Eichelhäher
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Ob hier nicht die Möglichkeiten zur Gewinnung von Informationen über den Gegner etwas überschätzt werden? Wie rasch und zuverlässig kann Hannibal z. B. erfahren haben, dass einer der beiden Konsuln von 218 nach Spanien geschickt wurde und der andere nach Afrika?
Das halte ich nicht für unwahrscheinlich. Laut Polybios brauchte Scipio zu Schiff von Pisa nach Massilia 4 Tage - Hannibal hatte möglicherweise Kontakte in Rom selbst (Livius), also ist Information zu Schiff nicht sooo abwegig.
Hingegen hätte Hannibal mit einem zu langen Aufenthalt in Südgallien riskiert, es nicht mehr rechtzeitig vor Wintereinbruch über die Alpen zu schaffen.
Das ist einer der Hauptgründe, weswegen ich Hoyos' Idee überhaupt je gut fand - ganz offensichtlich kam er später in den Alpen an, als sinnvoll gewesen wäre. Ich gehe nicht davon aus, dass er geglaubt hat, die Alpenüberquerung im Oktober sei sinnvoll. Irgendetwas hat ihn erheblich verzögert.
Außerdem: Hannibal konnte doch gar nicht sicher sein, dass Scipio einen Zwischenstopp in Südgallien machen würde statt die Küste entlang direkt nach Spanien zu segeln.
DAS ist der Punkt, der mich von der Theorie wieder ganz heftig abrücken lässt, ja. Als sich die Gelegenheit an der Rhone ergab, wird man sie erwogen haben (zumal Scipio nur 2 Legionen anführte), genau deshalb aber sagt z. B. auch Seibert, dass Scipio sich möglicherweise gar nicht erst zu einem Gefecht hätte hinreißen lassen. Er war numerisch 1:2 unterlegen, und es wäre fast unmöglich gewesen ihn zu zwingen.