SMS Pfeil - Konstruktion
Mit den Konstruktionsarbeiten für den „ Aviso D“ 1879 begann die Kaiserliche Admiralität nach neuen Grundsätzen des Kriegsschiffbaus gegenüber den bis dahin angewandten vorzugehen. Sie sah erstmalig in der deutschen Marine Stahl anstelle von Holz und Eisen als Baustoff vor.
Typschiff dieser Fahrzeuge I. Classe ist die SMS Blitz (Aviso D), Schwesterschiff ist die SMS Pfeil (Ersatz Grille). Der Rumpf ist ein Querspant- und Längsspant-Stahlbau mit Doppelboden unter dem Maschinenraum.
Die Maschinenanlage von der Märkisch-Schlesischen Maschinenbau- und Hütten-A.G. vorm. F.A. Egells, Berlin-Moabit, besteht aus 2 liegenden 2zyl. 2fach Expansionsmaschinen in einem Maschinenraum und 8 Zyl.-Kessel mit einer Konstruktionsleistung von 2.850 PS und 17 kn Geschwindigkeit. Der Zweischraubenantrieb hatte je Schraube einen Durchmesser von 3,20m und für die beiden Masten legte man nicht eine konventionelle Takelage fest, sondern beließ lediglich Gaffel- und Stagsegel mit einer Segelfläche von 591 qm (Rah-Schoner).
Die SMS Pfeil (Ersatz Grille) läuft am 16.09.1882 vom Stapel mit der Baunummer 6. auf der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven. Klassifiziert wird das Schiff zunächst als Aviso, ab 1899 als kleiner Kreuzer, ab 1910 als Spezialschiff.
Das Schiff hat ein Deplacement von 1.486 t bei einer Länge von 78,43m, Breite von 9,90m und Tiefgang von 4,07m.
Für die SMS Pfeil war die Konstruktionsleistung mit 2.700 PSi angegeben. Die Meilenfahrt ergab eine Leistung von 2.337 PSi bei 144 Umdrehungen der Welle in der Minute und einer Geschwindigkeit von 15,6 kn. Bei einer Geschwindigkeit von 9 kn lag die Reichweite bei 2.440 sm. Die Rah-Schonertakelage wurde nach einem Umbau 1894 auf 282 qm Stützsegel reduziert; ab 1900 wird die Takelage ganz entfernt.
Die Besatzung bestand aus 6-7 Offizieren und 127-135 Mannschaftsmitgliedern.
Indiensthaltung und Kommandanten der SMS Pfeil
25.11.1884 – 09.12.1884
KL Borckenhagen (Probefahrten) 11.84 – 12.84
22.06.1885 – 05.10.1885
KK Frhr. v. Erhardt 6.85 -10.85
03.05.1887 – 16.09.1887
KK Hartog (Eduard) 5.87 – 9.87
12.11.1888 – 13.12.1889
KK Herbing 11.88 – 4.89
KK Draeger 4.89 – 12.89
01.04.1890 – 08.03.1892
KK Lavaud 4.90 – 4.91
KK Borckenhagen 4.91 3.92
03.04.1894 – 18.12.1895
KK Vüllers 4.94-1.95
KK Follenius 1.95 – 4.95
KK Palmgrén 4.95 - 10.95
KK v. Usedom 10.95 – 12.95
03.08.1897 – 21.09.1898
KK Gerstung (Friedrich) 8.97 – 5.98
KK Josephi 5.98 – 9.98
16.03 1900 – 29.09.1900
KL/KK Lietzmann (Otto) 3.00 – 9.00
30.03.1904 – 17.12 1918
KK Petuschky 3.04 – 9.05
KK Scheunemann 10.05 – 11.06
KL v. Grumbkow (Kurt) 12.06 – 3.07
KK Meinardus 3.07 – 10.07
KK Frhr. V. Keyserlingk 10.07 – 10.08
KK Siewert (Paul) 10.08 – 9.09
KK Löhlein 9.09 – 9.10
KK Tietze 9.10 – 10.11
KK Bunnemann 10.11 – 10.12
KK Teichmann (Georg) 10.12 – 9.13
KK Müller-Palm 9.13 – 6.16
FK Schubart 9.16 – 2.18
KK Hauck (Ernst) 2.18 – 12.18
Den Taufakt des Avisos Pfeil übernahm LzS Prinz Heinrich in der Gegenwart des Chefs der Admiralität. Die Probefahrten begannen am 25.11.1884 und konnten nach nur 2 Wochen abgeschlossen werden.
