Ich wollte sagen, dass das Abgewinnen neuen Landes der Nordsee (nicht umsonst Mordsee genannt) eine andere Qualität hat. Dieses Land war vorher nicht vorhanden. Es war kein Wald, sondern See. Salziges Wasser, auf dem nichts wächst. Man musste also auch noch die Geduld haben zu warten, bis auf dem neu gewonnenen Land zumindest Gras gedieh. Schafe bieten sich da an. Wolle usw.
Die Warften liegen auf Halligen. Die Halligen gehen nur bei Sturmflut unter. Und die Warft ist ein Siedlungshügel, auf welchem der Bauernhof steht, mit allem drum und dran. D.h. die Felder und Weiden sind nicht alle 12 Stunden unter Wasser. Ist aber trotzdem kein leichtes Leben, weder früher noch heute.
Deshalb bin ich ja so unsicher bei dem Pliniuszitat
Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden/Plinius und Tacitus über das Land und Volk der Chauken ? Wikisource , das manchmal auch zur Beschreibung der Friesen in römischer Zeit verwendet wird. Ob Friesen und Chauken nur Nachbarn oder identisch sind, ist für mich unwichtig. Es geht in der Beschreibung offensichtlich um die Gebiete im direkten Einflussgebiet der Nordsee und der Gezeiten und das kann selbst vor 2000 Jahren nicht das gesamte friesische Siedlungsgebiet gewesen sein
Datei:Friesengebiet.png ? Wikipedia
Ich könnte mir vorstellen, dass Plinius nur das Gebiet direkt an der Küste beschreibt, denn die Nordseeküste mit ihrem starken Gezeitenveränderungen muß ihm als Mittelmeeranrainer fremd vorgekommen sein.
OT: Ich bin jedesmal enttäuscht, wenn ich die Nordseeküste besuche und das Wasser wieder mal weg ist, weil gerade Ebbe ist.:winke: Ein Phänomen, das man an Ostsee, Mittelmeer und Atlantik so extrem nicht beobachten kann.
@Rurik, etwas hinter der Küste kommt es zu Verlandungen mit salzverträglichen Gräsern und Pflanzen und das sehe ich genauso, dass sich dort Schafe geradezu anbieten.
Und daraus könnte eine Spezialisierung auf Tuchmacherei entstanden sein, um neben dem Salz ein Handelsgut zu haben. Ob dieser Tuchhandel von allen Friesen betrieben wurde oder nur von den westlichen in der Nähe der Rheinmündung müßte ich genauer nachlesen. Der Handel entlang von Rhein und Ruhr bis Worms, Speyer scheint schon für das frühe Mittelalter belegt zu sein.
@Apvar, du beschreibst die Warften auf den heutigen nordfriesischen Halligen.
Wie das vor 2000 Jahren entlang der Nordseeküsten ohne Deiche aussah, möchte ich ja eben herausfinden.
In Wiki habe ich bisher einsetzende Verlandung und Deichbau ab etwa 1000 gefunden. Eine solche Entwicklung hat natürlich immer Vorläufer, so dass die Warften immer größer wurden. Geschichte des Deichbaus an der Nordseeküste wäre aber ein eigenes Thema wert.
na, da gehen Friesen und Sachsen aber mächtig durcheinander hier!
"Lever dod as Slave ist Plattdeutsch" aus Holstein.
Und kein Adel? naja, die Familie Enniga z.B.u.a. sind durchaus vom Stand her einem reichsunmittelbarem Ritter überlegen. Es gab in Friesland schon "gleichere"
In meinem ersten Beitrag 26 von gestern hatte ich den Gedenkstein mit dem Spruch aus NL-Friesland verlinkt, da wird er etwas anders geschrieben. Wäre schön, wenn du den noch mal ansehen könntest, denn darum geht es mir auch, ist der nun friesisch oder niederdeutsch.
Richtig ist, dass die Friesen im Mittelalter als frei galten und auf eigener Scholle saßen. Den Kaiser akzeptierten sie pro forma, aber wehe wenn ein von ihm belehnter Graf oder Bischof daraus Nägel mit Köpfen, sprich Abgaben und Fron machen wollte.
Man muß die Friesen bestimmt, wie alles, differenziert betrachten. Ich war nun aktuell im niederländischen Friesland am Ijsselmeer und bin durch den Gedenkstein zur Schlacht von Warns 1345 neugierig geworden.
"Nordsee ist Mordsee": Sturmfluten ... - Google Bücher
Für das benachbarte, deutsche Ostfriesland oder Nordfrieland im heutigen Schleswig-Holstein müßte man genauer nachlesen.