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Hallo Leute,
zu dieser interessanten Diskussion will ich auch mal meine unmassgebliche Meinung einstreuen.
Eines der frühesten Handelsgüter aus Europa, das mir geläufig ist, ist Bernstein. Eine viel zu kleine Karte der Handelsstrecken findet ihr hier:
Östliche Landroute
Wenn man sich die Gesamtverbreitung ansieht, reicht sie bis nach Ägypten und den vorderen Orient, vermutlich bis nach Asien. Über diese Strecken muss er gehandelt worden sein, denn der Ursprung liegt nun mal im Baltikum.
Das zeigt für mich, dass man die Handelskontakte, oder besser: Handel und Kontakte, bereits in der Frühzeit viel zu häufig unterschätzt. Besonders bei Menschen, die glauben, man hätte damals noch "auf den Bäumen gesessen" passen diese Kontakte nicht ins Weltbild. Ich erlebe immer wieder erstaunte Gesichter.
Gleiches gilt auch für Obsidian, dass den entgegengesetzten Weg genommen hat, oder auch für Korallen aus dem roten Meer, die in weiten Teilen der besiedelten Welt als Schmuck beliebt waren.
Also: Es gab Kontakte, und zwar nicht wenige.
Und nun zum angesprochenen Thema "Bürokratie":
Ich bin dafür, beide Themen getrennt voneinander zu behandeln.
Bürokratie entsteht meines Erachtens aus überörtlicher Voratshaltung. Sie hat eine eigene Dynamik, und ist eng mit Glaubenssystemen verbunden. Nicht umsonst kommt das Geld im 7. Jahrhundert in die Welt und wird in Tempeln geprägt (Artemis-Heiligtum von Ephesos mit den ersten Elektron-Münzen). Aber auch vorher finden sich Hinterlassenschaften von Bürokratie wie Einkaufs- und Bestandslisten doch meist im Umfeld von Heiligtümern.
Interessant ist vor diesem Hintergrund das minoische Siegelsystem, diese Siegel findet man in Gräbern, Palästen und Heiligtümern. Also gab es wohl private Siegel, die auf nassen Lehm gedrückt wurden und damit Gaben an die Götter oder Steuern bezeichneten. Das ist dann schon das Gleiche, wie unsere heutige Steuernummer, nur dass man die nicht mit ins Grab gelegt bekommt (Gottseidank).
Die Überschusswirtschaft, der erste "Mehrwert" in der Geschichte der Menschheit, führt also auch zur Ausprägung von Herrschaft und Unterdrückung.
Einfach dadurch, dass die Vorräte von jemandem kontrolliert wurden und dieser dann meist das Recht erhielt, über die Verteilung und Nutzung zu entscheiden.
Zusätzlich gab es dann, auch wieder getrennt zu betrachten, den überregionalen Austausch von Prestigegütern zur Sicherung von diplomatischen Kontakten.
Die Debatte würde allerdings anschaulicher, wenn wir die Bronzezeit bis zu ihrem Ende noch in die Betrachtung einbeziehen würden, da aus dieser Epoche die Nachweise häufiger sind und man gute Fundkomplexe anführen kann wie den Schiffsfund von Uluburun.
Hast du dafür einen brauchbaren Link oder eine andere Quelle? Barbaren schmolzen auch Gold ein und brachen Steine aus den Fassungen, um sie neu zu verarbeiten. Sie können also schon jahrhundertelang in Europa zirkuliert sein.zaphod: Die Granate,die charakteristisch für Schmuck von der Völkerwanderungszeit bis ins 6.Jahrhundert sind , stammen , wie Analysen des RGZM ergeben haben ,aus dem indischen und inonesisch-malayischen Raum.
Selbst in den Wirren um den Niedergang des römischen Imperiums existierten also intakte Handelsrouten von Sumatra bis England.
Leder nicht,aber ich war gestern auf dem Markt zum Spargel kaufen und kam dabei am Archäologiewürfel des RGZM vorbei ,wo man neue Analysemethoden vorstellte und habe es dorten gelesen.
Aber die Verwendung von Granatschmuck war in dem Zeitraum Mode und flächendeckend in ganz Europa- der Bedarf hätte sich durch ein paar alte ,geklaute Steine wohl nicht decken lassen.
... sollten die Beiträge ab 277 aus http://www.geschichtsforum.de/f22/indogermanen-konstrukt-oder-wirklichkeit-21353/index14.html hierhin verschoben werden.
...Du hast das Thema bereits auf die Frühzeit eingegrenzt, bb, so sollten wir uns auf die Zeit vor der Bronzezeit beschränken. Eine Phase, in der wir wenig über lange, weite See- und Landreisen wissen.
Der europäische und nahöstliche Bauer saß auf seiner Scholle und lebte iW davon. Um das Mittelmeer tat sich etwas mehr, da entstanden Städte, Hierarchien und Begehrlichkeiten. Jenseits von diesen Zentren fallen mir zu Handel und Austausch zuerst die mobileren Hirtennomaden ein. Die Entstehung dieser Kulturform muß man auch noch in die vorbronzezeitliche Frühzeit einordnen.
