Hallo,
ich muss bis Montag eine Quelle zum Hambacher Fest analysieren und habe eine Frage. Es geht um die Rede von Siebenpfeiffer. Darin spricht er davon, dass die "Deutschen" sich auch anderen Völkern nahe fühlen wie zum Beispiel den Polen und Franken. Wen meint er mit Franken? Mir ist klar, dass man damit ja heute die Bayern meint und ganz früher die Bewohner des Frankenreiches. Aber wenn er von "anderen" Völkern spricht, denen sich die revolutionäre Bewegung nahe fühlt, meint er dann vielleicht die Franzosen? Nach der Julirevolution war der "Franzosenhass" ja nicht mehr so ausgeprägt, oder?
Danke für eure Hilfe.
Willkommen im Forum Lulu! :winke:
Nein, Franzosenhass kann ich auch nicht erkennen:
"In Deutschland führte die Juli-Revolution der liberalen Bewegung neue Kräfte zu, die sich in einem verstärkten Selbstbewußtsein der Opposition äußerten, aber kaum in Auseinandersetzungen mit Waffengewalt mündeten."
Ein kleiner Schnitzer ist dir unterlaufen: Bayern und (bayerische) Franken sind schon zwei eigene Völkchen
. Ist mir auch mal passiert und ich durfte mir einen kleinen geschichtlichen Exkurs anhören, dass die Franken Kaiser gehabt haben, die Bayern hingegen nur einen König und den auch nur von Napoleons Gnaden. Aber das nur am Rande.
Was das Hambacher Fest selbst angeht, wurde klar, dass der Weg zur Einheit eben nicht klar war:
"Gegen elf Uhr waren die "Wallfahrer" auf dem Berg versammelt und wurden von Dr. Hepp, Arzt und Stadtrat aus Neustadt begrüßt. Er beendete seine Rede mit den Worten: "Es lebe Deutschlands Einheit, Deutschlands Freiheit und durch sie Deutschlands Wiedergeburt."
Es wurden noch zahlreiche Reden gehalten an diesem Tag, von Wirth, von Siebenpfeiffer und anderen, doch "bestanden ... bei aller Einmütigkeit tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten ... Alles in allem wird man sagen dürfen, dass in der Fülle der Reden
Gemeinsamkeiten mit den Nachbarvölkern stärker zum Ausdruck gekommen sind als revanchistischer Nationalismus. Der Wunsch nach Einheit und Freiheit waltet vor, die Ansprachen selbst lasen sich nicht auf einige Formeln reduzieren. Vielstimmigkeit kennzeichnet das Hambacher Fest." (C.P. Westrich) Das Spektrum der Meinungen reichte von überraschend realistischen Analysen wie der Wirths, wenn er für den Fall einer deutschen Einigung den deutsch-französischen Gegensatz prophezeite, über mit Emphase vorgetragene Träume bis hin zu gefährlicher Weltfremdheit, etwa als ein deutscher Redner forderte, Polens Befreiung müsse "von den Ruinen Hambachs" ausgehen." (Hervorhebung von mir)
Grüße
excideuil
Quelle:
Wünschel, Hans-Jürgen: Das Hambacher Fest am 27. Mai 1832 – Politisches Wetterleuchten im Vormärz, in damals 5/1982 Seiten 395 - 406