Fragen zu Byzanz

Du solltest die deutschen Lehrpläne kennen, bevor du so etwas behauptest. Selbstverständlich sind Caesar, die Kreuzzüge, die Reformation, der 30jährige Krieg und die Französische Revolution Bestandteil des Geschichtsunterrichts und das Dritte Reich ohnehin. Also erst erst einmal nachfragen, bevor du zu so ungereimten Schlussfolgerungen gelangst.
Ich habe mich dabei auf die Aussagen in den Beiträgen # 5 und 8 gestützt. Da xXNatsuXx offenkundig geschichtsinteressiert ist, schließe ich mal aus, dass er im Unterricht einfach nicht aufgepasst hat. Dass die Französische Revolution und das Dritte Reich nicht behandelt würden, habe ich obendrein nirgendwo behauptet. Schon aus den Schüleranfragen in diesem Forum lässt sich das Gegenteil erkennen.
Im Übrigen hat auch Carolus der Tendenz unserer Aussagen zugestimmt.
Aber es kann natürlich sein, dass es in anderen Bundesländern schlimmer ist als in Deinem.

Dass allerdings der Unterricht in der Hauptschule weniger anspruchsvoll als der gymnasiale ist, dürfte klar sein.
Da der "zitierte User" abituriert, dürfte er keine Hauptschule besuchen.
 
Die ganze Diskussion bewegt sich mittlerweile ein wenig vom Ursprungsthema weg zum Geschichtsunterricht in der Bundesrepublik. Ich kann das eigentlich nur von meiner nicht so ganz ungetrübten Erinnerung her sagen, dass es einige unterschiedliche Lehrertypen gab. Ich hatte in meinen ersten Jahren auf dem Gymnasium noch einige, wenige Lehrer der "alten" Generation, die noch im zweiten Weltkrieg gedient hatten. Da wurde Wert auf Auswendiglernen gelegt (drei drei drei - bis Issos grosse Keilerei...sieben fünf drei... etc.). Zum einen wurde der Text des Lehrbuches abgefragt, den man dann inhaltlich aufsagen mußte, und zum anderen mußte man Geschichtszahlen präsentieren können. Zwar hatte man ein gewisses Faktenwissen, auf der anderen Seite hat man wenig Text- bzw. Quellenarbeit gehat. Bei den "jüngeren" Lehreren war es dann umgekehrt. Schwerpunktmäßig wurden anhand von Texten/Quellen Themen bearbeitet. Auswendiglernen war nicht angesagt, Geschichtsarbeiten bzw. -tests gab es in der Sekundarstufe I in Geschichte bei mir nicht.

Da Geschichte als Nebenfach auch nicht in jedem Schuljahr/Halbjahr gelehrt wurde, war das ein Fach mit ziemlichen inhaltlichen und zeitlichen Sprüngen. Rückblickend bedauernd muß ich sagen, dass mir als Schüler so das "Big Picture" sich nicht erschlossen hat.

Ich weiß allerdings wirklich nicht mehr, welche Themen ich auf dem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen kennengelernt habe. Möglicherweise hat der Lehrplan den Lehrern auch die Möglichkeit gegeben, sich aus mehreren Themen welche auszusuchen.
 
Ich füge hier einfach noch meine 2 Cents Erfahrung des Schweizer Geschichtsunterrichts hinzu:

Grundschule bis zur 6. Klasse: Es herrschten die Adeligen über die Schweiz bis Tell dem Gessler den Hut abschoss. Zu diesem Zwecke wurde die Eidgenossenossenschaft gegründet und nach und nach kamen die übrigen Kantone demokratisch dazu. Rundum war Chaos.

Sekundarstufe bis zur 9. Klasse: In Frankreich herrschte Ludwig der XIV und verbrauchte den Staatshaushalt, danach gabs die Revolution. Die war aber ein Reinfall, dann aus L Etat c est moi entstand die Selbstkrönung Napoleons zum Kaiser. Früher war Caesar so ähnlich und vorher die Griechen mit Philosophie und Architektur und noch weiter vorher die Aegypter mit den Pyramiden und dem Nil. Auch Kleopatra gehört irgendwo dahin.
 
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Ich habe mich dabei auf die Aussagen in den Beiträgen # 5 und 8 gestützt. Da xXNatsuXx offenkundig geschichtsinteressiert ist, schließe ich mal aus, dass er im Unterricht einfach nicht aufgepasst hat. Dass die Französische Revolution und das Dritte Reich nicht behandelt würden, habe ich obendrein nirgendwo behauptet. Schon aus den Schüleranfragen in diesem Forum lässt sich das Gegenteil erkennen.
Im Übrigen hat auch Carolus der Tendenz unserer Aussagen zugestimmt.
Aber es kann natürlich sein, dass es in anderen Bundesländern schlimmer ist als in Deinem.


Da der "zitierte User" abituriert, dürfte er keine Hauptschule besuchen.

Unser Lehrer hat uns sogar mal erzählt, dass vor 10 Jahren die Antike und das Mittelalter gar nicht im Abiturstoff dabei waren, sondern dass man gleich in die Neuzeit eingestiegen ist.. :D

Und ja, ich abituriere.. in der Hoffnung das Abitur auch zu schaffen!

@ Carolus: Das meinte ich auch.. das "Big Picture erschliesst sich einem nicht", wie du so schön gesagt hast.. :)

@Biberius C Merco: Aber auch ganz interessant zu hören wie es in der Schweiz ist!

PS: Super Buchtipp, habe das Buch gleich im Amazonas gekauft.. bin zwar erst bei Seite 50, aber ich hätte das gar nicht gedacht, dass die Menschen dort so religiös waren!
 
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Ist euch vielleicht auch ein gutes Werk bekannt, welches die Spätantike/Mittelalter kurz, aber dennoch informativ behandelt?

Versuchs doch mal mit so einem Abitur-Buch. Da gibts doch so Bücher, die den Stoff knapp zusammenfassen. Und wenn du etwas vertiefen willst, kannst du ja nochmal bei Wikipedia stöbern. Das ist für die Schule eigentlich ok.


Zu 3.
Waren die dann zum Teil befreundet und haben sich Briefchen geschrieben?
(Ernst gemeinte Frage!)

Dazu will ich was Kurzes (und stark vereinfachtes) schreiben: es gab einen grundsätzlichen Ost-West-Konflikt, der sich im Wesentlichen um die Frage drehte, wer denn nun der richtige römische Kaiser sei. Das ist das sog. "Zweikaiserproblem".

Zur Zeit Karls des Großen wurde z.B. die "Vakanz" des byzantinischen Throns genutzt, um Karl als Kaiser einzuführen (in Byzanz herrschte Eirene, also eine Frau, für ihren kleinen Sohn, was Karl als "Vakanz" wahrnahm, der er eine Frau nicht als Kaiser ansah).

Zur Zeit Ottos gab es jede Menge Diplomatie, der Gesandte Liutprand von Cremona wurde aber z.B. vom Kaiser Nikephoros Phokas II. monatelang eingesperrt, zumindest berichtet er das selbst. Die (also Nikephoros und Otto) mochten sich nicht, Problem war hier wieder die Kaiserwürde. Ein Vorgänger von Nikephoros, Konstantin VII., hatte den gleichen Gesandten noch freundlich empfangen. Weil Otto da, neben anderen Gründen, einfach noch nicht so weit war, selbst römischer Kaiser sein zu wollen.

Im Spätmittelalter kloppten sich dann noch viel mehr europäische Herrscher um die "Kaiserwürde" bzw. wollten sehr viel Macht an sich reißen. Es gibt da z.B. den Papst Bonifaz VIII., Karl I. von Anjou oder den serbischen Herrscher, ich glaub Stephan Dusan war das... die wollten alle so ein bisschen die "Weltherrschaft" oder mal Kaiser sein (wie gesagt, stark vereinfacht...;)).

Wahrscheinlich auch, weil diesmal wirklich öfter eine Art "Vakanz" des byzantinischen Kaiertums herrschte oder zumindest eine Schwäche. In Byzanz war man sich im 14. Jh. nichtmal untereinander über das Kaisertum einig und hatte zahlreiche andere Probleme, also konnte man sich kaum noch um westliche "Kaiser" kümmern.

Unser Lehrer hat uns sogar mal erzählt, dass vor 10 Jahren die Antike und das Mittelalter gar nicht im Abiturstoff dabei waren, sondern dass man gleich in die Neuzeit eingestiegen ist.. :D

Bei uns war das so. Und viele lernen nach der 6/7ten Klasse auch nichts mehr über Antike und Mittelalter. Das finde ich ein Unding. :nono: Ich bin ja in Sachsen und Lehrämtler, ich habe im Praktikum mal das Byzantinische Reich behandelt. Das ist im Lehrplan Wahlpflicht, muss also gar nicht gemacht werden und ich hatte dafür 2(!) Stunden (90 Min.). Oder naja, vielleicht waren es 4 Stunden oder so, aber es ist Wahlpflicht und man muss dafür was anderes weglassen und generell ist es viel zu wenig.

Ich bin mittlerweile so weit, dass ich sage, Hauptsache die Schüler werden motiviert und lernen grundlegende Techniken, Quellenkritik usw.
Historische Daten, Abläufe, Zusammenhänge etc. kann man gar nicht vermitteln. Ich kann den Übergang von der Republik zur Kaiserzeit nicht in 2 Stunden an 12-jährige vermitteln, wenn ich zu einem TEILaspekt davon 70 Seiten schreiben kann und das dann noch sehr weit entfernt von vollständig ist. Alles total vereinfachen auf Zahl+ Ereignis ist mir aber auch blöd und kann ich nicht wirklich vetreten, also wird es wohl so sein, dass ich möglichst skandalöse kleine Beispiele rauspicke, die hoffentlich Spaß machen und diese vielleicht einer Art Zeitleiste zuordne.

Es gibt ja noch viel mehr Ziele des Unterrichts, als Wissen zu vermitteln, das muss man ja auch noch alles unterbringen.

Umfassende Geschichtskenner werden die Schüler dann nicht, da muss man leider sagen, das kann die Schule auch nicht leisten. Geschichte ist aber auch im Studium ein Fach, wo man meistens selbst lesen muss. ;)
 
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Neben dem Streit, wer der "echte" römische Kaiser war, gab es zwischen West und Ost aber auch noch andere Konfliktthemen. Z. B. kam man sich in der Zeit vom 9. bis zum 11. Jhdt. öfters mal in Süditalien ins Gehege, das die Byzantiner als ihren Machtbereich betrachteten (und auch noch stückweise beherrschten), während aber auch manche Westkaiser dort Krieg führten und zumindest die Oberhoheit über den Süden beanspruchten.
 
Als Literatur würde ich noch die Bücher von Ralph-Johannes Lilie empfehlen, besonders "Byzanz und die Kreuzzüge", das gerade das Verhältnis zwischen Ost und West im Hochmittelalter beleuchtet.
 
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