einen Erbverbrüderungsvertrag mit dem kinderlosen Grafen Hermann VII. von Everstein geschlossen, wonach die Grafschaft Everstein nach seinem Tod an Lippe fallen sollte. Die Braunschweiger Herzöge wollten diesen lippeschen Machtzuwachs nicht hinnnehmen und begannen eine Fehde gegen Lippe. 1407 erreichte der Herzog die Aufhebung des geleisteten Eides von Papst Gregor XII., in dessen Folge Lippe von allen Seiten angegriffen wurde, woran benachbarte Landesherren und der Bischof von Paderborn (!) beteiligt waren. Das Ende vom Lied war die Übergabe von Everstein an Braunschweig und die Plünderung und Brandschatzung der Städte Detmold, Blomberg und Horn.