Hinsichtlich eines Mangels an päpstlichen Münzen spielte vermutlich auch die reale völlige Machtlosigkeit des Papstes in Rom und im Kirchenstaat über weite Strecken des Mittelalters eine Rolle. Als "mächtigster Mann der Welt" gebärdete er sich zwar gerne, aber zuhause hatte er faktisch nichts zu sagen. Der Kirchenstaat war eine Ansammlung faktisch unabhängiger Fürstentümer und Stadtstaaten, und auch Rom selbst war eine Art Stadtstaat, der nicht etwa vom Papst, sondern zuerst von mächtigen Adelsfamilien, später von gewählten Senatoren beherrscht wurde. Erst im Spätmittelalter brachte er die Stadt und erst an der Wende zur Neuzeit den Kirchenstaat sukzessive unter seine tatsächliche Kontrolle.
Ich habe mich mit päpstlicher Münzprägung noch nie näher beschäftigt, aber was Commander Spock zitiert, korrespondiert eigentlich ganz gut mit der Rolle des Papstes: Im Frühmittelalter gehörte Rom noch zum Oströmischen Reich und wurde zeitweise sogar von oströmischen Duces regiert. Ab Mitte des 8. Jhdts. geriet es in den fränkischen Machtbereich, wodurch die Position des Papstes vorübergehend gestärkt wurde. Im Laufe des 9. Jhdts. verfiel die Macht des Papstes wieder; behaupten konnte er sich in Rom nur, wenn er vom Kaiser gestützt wurde. Dazu könnte passen, wenn Münzen des Papstes in dieser Zeit zusammen mit dem Kaiser geschlagen wurden. Erst im 13. Jhdt. konnte er seine Macht wieder so weit festigen, dass er zumindest die Senatoren selbst ernennen konnte, allerdings gab es noch zahlreiche Rückschläge.
Es würde mich nicht überraschen, wenn ein machtloser Papst auch keine Münzen prägen kann.
Und das Reformpapsttum, welches eben das Supremat des Papsttums vor dem Kaiser behauptete, war wahrscheinlich nicht gewillt, so schnöden Mammon, wie Münzen zu schlagen. Das passt dann eher zu den prunksüchtigen Päpsten des SpätMAs.
Na ich weiß nicht so recht. Das "Reformpapsttum" zielte doch in erster Linie darauf, sich selbst im Verhältnis zum Kaiser die führende Position zu erkämpfen und die Kirche vom kaiserlichen Zugriff zu befreien, nicht aber auf einen Rückzug des Papsttums von weltlichen Angelegenheiten, ganz im Gegenteil. Da Münzprägung immer auch ein beliebtes Mittel war, weltlichen Machtanspruch zu demonstrieren, hätte es vermutlich ganz gut gepasst, durch Münzen zu demonstrieren, dass der Papst und nicht der Kaiser das Haupt der Welt sei. Dass es nicht dazu kam, würde ich eher damit begründen, dass die Päpste dieser Zeit in Rom nicht in der Position waren, eine eigene Münzprägung aufzuziehen, weil die tatsächlichen Machthaber es nicht geduldet hätten.