Aus dieser Vita habe ich irgendwie gedacht, Hindenburg wäre eingefleischter preußischer Monarchist gewesen, der einfach das Kaiserreich zurückwollte, mit einem preußischen König und Kaiser.
Joa, Hindenburg ist aber auch derjenige gewesen, der den Kaiser ins holländische Exil komplementiert und die Abwicklung der Monarchie in Deutschland damit sehr vereinfacht hat.
Und er wusste, was er da tat, als er das tat.
Hindenburg mag Monarchist gewesen sein, aber er war kein relitätsferner Traumtänzer.
Es hätte für mich ins Bild von Hindenburg gepasst, wenn er 1932 das Parlament aufgelöst und eine Art Militärregierung errichtet hätte als Übergang zur Restauration des Kaiserreiches.
Auf welcher Basis?
Die Parteien, mit denen eine Restauration der Monarchie noch zu machen gewesen wäre, in der Hauptsache wohl DVP und DNVP kamen bei den Wahlen im Sommer 1932 auf weniger als 8% der Reichstagsmandate.
Mit einer Resonanz von 8% Zustimmung im Volk und den restlichen 92% irgendwo zwischen indifferent und scharf ablehnend, hat man keine Basis für einen politischen Umsturz.
Für eine Wiederherrstellung der Monarchie hätte er auch bei den Nazis keine Unterstützung gefunden, die wollten keinen Kaiser, sondern selbst an die Macht.
Und mit einer Armee in der Größe von 100.000 Mann ohne schwere Bewaffnung war auch keine Basis für eine wie auch immer geartete Militärjunta vorhanden.
Die Reichswehr war sicherlich ein Faktor im politischen Spiel, aber keiner der sich allein zur Trumpfkarte ausbauen ließ.
Davon einmal abgesehen, v. Hindenburg war über 80 Jahre alt.
Vielleicht hatten bei den hohen Tieren im Reichswehr Truppenamt, die vielleicht 30 Jahre jünger waren und noch eine ähnliche Sozialisation durchlaufen hatten, ähnliche politische Wunschvorstellungen und Sentiments wie er.
Bei den Mannschaftsdienstgraden, die vom Alter her Hindenburgs Enkel hätten sein können, wird man das nicht mehr ohne weitere voraus setzen können.
Wenn wir mal annehmen, dass Mannschaftsdienstgrade in einer in ihrer Größe limitierten Berufsarmee nur so lange laufen wie man altersmäßig entsprechende körperliche Fitnes voraussetzen kann, wird man annehmen dürfen, dass da altersmäßig irgendwo zwischen spätestens 35 und 40 Jahren für die Meisten Schluss war.
D.H. die Mannschaftsdienstgrade in der Reichswehr dürften in ihrer deutlichem Mehrzahl Jahrgang 1900 und jünger gewesen sein.
Die haben in ihrer Sozialisation vielleicht noch etwas Wilhelminismus mitbekommen, in der Hauptsache aber Weltkrieg und die gesellschaftliche Situation danach.
Die kannten vom alten Preußen in ihrer Mehrheit nicht mehr allzu viel.
Es ist für mich nicht zu begreifen, wie Hindenburg das geschehen lassen konnte, wie ihm das nicht klar sein konnte, wenn er denn noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war in dem hohen Alter.
Geschehenlassen ist eine äußert wohlwollende Untertreibung, er hat es massiv gefördert.
- Er hat Hitler und der NS-Bewegung keine Steine in den Weg gelegt obwohl er da einige Möglichkeiten gehabt hätte.
- Er hat Hitler zum Kanzler gemacht obwohl er das nicht musst und obwohl Hitler auf Basis freier Wahlen auch nicht mehr Unterstützung vorweisen konnte, als die Kandidaten von SPD und Zentrum.
Die NSDAP mag zar mittlerweile stärkste Partei gewesen sein, aber für eine Regierungskoalition fand sich nur die heruntergewirtschaftete DNVP letztendlich bereit, mit dem Zentrum kam es zunächst zu keiner Einigung in dieser Sache.
Hitler hatte Ende 1932 wenn die DNVP ihn stützte einen Rückhalt von etwa 41% ein Kandidat der demokratischen Parteien SPD, Zentrum, BVP und DDP wäre, wenn die anderen Parteien die jeweils anderen Parteien ihn stützten auf etwas über 36% gekommen, Kleinparteien außenvor gelassen.
Damit hatte Hitler weder eine regierungsfähige Mehrheit, noch stand er damit in der Gunst des Volkes so viel besser da, als ein potentieller Kanzler aus den Reihen der Demokraten.
- Er veranlasste die Auflösung des Reichstags und Neuwahlen im Frühjahr 1933 als Zugeständnis an Hitler um dessen Position zu stärken, was er nicht hätte tun müssen.
- Er erließ die Reichstagsbrandverordnung die die Nazis nutzten um die Kommunisten und die SPD zu terrorisieren, obwohl eine Verbindung von beiden mit den Reichstagsbrand überhaupt nicht erwiesen war.
Man hatte zwar v. d. Lubbe als präsentierbaren tatverdechtigen und bemühte sich darum Verbindungen zur KPD zu konstruieren, was aber nicht überzeugend gelang und zur SPD ließen sich hier schon überhaupt keine Verbindungen konstruieren.
- Dennoch nahm Hindenburg das Überschreiten der Verordnung und die damit verbundenen Übergriffe hin, obwohl er die Verordnung jederzeit wieder hätte kassieren und Hitler als Kanzler absetzen können.
- Er ließ die Reichstagsitzung, die letztendlich das Ermächtigungsgesetz verabschiedete zu. Eine Sitzung in der die Mandate der KPD mal eben kassiert wurden, obwohl sie diese durch Wahlen rechtmäßig errungen hatte, obwohl man keinem KPD-Abgeordneten irgendwelche Verbrechen nachweisen konnte und auch kein allgemeines Verbot der KPD ergangen war.
Eine Sitzung, die vor dem Hintergrund einer Drohkulissen in Form vor dem Reichstag aufgezogener, bewaffneter SA stattfand.
Hindenburg hätte, wenn er gewollt hätte dieses Ermöächtigungsgesetz mit einem Federstrich verhindern können. er hätte nur Order zur Aufölsung des Reichstags erteilen müssen, bevor dieser darüber abstimmen konnte.
Hätte im Rahmen seiner verfassungsmäßigen Einflussmöglichkeitenn gelegen.
- Nicht zuletzt segnete er das Ermächtigungsgesetz persönlich per Unterschrift ab, was auch insofern von bedeutung war, als dass dadurch Teile seiner präsidialen Einflussmöglichkeiten auf den Kanzler, sprich Hitler übertragen wurden.
Das alles hat Hindenburg getan, obwohl er es nicht hätte tun müssen.
Hindenburg hat Hitlers Diktatur massiv zugearbeitet, das lässt sich nicht abstreiten.
Und das hätte er nicht getan, wenn er mit dem, was Hitler tat oder was er von Hitler an Taten erwartete, irgendwelche grundsätzlichen Probleme gehabt hätte.