Natürlich gab es die Kontakte, sonst wären Bernstein, Spondylusmuscheln etc nicht so weiträumig zu finden.
Die Frage des Threads war ja, ob es schon vor der Bronzezeit spezialisierte Händler gab, die Fernreisen unternahmen und an der unterschiedlichen Wertschätzung der Güter verdienten.
Gegenthese dazu, wäre der Austausch von Hand zu Hand.
Die Frage des Threads war ja, ob es schon vor der Bronzezeit spezialisierte Händler gab, die Fernreisen unternahmen und an der unterschiedlichen Wertschätzung der Güter verdienten.
Gegenthese dazu, wäre der Austausch von Hand zu Hand.
Händler mussten durch fremde Stammesgebiete. Was hinderte die Ansässigen daran, ihm alles samt Leben abzunehmen?
Um ein hypothetisches Beispiel zu bringen: Jedes Jahr bringt ein Dorf seine Waren über den Fluss zum Meer. Eine lange und gefährliche Reise, ausgewählt werden demzufolge nur spezielle Leute. Sie werden längere Zeit unterwegs sein, bekommen also für den Weg Nahrung, vielleicht auch Waffen und Glücksbringer.
Bei ihrer Rückkehr bringen sie dem Dorf andere Waren mit.
An dieser Stelle haben die "Händler" eigentlich nichts verdient. Die Waren müssen ihnen nicht einmal in einem heutigem Sinn "gehören", es kann sich vielmehr um eine reine Transportleistung handeln. Dennoch wäre mit der Reise in gewissem Sinne auch Profit (über mitgebrachte Gegenstände, Anerkennung und ähnliche Dinge) verbunden.
Aber die Frage ist eine andere:
Was ist wahrscheinlicher, viele "Händler" oder wenige? Wenn es nur wenige gab so werden Fernreisen nachvollziehbarer, gab es viele so wäre es glaubwürdiger das die gefundenen Gegenstände von Hand zu Hand gereicht ins Inland kamen.
Wie schon gesagt ist die Zeitspanne und der Kulturraum zu gross um eine allgemeingültige Aussage zu treffen. Aber je weiter wir zurückgehen umso weniger Händler dürfte man finden, und umso schlechter ausgebaut werden die Handelsnetze gewesen sein.
Nun ja objektive Bewertungsmittel hätten wir anhand der Strecke,die die Ware vom Erzeuger zum Endverbraucer zurückgelegt hat sowie die WJrenmenge
je weiter die Entfernung ist, und je rößer die warenmengen sind,umso größer ist die Wahrscheinlichkeit,daß professionelle Händlernetze mit eingebunden waren, da der damit ansteigende Aufwand an Logistik den Aufwand für andere Tätigkeiten einschränkt.
Und dies führt zwangsläufig zu einer professionalisierung der Handelstätigkeeit.
Auf lange Sicht gewiss. Aber initial ist es für ein Dorf durchaus verkraftbar wenn sich ein paar junge Männer auf eine Reise von vielleicht ein paar Monaten machen.
Man muss hier eine fliessende Entwicklung erwarten, bei der zunächst immer die selben Leute geschickt werden (schlicht aufgrund von Erfahrung), aber diese davon nicht dauerhaft leben könnten. Und sich erst allmählich solche Reisen zu einer Hauptberuflichen Tätigkeit ausweiteten, als die Warenflüsse grösser und stabiler wurden.
Aber es ist ein Trugschluss zu glauben Fernhandel wäre nur mit professionellen Händlern möglich.
Die jungen Leute werden auch diejenigen gewesen sein, die man mit dem Vieh losschickte, bes. im Sommer, damit das Vieh nicht die mühsam bestellten Felder kahlfraß, es gab noch keine eingezäunten Weiden. So könnte sich die Arbeitsteilung zwischen Stammesgruppen auch entwickelt haben.Im Winter/Frühjahr war Reisen und Warentransport vermutlich witterungsbedingt nicht ohne weiteres machbar, also mußte das ganze im Sommer/Herbst erfolgen.
Da fallen aber die Hauptarbeiten in der Landwirtschaft an.
Wenn Fernhändler mehrere Monate unterwegs waren,fielen sie bei den Arbeiten sowohl zur Grundversorgung der Gemeinschaft als auch zur Eigenversorgung aus.
Sie mußten also zwangsläufig den Großteil ihresLebensunterhaltes durch den Handel decken.
Ein Aspekt noch dazu: Händler mussten durch fremde Stammesgebiete. Was hinderte die Ansässigen daran, ihm alles samt Leben abzunehmen? Gab es es damals schon einen Ehrenkodex?
Eben und das passierte vermutlich nur dann nicht ,wenn man sich kannte- also brauchte man von Anfang an Spezialisten.
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