JetLeechan
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:rechts:IG Die Kreuzzüge
Hi,
bei der Ausmistung meiner "Eigenen Dateien" bin ich über den folgenden Text gestolpert, den ich vor einiger Zeit für eine Mittelalterwebsite verfasst hatte.
Den möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Natürlich meine Lieblingsthemen, Wirtschaft und Kreuzzüge.
Die Finanzierung der Kreuzzüge
Die Kreuzzüge waren militärische Unternehmungen von im Mittelalter bisher ungekanntem Ausmaß. Zwei Punkte verdeutlichen die Unterschiede zu bisherigen militärischen Operationen besonders. Zum Einen waren die Kreuzfahrer in der Regel Freiwillige und keine Vasallen, die ihrer Pflicht zur Heeresfolge nachkamen, und zum Anderen erlaubten die große Entfernung von der Heimat und die Kriegsführung hinter feindlichen Linien oft keinen stetigen Nachschub.
Die potentiellen Kreuzfahrer mussten sich darauf einstellen, sich lange Zeit ohne Nachschubmöglichkeiten im Feindesland aufzuhalten. Sie hätten daher große Mengen an Nahrungsmitteln und Ausrüstung mit sich führen müssen. Infrastrukturell und ökonomisch waren die Bedingungen des Mittelalters nicht gerade günstig für die Kreuzfahrer. Die Straßen waren schlecht, Haupttransportmittel waren Packtiere sowie zweirädrige Karren und Nahrung konnte nicht allzu lange haltbar gemacht werden.
Die Lösung war Geld, es benötigte weniger Platz, verfaulte nicht und wurde fast überall akzeptiert. (Nicht in seiner Funktion als Geld, aber als Edelmetall sehr wohl)
Der überwiegende Teil der Kreuzfahrenden war als Berufskämpfer freilich schon mit dem nötigsten Equipment ausgestattet, es ist aber anzunehmen das die Kreuzfahrt als Gelegenheit genutzt wurde, dieses zum Teil zu erneuern oder reparieren zu lassen. (Riley-Smith, The first Crusaders, S.111) Waffen, Rüstungen, Zelte und was man sonst brauchte war damals nicht günstig und war sehr teuer.
Vor einer Kreuzfahrt musste diesselbe also ersteinmal finanziert werden. Geld aber war im Hohen Mittelalter Mangelware. Reichtum lag in erster Linie in Form von Grundbesitz, Immobilien, Rechten und dergleichen vor. Außerdem war es nicht üblich das jemand einfach seinen Besitz veräußern konnte. In der Lehensgesellschaft war der Großteil des Besitzes in der Hand weniger Eigentümer, die meisten Ritter hatten einen Lehensherren, den sie vor einer Transaktion um dessen Einverständnis zu bitten hatten. Des Weiteren mussten die Ehefrau und potentielle Erben ebenfalls der Veräußerung zustimmen. Manche Kreuzfahrer aber, die höheren Adligen vor allem, verfügten auch über Eigentum, den so genannten Allodialbesitz.
Um ihren Besitz nun zu Geld zu machen gab es hauptsächlich drei Mittel:
Das naheliegenste war der Verkauf. Gottfried von Bouillon etwa, einer der Anführer des Ersten Kreuzzugs, verkaufte die Stammburg seiner Familie, einen Teil seines Allodialbesitzes, an den Bischof Otbert von Lüttich. (Eventuell handelte es sich hierbei auch um eine verschleierte Zinssatzung; siehe unten.)
Als zweite Option konnten sie ihren Besitz in Zinssatzung geben. Hierbei liehen sie sich eine bestimme Summe Geld, übergaben dem Leihenden ihre Güter und dieser behielt sie so lange bis das Gut mit der Rückzahlung der Summe wieder ausgelöst wurde. Die Erträge der Güter gingen dabei, gewissermaßen als Zinsen, an den Leihenden. Diese Form der Verpfändung wurde von der Kirche als Wuchers unter Strafe gestellt. Trotzdem war sie die meist Verbreitetste, da sie für die Geldleihenden am lukrativsten war. Man überging das Kirchenverbot indem man die Transaktionsverträge verschleierte, aufgrund dessen ist es auch nicht immer einfach den genauen Charakter der Transaktionen im zu bestimmen.
Die dritte Möglichkeit bestand darin seinen Besitz in die Totsatzung zu geben. Diese Art der Transaktion sah vor, dass man sich eine bestimmte Summe Geld lieh und dem Leihenden im Gegenzug seine Güter übergab. Der Leihende wurde dabei durch die Erträge des Gutes bezahlt. Als Beispiel hierfür kann man die Totsatzung der Normandie anführen. Robert II. verpfändete die Normandie an seinen Bruder, den König von England, um ein Heer für den Ersten Kreuzzug auszurüsten.