Zum aktiven Einsatz kam Pfeil ab 22.06.1885 als Aviso beim Übungsgeschwader, 1887 in gleicher Eigenschaft beim Manövergeschwader.
Aus Anlaß des Araberaufstandes in Ostafrika wurde Pfeil außerplanmäßig am 12.11.1888 in Dienst gestellt und trat am 19. die Ausreise an, musste unterwegs in Plymouth Sturmschäden beseitigen lassen und reihte sich am 04.01.1889 in das Ostafrikanische Geschwader ein. Sie erhielt zunächst für die Küstenblockade den Abschnitt Bagamojo – Insel Mafia, an 01.03. den Raum Sansibar zugeteilt. Bis zur Blockadeaufhebung führte Pfeil mit 411 Schiffskontrollen die größte Anzahl von allen beteiligten Kriegsschiffen durch. An Landkämpfen war sie teils mit der Artillerie von Bord aus, teils mit dem Landungskorps beteiligt (Siehe auch Beitrag von Arne; KK Draegers Bericht).
Da sich das aus Stahl gebaute Schiff aus sanitären Gründen für einen längeren Aufenthalt in den Tropen nicht eignete, wurde es am 29.09.1889 in die Heimat entlassen.
Unterwegs erhielt es den Befehl zum Panzergeschwader zu treten, das Kaiser Wilhelm II. auf seiner Orientreise begleitete. Am 06.12.1889 in Wilhelmshaven wurde Pfeil am 13.12. außer Dienst gestellt.
Ab 01.04.1890 nahm sie teil an einem Panzergeschwader u. a. bei der feierlichen Übergabe von Helgoland. Bis zur außer Dienststellung März 1892 für den großen Umbau, nahm Pfeil noch an diversen Manövern des Übungsgeschwaders teil.
Nach dem Umbau April 1894 war sie wieder teil von Übungsgeschwadern und wurde für sechs Wochen der Inspektion des Torpedowesens für Ausbildungszwecke zur Verfügung gestellt. Sie wurde auch kurzzeitig als Maschinenschulschiff eingesetzt und dann der Zieten zur Verstärkung im Fischereischutz zugeführt.
Ab 1904 fuhr die Pfeil in der aktiven Schlachtflotte als Aviso/Tender für das II. Geschwader. Am 08.12.1910 wurde der Aviso in die Liste der Spezialschiffe überführt.
Mit Kriegsausbruch trat Pfeil neben ihrer Verwendung als Tender des II., später des IV. Geschwaders zur Hafenflottille der Elbe und wurde hier bis zum Ausscheiden aus dieser am 28.06.1915 im Sicherungs- und Überwachungsdienst eingesetzt. Anschließend stand sie u. a. dem Flottenkommando und der U-Schule für Übungen zur Verfügung.
Am 16.02.1922 wird die Pfeil aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen und danach in Wilhelmshaven abgewrackt.
Quelle:
Die deutschen Kriegsschiffe – Biographien; Hildebrand, Röhr, Steinmetz;
Band 1, S148 (Aviso Blitz); Band 5, S45f (Aviso Pfeil)
Die deutschen Kriegsschiffe 1815 – 1945; Gröner; Band 1, S118f
Die Marine in Wilhelmshaven; Koop, Mulitze; S72, 76
Kolonialpolitik und Marine; Nuhn