Hi, als ich im Forum mich angemeldet habe, erblickte ich auch sogleich Fehler, inhaltlicher, oder orthografischer Art in dieser Einführung.
Ich machte mich dann daran, den Text zu überarbeiten, und habe das dann vor Fertigstellung, völlig vergessen zum Ende zu führen.
Deshalb hier nun meine Ergänzung und Korrektur des ersten Posts von Imperator, mit den Stellen, die ich eingefügt und korrigiert habe, in Fettdruck, damit man vergleichen kann, was ich geändert habe.
Übrigens ist es ja immer noch nicht fertig, aber bevor ich es nun wieder vergesse, erstmal mein Text. Später dann vielleicht am Wochenende oder so erstelle ich evtl. den kompletten Text, lese mir dann auch den Text von Landloper durch und füge ihn mit meinem zusammen.
So long. LG lynxxx
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Das Osmanische Reich
Man kann die osmanische Geschichte in vier Epochen unterteilen:
1. Aufstieg und Expansion (1281?–1481)
2. Zwischen Ost und West (1481–1600)
3. Mühsam errungene Erfolge und ernste Rückschläge
(ca. 1600–1774)
4. „Das längste Jahrhundert des Reiches“ (von Küçük
Kaynarca 1774 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 und Ende des Reiches 1923)
Das Osmanische Reich entstand aus einem von vielen
Emiraten in Kleinasien, welche die Nachfolgreiche des Seldschukenreiches waren. Als erster
Emir, Khan und Begründer des Osmanischen Reiches gilt Osman I., der dem Reich seinen Namen gab.
1281(?) starb sein Vater und Osman I. machte sich an der Grenze zum byzantinischen Reich (in Bithynien) daran sein Fürstentum zu konsolidieren. Osman nutzte die Schwäche seines Nachbarlandes Byzanz
und anderer türkischer Nachbaremirate aus, sie anzugreifen und sein Gebiet langsam
auf eine Fläche zu vergrößern, die in etwa der Fläche Rheinland-Pfalz entsprach. Dabei zeigten sich schon Ansätze, die später charakteristisch für das osmanische Reich werden sollten, nämlich die Vergrößerung nicht nur durch militärische Mittel, sondern auch durch Diplomatie, Bündnispolitik, christliche und muslimische Überläufer. Sein Sohn und Nachfolger Orhan
I. eroberte 1326 schließlich Bursa und machte es zur Hauptstadt des Reiches.
Neben den weiteren militärischen Gebietsgewinne von byzantinischem und türkischem Boden, setzte auch Orhan politische Mittel zum Ausbau der Macht ein. So verbündete er sich 1346 mit dem byzantinischen Thronprätendenten Johannes Kantakuzenos, heiratete seine Tochter und verhalf ihm zum Thron.
In der Folge half Orhan ihm 1349 gegen die Serben und setzte mit einem 20000 Mann großen Heer über die Dardanellen nach Europa über. Sie zogen sich nach ihrem Sieg über die Serben und der Befreiung von Saloniki wieder auf anatolisches Gebiet zurück, aber als es zu weiteren byzantinischen Thronwirren kam, setzten sie auf Europa über und eroberten 1354 Gallipoli, welches bei den Dardanellen lag (im selben Jahr wurde auch Ankara, die größte Stadt in Zentralkleinasien, erobert).
Nach Orhans Tod 1360 zählte sein Land zu den bedeutendsten Fürstentümern in Anatolien - mit einer Fläche fast so groß wie das heutige Österreich. Der kulturelle Einfluß der Byzantiner auf die Osmanen wuchs, da nicht nur der Basileus (byz. Kaiser) der Schwiegervater von Orhan war, sondern auch z.B. in den mehr oder minder friedlich übernommen byzantinischen Städte Nicomedia und Nicaea ein intakter Verwaltungsapparat vorgefunden wurde. 1361 gelang es dem Nachfolger Orhans I., Murat I., Adriananopel/Edirne zu erobern, welches kaum vier Jahre später neue Hauptstadt des Osmanischen Sultanats wurde. Von dieser Zeit an hatte die europäische Reichshälfte die größere Bedeutung als die asiatische. Byzanz entrichtete den Osmanen Tribut und erhielten als Gegenleistung Getreide.
Auf dem Balkan formierte sich unter den slawischen Staaten ein Widerstand, der jedoch nicht lange anhielt: die Serben erlitten am 28. Juni 1389 in der Schlacht auf dem Amselfeld
trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit eine vernichtende Niederlage. Die Folge war
das Herabsinken Serbiens zum Vasallenstaat durch die Osmanen.
Im anatolischen Teil waren neben Feldzügen, in denen erstmals in der osm. Geschichte Kanonen eingesetzt wurden, weiterhin politische Methoden, wie z.B. durch Heirat, durch Kauf, etc. für Gebietsgewinne verantwortlich, so dass beim Tode Murats I. das Osmanische Reich fast so groß wie die Bundesrepublik Deutschland war. So ist es kein Wunder, dass der Herrscher nunmehr ständig eigenmächtig und selbstbewusst den Titel Sultan (u.a.) oder Hudavendigar (persisch: Herrscher) führte.