Hi,
bei der Ausmistung meiner "Eigenen Dateien" bin ich über den folgenden Text gestolpert, den ich vor einiger Zeit für eine Mittelalterwebsite verfasst hatte.
Den möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Natürlich meine Lieblingsthemen, Wirtschaft und Kreuzzüge.
Die Finanzierung der Kreuzzüge
Die Kreuzzüge waren militärische Unternehmungen von im Mittelalter bisher ungekanntem Ausmaß. Zwei Punkte verdeutlichen die Unterschiede zu bisherigen militärischen Operationen besonders. Zum Einen waren die Kreuzfahrer in der Regel Freiwillige und keine Vasallen, die ihrer Pflicht zur Heeresfolge nachkamen, und zum Anderen erlaubten die große Entfernung von der Heimat und die Kriegsführung hinter feindlichen Linien oft keinen stetigen Nachschub.
Die potentiellen Kreuzfahrer mussten sich darauf einstellen, sich lange Zeit ohne Nachschubmöglichkeiten im Feindesland aufzuhalten. Sie hätten daher große Mengen an Nahrungsmitteln und Ausrüstung mit sich führen müssen. Infrastrukturell und ökonomisch waren die Bedingungen des Mittelalters nicht gerade günstig für die Kreuzfahrer. Die Straßen waren schlecht, Haupttransportmittel waren Packtiere sowie zweirädrige Karren und Nahrung konnte nicht allzu lange haltbar gemacht werden.
Die Lösung war Geld, es benötigte weniger Platz, verfaulte nicht und wurde fast überall akzeptiert. (Nicht in seiner Funktion als Geld, aber als Edelmetall sehr wohl)
Der überwiegende Teil der Kreuzfahrenden war als Berufskämpfer freilich schon mit dem nötigsten Equipment ausgestattet, es ist aber anzunehmen das die Kreuzfahrt als Gelegenheit genutzt wurde, dieses zum Teil zu erneuern oder reparieren zu lassen. (Riley-Smith, The first Crusaders, S.111) Waffen, Rüstungen, Zelte und was man sonst brauchte war damals nicht günstig und war sehr teuer.
Vor einer Kreuzfahrt musste diesselbe also ersteinmal finanziert werden. Geld aber war im Hohen Mittelalter Mangelware. Reichtum lag in erster Linie in Form von Grundbesitz, Immobilien, Rechten und dergleichen vor. Außerdem war es nicht üblich das jemand einfach seinen Besitz veräußern konnte. In der Lehensgesellschaft war der Großteil des Besitzes in der Hand weniger Eigentümer, die meisten Ritter hatten einen Lehensherren, den sie vor einer Transaktion um dessen Einverständnis zu bitten hatten. Des Weiteren mussten die Ehefrau und potentielle Erben ebenfalls der Veräußerung zustimmen. Manche Kreuzfahrer aber, die höheren Adligen vor allem, verfügten auch über Eigentum, den so genannten Allodialbesitz.
Um ihren Besitz nun zu Geld zu machen gab es hauptsächlich drei Mittel:
Das naheliegenste war der Verkauf. Gottfried von Bouillon etwa, einer der Anführer des Ersten Kreuzzugs, verkaufte die Stammburg seiner Familie, einen Teil seines Allodialbesitzes, an den Bischof Otbert von Lüttich. (Eventuell handelte es sich hierbei auch um eine verschleierte Zinssatzung; siehe unten.)
Als zweite Option konnten sie ihren Besitz in Zinssatzung geben. Hierbei liehen sie sich eine bestimme Summe Geld, übergaben dem Leihenden ihre Güter und dieser behielt sie so lange bis das Gut mit der Rückzahlung der Summe wieder ausgelöst wurde. Die Erträge der Güter gingen dabei, gewissermaßen als Zinsen, an den Leihenden. Diese Form der Verpfändung wurde von der Kirche als Wuchers unter Strafe gestellt. Trotzdem war sie die meist Verbreitetste, da sie für die Geldleihenden am lukrativsten war. Man überging das Kirchenverbot indem man die Transaktionsverträge verschleierte, aufgrund dessen ist es auch nicht immer einfach den genauen Charakter der Transaktionen im zu bestimmen.
Die dritte Möglichkeit bestand darin seinen Besitz in die Totsatzung zu geben. Diese Art der Transaktion sah vor, dass man sich eine bestimmte Summe Geld lieh und dem Leihenden im Gegenzug seine Güter übergab. Der Leihende wurde dabei durch die Erträge des Gutes bezahlt. Als Beispiel hierfür kann man die Totsatzung der Normandie anführen. Robert II. verpfändete die Normandie an seinen Bruder, den König von England, um ein Heer für den Ersten Kreuzzug auszurüsten.