Und um die Frage zu erweitern, scheitern eigentlich eurer Meinung nach die meisten Rebellionen oder sind sie erfolgreich? Und was benötigt eine Rebellion um erfolgreich zu sein?
Sorry, dass wir bisher den zweiten Teil der Frage ignoriert haben:
Es kommt drauf an, was du als Rebellion bezeichnest. Ich werde im folgenden einfach auf moderne Aufstände, Revolutionen und Bürgerkriege seit der französischen Revolution eingehen und die Begriffsunschärfe ausnutzen. Dabei ignoriere ich bewusst Ereignisse vor der französischen Revolution, weil diese häufig nicht in die Kategorie des politischen Aufstandes passen und weil meine Expertise im Gebiet der Bauernaufstände, feudalen Adelskriegekriege und römischen Bürgerkriege nicht unbedingt umwerfend ist.
Ob nun mehr Rebellionen scheitern, als erfolgreich sind ist wohl schwer zu beantworten. Ich würde zu einer größeren Anzahl der gescheiterten Rebellionen ausgehen, das kann ich aber leider nicht empirisch belegen und es wird auch, aufgrund der Begriffsunschärfe schwer zu belegen sein.
Rebellionen unzufriedener Einwohner leiden häufig aufgrund ihrer spontanität an organisatorischen Problemen. So haben Rebellen, sofern ein Staat mit Waffengewalt antwortet nicht genügend eigene Waffen oder Materialien um den Krieg.
Lange organisierte Rebellionen eines eingeschworenen Kaders kranken häufig an Rückhalt aus der Bevölkerung, die in vielen Fällen ihre Lage entwerder anders einschätzt als die Rebellen oder diese sogar als größere Gefahr einschätzt. Rebellionen wie der kurdische Aufstand 1992 oder der Biafra-Krieg werden auch von nationalen Minderheiten losgetreten, die den Zentralstaat zu Konzessionen zwingen will. Diese Aufstände werden aber von der Mehrheit der Staatsbevölkerung nicht getragen und führen häufig, sofern kein Staat sie unterstützt (siehe nächster Abschnitt) zumeist höchstens zu einem Patt.
Eine Rebellion kann eigentlich nur dann Erfolg haben wenn der Staat bereits geschwächt ist oder aber ein anderer Staat die Rebellen militärisch unterstützt. Häufig krankt eine Rebellion aber entweder an organisatorischen Fragen, so waren die Revolutionäre von 1848/49 sich nach der ersten Phase der Revolution uneinig, auch weil ein wichtiger Träger der Revolution (die Bauernschaft) beschwichtigt wurde und konnten deshalb 1849 einfach besiegt werden. Andererseits neigen sowieso zerfallende Systeme, wie die DDR in ihren letzten Tagen, dazu kein Militär einzusetzen. Wobei man dieses Beispiel nicht all zu sehr verallgemeinern sollte. So setzten einige Ostblock-Staaten trotz des um sie zerfallenden Ostblocks noch das Militär ein (z.B. Rumänien).
Die besten Chancen hat eine Rebellion, wenn alle drei Bedingungen, gute Organisation, schwacher Staat und Hilfe von Außen erfüllt sind. Ein Beispiel für eine erfolgreiche "Rebellion" war im weitesten Sinne wohl der Kampf des Vietcong, der alle drei Faktoren erfüllte. Er hatte sowohl Unterstützung aus dem Ausland (Nordvietnam und Ostblock), eine gute, strukturierte Organisation (Generäle aus dem Norden, klare Befehlsstrukturen) und die Sympathien der Menschen beim Kampf gegen den geschwächten Staat (das Südvietnamesische System war äußerst unbeliebt). Allerdings kann eine Rebellion in jedem Fall mit einem der Faktoren funktionieren, zumindest wenn Glück dazu kommt. So reichte für die französische Revolution auch ein schwacher Staat aus und ein (zunächst) passives Ausland um eine unorganisierte Rebellion zur Revolution werden zu lassen, die die Welt veränderte.