Ich kann nur vermuten, dass mit den "Goten" hier eigentlich die Gotländer gemeint sind.
Unwahrscheinlich. Sikora sagt in dem Interview folgendes:
Im sogenannten Migrationszeitalter vor der Wikingerzeit gab es in ganz Europa viel Bewegung, von den Stämmen aus dem Südosten haben es einige Stämme – zum Beispiel die Goten – bis nach Skandinavien geschafft. Diesen genetischen Einfluss sehen wir ebenfalls.
Ich habe von der acientDNA-Forschung keine Ahnung, habe aber manchmal den Eindruck, dass Naturwissenschaftler allzu leichtfertig mit Ethnonymen umgehen. Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass es da Bezüge gibt.
Im Grunde genommen, das vergessen wir ja vor unseren Nationalgeschichten gerne
, ist Migration der historische Normalfall. Natürlich hat es immer Kontakte mit und zu irgendwem gegeben und die waren natürlich auch immer Mal sexueller Natur (ob liebevoll oder gewaltsam oder irgendetwas dazwischen immer dahingestellt). Im Römischen Reich gab es viel Migration, durch Handel und Militär, aber auch durch Versklavung. Dass diese Migrationen auch einen Einfluss auf die Gebiete jenseits der Grenzen des RR hatten, ist doch klar. Syrische Soldaten, die am Donaulimes ihren Dienst versehen, kommen in hunnische oder ostgotische Kriegsgefangenschaft, werden durchgereicht, leben als Sklaven irgendwo an der Ostsee, zeugen mit einheimischen Frauen Kinder, welche wiederum Kinder zeugen... zweihundert Jahre später treffen arabische und persische Händler auf einem Markt an der Wolga auf slawische und skandinavische Gruppen, man treibt miteinander Handel und teilt die Betten und einige Monate später werden an der Wolga an der Ostsee, in Byzanz und in Damaskus Kinder geboren...
Ich will auch den Wert der ancientDNA-Forschung nicht in Frage stellen, ich will nur zur Vorsicht mahnen, dass dann evtl. aus den mutmaßlich korrekten genetischen Ergebnissen durch allzu leichtfertige Übernahme von Ethnonymen falsche Schlussfolgerungen gezogen oder falsche Interpretationsanreize geboten werden.