In Erster Linie war es wohl Selbstverschulden, was zum Tode Hephaistions führte. Nach einem der langen Feste, die Alexander zu feiern pflegte, soll sein teurer Freund an Fieber erkrankt sein. Zu erwähnen wäre hier das bei solchen Feiern Unmengen von Alkohol konsumiert wurden, und damit auch für die trinkfesten Makedonen, eine starke körperliche Belastung darstellten. Zusammen mit den Schlachten, Verletzungen und sonstigen Entbehrungen, welche die Soldaten bei den Kriegszügen Alexanders über sich ergehen lassen mussten, wurde so auch der stärkste Haudegen an seine Grenzen geführt.
Nach mehreren Quellen wollte Hephaistion auch nicht auf den behandelnden Arzt hören, der ihm eine strenge Diät verschrieben hatte, welche wahrscheinlich auch Abstinenz beinhaltete. Ein Alkoholiker konnte beim besten Willen eine solche Einschränkung nicht einhalten. Bei Plutarch finden wir folgende Stelle:
„Gerade an diesen Tagen war Hephaistion an einem Fieber erkrankt. Aber als junger Mann und rechter Soldat wollte er sich nicht in die strenge Diät fügen, sondern so wie der Arzt Glaukos ins Theater ging, setzte er sich zum Mahl, aß einen gekochten Hahn und trank einen großen Krug Wein aus. Das bekam ihm so übel, dass er kurz darauf starb.“
Plut. Alex. 72, 2-3
Arrian, der eine unserer zuverlässigsten Quellen darstellt, erwähnt hingegen nur, dass Hephaistion innerhalb von sieben Tagen gestorben ist und Alexander ihn nicht mehr lebend zu Gesicht bekam (siehe Arr. 7, 14, 1-15).
Auch bei Diodor finden wir nur wenige Angaben zum Krankheitsverlauf. Er erwähnt lediglich, dass Hephaistion nach einem mehrtägigen Saufgelage, bei dem er kräftig zugelangt haben soll, krank wurde und starb (siehe Diod. 17, 110, 8).
Das Verhältnis der Hetairen untereinander war vielleicht schon zu Alexanders Lebzeiten nicht immer freundschaftlich. Meinungsverschiedenheiten allein bedeuten jedoch nicht, dass man den Anderen gleich umbringt (außer man heißt Alexander).
Erwähnt werden sollte auch, dass selbst die frühsten Quellen noch weit hinter den hier diskutierten Ereignissen liegen, und die Mythenbildung um Alexander schon bald nach seinem Tod eingesetzt hatte.
Ich persönlich denke eher, dass sich Hephaistion (und später auch Alexander) zu Tode gesoffen hat. Bei genauerer Betrachtungsweise kann man also von einer Vergiftung durch Alkohol sprechen.
LG