Deine Links zu Wikipedia sind zwar gut gemeint, aber sie beantworten meine Fragen nicht; Ich habe sie gelesen, bevor ich hier die Fragen gestellt habe.
Dann hast du sicherlich bei deinen Recherchen auch diesen schon gelesen
Uhr ? Wikipedia , aus welchem hervorgeht, was seit spätestens 900 n.Chr. (Frühmittelalter) an Zeitmessung zur Verfügung stand. Alfred der Große (Frühmittelalter) soll in Europa die Kerzenuhr erfunden haben, die man etwas früher schon in China erwähnt hatte, und er soll einen sehr streng zeitlich geordneten Tagesablauf (sic) gehabt haben.
(ich beschränke mich aufs Frühmittelalter)
Nun ist Alfred der Große natürlich kein frühmittelalterlicher Landmann, der zur Aufbesserung seiner Kasse ein wenig schmuggelte
aber immerhin wissen wir dadurch für das Frühmittelalter, dass man in dieser Zeit durchaus verschiedene Zeitmessgeräte hatte und verwendete.
Und ebenso wissen wir, dass der frühmittelalterliche Klerus (der nicht nur für die Missionierung zuständig war, sondern quasi den ehemaligen provinzrömischen Verwaltungsapparat ersetzte (nicht wenige der frühma. Bischöfe waren senatorischer Herkunft!)) ein hohes Interesse an der Zeiteinteilung hatte (immerhin erfanden etwas später ma. Kleriker die mechanische Uhr) (Stundengebet etc.)
Vom frühma. Klerus wissen wir weiterhin, dass er lediglich dann die einfache Bevölkerung drangsalierte, wenn er heidnisches witterte: so waren vereinfacht gesagt bäuerliche Opferbräuche an die früheren Götter verboten - aber wir haben keine kirchl. Quelle darüber, dass traditionelle Zeiteinteilungen des bäuerlichen Lebens (Ernte-, Früchte-, Aussaatzeiten etc) irgendwo als zauberisch-heidnisch verboten worden wären. Zwar gibt es keine direkte Quelle zur Jahres- und Tageszeiteinteilung der frühma. Landbevölkerung, aber es scheint unrealistisch anzunehmen, es habe keine gegeben.
=> auch wenn das alles hier nur eher andeutungsweise ausgebreitet werden kann, ist es doch schon eine ganz ordentliche Menge an Information allein zur Zeitmessung oder zum Zeitmanagement damals.
zur räumlichen Orientierung ein paar Details:
1. man hat an frühma. Reihengräbern nicht nur Daten zur Demographie ermittelt (Durchschnittsalter, Bevölkerungsdichte, soziale Verteilung) sondern über gen. Verwandtschaftsverhältnisse auch Daten zum Aktionsradius frühma. Leute ermittelt (Ausstellungskatalog "die Franken" Reiss-Museum,Mannheim) - dass hiervon Händler und Berufskrieger ausgenommen sind, versteht sich von selbst: deren Aktionsradius war weitaus größer. - kurz gefasst: sonderlich weiträumig war der Aktionsradius nicht (ein paar Dörfer/Hufen weit und ggf. bis zur nächsten relevanten Civitas; je höher der soz. Stand, umso weiter der Aktionsradius)
2. heisst das aber, dass die Leute sich nicht auskannten weil sie modern gesagt keinen Schulatlas hatten? Nein.
Das frühma. Leben war geprägt von
Zugehörigkeiten. Familien- und Sippenzugehörigkeit, Zugehörigkeit zu Landbesitz, Zugehörigkeit zur Gefolgschaft usw usw. Und alles nutzbare Land befand sich in irgendwessen Besitz. Und solcher Landbesitz war haarklein festgelegt, wie Urkunden aus dieser Zeit bezeugen. Wer innerhalb solcher Zugehörigkeiten lebte,
musste sich darin auskennen (analog zu heute: pflück mal einen Apfel auf Bauer Dümpels Obstwiese - der wird dir was erzählen...) Und so genau die Besitzverhältnisse geregelt waren, so genau kannte man die Verbindungswege.
3. oben auf hochpolitischer Ebene, wo man großräumiger dachte (König, Herzöge, Bischöfe) verfügte man über genügend geografische Kenntnisse, ansonsten hätte jeder Kriegszug ins Leere laufen müssen.
(4. die Vandalen, Sueben, Alanen, die 406 über den Rhein gingen und sich dann marodierend bis Spanien fortbewegten, hatten sich nie verlaufen)
Raum und Bewegung:
entsprechend den genannten zur Verfügung stehenden Kenntnissen plante man Beutezüge etc. und konnte die Aktionsradien von Reitereinheiten wie auch von Fußvolk abschätzen. Und ebenso ließen sich Handelsfahrten abschätzen, sowohl entlang der großen Handelswege als auch entlang der Wasserstraßen; und deren Verzweigungen sowie Abzweigungen (zu dieser Civitas oder jenem Marktplatz) werden ebenso bekannt gewesen sein.
ebenfalls weiterführend:
die Geschichte von Flächenmaßen und deren Etymologie
da man fast nichts an Quellen zur einfachen Bevölkerung des Frühmittelalters hat, lohnt sich der Tagungsband "Frauen im frühen Mittelalter" und natürlich auch jede seriöse Geschichte der Sklaverei