ab es eine "gemäßigte Demokratie vor der "radikalen" ab Mitte 5. Jhd.??? und was hat die athenische demokratie (kurz und knapp) ausgemacht?
lässt sich ein Vergleich zum heutigem Demokratieverständnis ziehen?
diese fragen werden mir wohl - in etwa - im examen gestellt werden..
danke im voraus
:S Wo soll man da anfangen?
Ich werde mal versuchen mich ganz kurz zu fassen und bleibe hierbei in der Mitte des 5. Jh.
Kimon, der Sohn des Miltiades (das Siegers von Marathon) den gegen die Perser gerichteten Attisch-Delischen Seebund auszubauen und Athen in eine dominierende Position zu bringen. Wie Aristoteles später feststellte zog eine Änderung des Militärsystems oft auch einen Verfassungswandel nach sich.
„Das Volk ist es das die Schiffe treibt und dadurch der Stadt ihre Macht verleiht.“
Xen. Ath. pol. 2,1.
Das bedeutete, dass die Theten (unterste der vier Zensusklassen) als Ruderer für den Militärdienst unentbehrlich wurde und ein größeres Mitspracherecht gegenüber den wohlhabenden Hopliten einforderten. In der Volksversammlung erreichte Ephialtes (wurde wenig später ermordet), mit Hilfe des jungen Perikles, dass ein Paket von Beschlüssen angenommen wurde durch welche die „gemäßigte Demokratie“ des Kleisthenes fast vollständig in die Hände des Demos gelegt (und somit „radikaler“) wurde. Kern des Reformpaketes war die Entmachtung des Areopg, des Höchsten Gerichtshofes in Athen welcher sich aus den ehemaligen Archonten zusammensetzte. Mit ihm verlor der Adel die letzte und auch wichtigste Institution zur politischen Einflussnahme. Seine Kompetenzen wurden auf den Rat der 500, die Volksversammlung und das Volksgericht umgelegt.
Ob die Theten das nur das aktive oder auch das passive Wahlrecht hatten ist soweit ich weiß immer noch umstritten.
Man sollte jedoch nicht vergessen, dass viele Schichten der in Attika ansässigen Bevölkerung vom politischen System ausgeschlossen waren. Frauen Sklaven und Metöken konnten keinen direkten politischen Einfluss ausüben.
Für einen Athener würde (wenn ich mich so weit aus dem Fenster lehnen darf) unsere Demokratie eher nach einer ungewöhnlichen Form einer Wahloligarchie aussehen.
Was die athenische Demokratie ausgemacht hat? Sorry, aber darüber kann man noch immer Bücher schreiben. Folgende Leute haben das auch schon getan:
Moses Finley, Politics in the ancient world, Camebridge 1983 (deutsch: Das politische Leben in der antiken Welt, München1986)
Moses Finley, Democracy, Ancient and Modern, Camebridge 198 (deutsch: antike und moderne Demokratie, Stuttgart 1987)
J. Bleicken, die Athenische Demokratie, Paderborn 1994
die und noch etwa tausend andere.:winke: