thanepower
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Ein Aspekt kommt mir bei diesem Diskurs etwas zu kurz, vllt. nur gefühlt - mangels Themenkenntnis -, und zwar die ökonomische Rolle der Frau, auch schon vor Kriegsbeginn (z.B. Bäuerinnen) und selbstverständlich während des Krieges. Die Arbeit der Frauen, auch wenn tw. zwangsverpflichtet, spielte in der Kriegswirtschaft eine bedeutende Rolle.
Möchte auf den wirklich guten Reader von Sösemann hinweisen, in dem Gisela Bock einen lesenwerten Überblick über die Rolle der Frau im NS-System bietet (S. 188ff).
In Fortführung der Darstellung von Ursi in #1 bietet sie eine Übersichtsdarstellung der sehr unterschiedlichen Themenkreise an, die die Frauenforschung bearbeitet und geht auch dezidiert auf die zentrale Rolle im Rahmen der Wirtschaft ein.
Im weltweiten Vergleich lag die Beschäftigung von Frauen in der Wirtschaft im NS-Deutschland 1943, auf dem Höehepuntk des Krieges, bei 45 Prozent. In England lag sie bei 37 Prozent und in den USA bei 37 Prozent (Bock, S. 199).
An diesen Punkten kann man bereits sehr deutlich das Spannungsverhältnis einer NS-Ideologie erkennen, die den Frauen traditionelle Rolle im Rahmen der Familie zuordnet und den Erfordernissen eines Staates, der einen totalen Krieg führte.
Und die Frauen im NS-System, ähnlich wie die Männer, den Zielen des Systems dienten. Manche mit Begeisterung, manche mit einer neutrale Resignation und wenige mit aktivem Widerstand.
Der Nationalsozialismus und die deutsche Gesellschaft: Einführung und Überblick - Google Books
Eine spannende Frage für mich wäre, welche Rolle die Frauen im "linken" Widerstand gespielt haben. Also im Bereich der Sozialdemokratie oder bei der KPD. Haben sie die milieugebundene Widerstandskultur mit getragen, sie aktiv organisiert oder tendenziell dagegen gearbeitet?