Sultan Bayezit I. heiratete die Tochter des byzantinischen Kaisers Johannes Palaiologos und setzte die Eroberungen in Europa und Kleinasien fort, z.B. wurde die Walachei ein Vasall und die mächtigen westanatolischen Emirate wurden einverleibt. 1396 wurde das Kreuzfahrerheer bei Nikopolis vernichtend geschlagen. Auf diesen Erfolg hin soll der abbasidische Scheinkalif in Kairo den Osmanenherrscher offiziell den Titel Sultan des "Römerlandes" (= Rum) verliehen haben.
Inzwischen umfasste das Staatsgebiet große Teile des Balkan und nahezu ganz Anatolien, eine Fläche, erheblich größer als das heutige Frankreich und den Benelux-Staaten zusammen.
Im Jahre 1402 erlitten
die Osmanen eine vollständige Niederlage gegen den
türkischen Mongolenfürsten Timur Läng
mit seinem mehr als doppelt so großem Heer, doch schafften sie es,
nach einem Interregnum sich langsam wieder aufzurichten.
Seit 1438 (vorher nur vereinzelt) wurde für die stets einsatzbereite Elitetruppe der Janitscharen (= neue Truppe) und für die Verwaltung und Administration die Praxis der sog. Knabenlese (devschirme) eingeführt, indem besonders geeignete Christenknaben als Tribut genommen wurden, in Bauernfamilien in Anatolien umerzogen und die osmanisch/türkische Sprache und Kultur lernten, und durch das Leistungsprinzip durchweg die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg selbst in höchste Staatsämter erhielten.
Der Enkel Bayezits I., Murat II., konnte schließlich bei seinem Tode 1451 einen Staat hinterlassen, der zu den bedeutendsten Mächten in Europa wie im westlichen Asien zählte mit einer Fläche etwa wie das heutige Frankreich.
Am 29. Mai 1453 fiel schließlich Konstantinopel
nach 54tägiger Belagerung, die Hauptstadt von Byzanz,
durch Mehmet II. und erhob es zur neuen Hauptstadt. Im 16. Jahrhundert wurden zusätzlich der Iran, Syrien und Ägypten von Selim I. erobert; dieser nahm 1518 den Titel eines Kalifen an. Im Jahre 1520 wurde Süleyman II. der Prächtige Kalif, der nicht nur im Jahr darauf endgültig Serbien unterwarf, sondern auch in der Schlacht bei Mohacs am 29. August 1526 König Ludwig II. von Ungarn besiegte und sein Königreich einnahm; das Osmanische Reich grenzte nun ans Heilige Römische Reich.
Erzherzog Ferdinand von Österreich, der Schwager des in Mohacs gefallenen Ludwigs, ließ sich zum neuen König von Ungarn wählen und beanspruchte das Territorium. Die Osmanen antworteten im Herbst 1529 mit der Belagerung Wiens. Diese musste allerdings abgebrochen werden, da die osmanische Armee schlecht gerüstet war. In den folgenden Jahren konnte die Belagerung auch nicht wieder aufgenommen werden, da Kaiser Karl V. Wiens Verteidigungsanlagen und Truppenstärke verbessert bzw. vergrößert hatte. Immerhin konnte Süleyman fünf Jahre später den Irak erobern. Im Jahre 1566 starb Süleyman; mit seinem Tod begann der Untergang des Reiches. Am 7. Oktober 1571 wurde die osmanische Flotte von spanischen, venezianischen und päpstlichen Schiffen unter der Führung von Don Juan d’Austria besiegt. Und nach einem erfolglosen Krieg gegen Österreich 1593-1606 musste der Kalif auf Österreichs Tributzahlungen verzichten. In den folgenden Jahrhunderten verloren die Osmanen weitere Territorien. Nach der Niederlage während des 1. Weltkrieges, in dem die Osmanen Deutschland und Österreich-Ungarn unterstützt hatten, wurden 1922 das Sultanat und zwei Jahre später das Kalifat beseitigt und die Republik Türkei ausgerufen.
Literatur:
John Julius Norwich, „Byzanz“ (2000)
Brigitte Vacha, „Die Habsburger“ (1996)
- Suraiya Faroqhi: Geschichte des Osmanischen Reiches, München 2000 *
- Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300-1922, München 2001 *
- Suraiya Faroqhi: Kultur und Alltag im Osmanischen Reich. Vom Mittelalter bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, München 1995
- Ulrich Haarmann (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt, 3., erw. Aufl., München 1994
- Franz Babinger: Mehmed der Eroberer. Weltenstürmer einer Zeitenwende 1959 (590 dicker Schinken, der sich fast als historischer Roman liest, so anschaulich geschrieben)
- Suraiya Faroqhi u.a.: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, Bd. 2: 1600-1914, Cambridge 1994
- Daniel Goffman: The Ottoman Empire and Early Modern Europe, Cambridge 2002
- Halil Inalcik: The Ottoman Empire. The Classical Age 1300-1600, London 1973.
- Malcolm E. Yapp: The Making of the Modern Near East 1792-1923, London, New York 1987.
- Roderic H. Davison: Reform in the Ottoman Empire 1856-1876, 2. Aufl., New York 1973.
* = besonders auch für Einsteiger geeignet