@Caturix Meine Hosen gehen außer meiner Wenigkeit allenfalls noch die Reinigung etwas an.
Darüber hinaus hast du offenbar noch immer die Arbeitsweise der Generalität im Hinblick auf die Erstellung von Kriegsplänen und die Tragweite der britischen Informationslage nach wie vor nicht verstanden hast.
Auf Grund der Kräfteverhältnisse, geographischen und militärgeographischen Gegebenheiten im deutsch-französischen Grenzgebiet, des Eisenbahnbaus zwecks Aufmarsch auf der deutschen Seite, so wie nachrichtendienstlichen Erkenntnissen, war den Entente-Mächten bereits lange vor Kriegsbeginn klar, das ein deutsches Kriegszenario mit Schwerpunkt West die Verletzung der belgischen Neutralität in Kauf nehmen musste.
1911 findet mit der Michel-Krise im französischen Oberkommando eine Kontroverse statt, die sich inhaltlich schwerpunktmäßig unter anderem mit dem Aufmarsch an der belgischen Grenze mit Hinblick auf Verteidigung gegen einen deutschen Angriff von dort befasste.
Das führte Seinerzeit zur Ablösung Michels, durch Joffre, der dann für die weiteren Planungen von französischer Seite her maßgeblich verantwortlich zeichnete:
Victor-Constant Michel — Wikipédia
Plans de mobilisation français de 1875 à 1914 — Wikipédia
Knowing One's Enemies (S.161)
Die Ententemächte hatten plausible Gründe einen Angriff Deutschlands auf Belgien vorraus zu setzen, weil andernfalls ein Schwerpunkt West keinen Sinn ergeben hätte. Der war nur so lange sinnvoll, wie dabei das schnelle ausscheiden Frankreichs aus dem Krieg durch Zerstörung von dessen Wehrfähigkeit binnen kurzer Frist erreichbar erschien, da eine entsprechende Schwerpunktbildung, siehe Schlieffenplan und Ereignisse ab August 1914 vorraussetzte die Ostgrenze gegen Russland weitgehend ungedeckt zu lassen.
Ein solches Vorhaben, war in dem Tempo unter Vorraussetzung eines deutschen Frontalangriffs durch die Vogesen und auf die Grenzfestungen (vergleiche Verdun 1916) nicht realisierbar, denn selbst wenn ein solcher Durchbruch gelungen wäre, die Franzosen hätten nichts anderes tun müssen, als sich hinhaltend kämpfend zurück zu ziehen, bis zum Einsätzen der russischen Offensive, die ihrerseite dann die deutschen Kräfte in Teilen zum Rückzug gezwungen hätte (vergleiche das berüchtigte Abziehen der zwei Armeekorps im Vorfeld der Marneschlacht als Reaktion auf das Russische Vorrankommen in Ostpreußen und den Rückzug Prittwitzs nach dem zusammenstoß bei Gumbinnen).
Entsprechend sind Pläne, auch wenn sie bereits 1912 entstanden sind, Eventualszenarien, die die zu erwartende Verletzung der belgischen Neutralität vorraussetzten und keine initiativen, diese unprovoziert zu verletzen.
Genau das war mit Reflektion der historischen Informationslage der Planenden in #111 gemeint, fällt bei dir zu Gunsten von Argumentationsweisen, die ihrem Wesen nach mehr mit Glauben als Wissen zu tun haben und vor allem mit dem Problem auf Biegen und brechen daran glauben zu wollen, völlig unter den Tisch.