Scorpio
Aktives Mitglied
Grundsätzlich bin ich ja geneigt, die These, dass Friedrich tatsächlich homosexuell war, ohne weiteres zu bejahen. Es gibt zwar Indizien, dass Friedrich in seiner Jugend dem ein oder anderen Flirt nicht abgeneigt war, und ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass er sich beim Verkehr mit einer Frau mit einer Geschlechtskrankheit infiziert hat.
Es haben zahlreiche Persönlichkeiten, deren Homosexualität eindeutig ist, um die Form zu wahren geheiratet und zahlreiche Kinder gezeugt, und in der Jugend sexuell zu experimentieren ist ja auch normal.
Es gibt bei Friedrich aber keine, wirklich keine Indizien, dass Frauen ihn angemacht haben, dass sie ihn erregt haben. Er äußert sich in intimem Kreis oft sehr derb und obszön, aber das Weibliche wird fast immer abgewertet bei ihm. Frauen sind Huren, selbst die keusche Maria Theresia ist eine Hure für ihn. In seinem Umfeld, in seiner Tafelrunde duldete er keine Frauen. Kaum eine Frau, die er respektiert hat-die Machiavelli-Schülerin Katherina II. war nach seinem Geschmack bei der Polnischen Teilung, aber das Format Maria Theresias hat er allenfalls unfreiwillig und kaum expressis verbis eingeräumt. Auch Madame Pompadour und Elisabeth hatten Format, und durch sarkastische, abfällige Äußerungen und Indiskretionen hat er ganz unnötig Elisabeth provoziert. Geachtet hat er noch weniger Frauen, verachtet fast alle. Die Frauen, die er begehrt hat, soweit sich überhaupt Einzelpersonen eruieren lassen, kann man an einer Hand abzählen, und geliebt hat er nicht eine Einzige.
Obwohl es sich ausgezahlt hätte, obwohl es seine eheliche Pflicht, seine dynastische Pflicht gewesen wäre, obwohl es Common Sense, Logik und die Staatsräson geboten, war er nicht in der Lage, Thronerben in die Welt zu setzen, und es scheint, als wäre er auch nicht willens gewesen, es allzu oft zu probieren.
Er- die personifizierte Staatsräson, der "Erste Diener seines Staates, der sozusagen immer im (Staats)-Dienst war, 16 Stunden am Tag- und er bekommt eine solche relativ leichte, durchaus nicht unangenehme Pflicht nicht hin?
Dagegen gibt es eine Reihe von Indizien, die dafür sprechen, dass Friedrich homosexuell war. Es gibt zahlreiche homophile und homoerotische Äußerungen Friedrichs selbst, ganz offensichtlich zog er den Umgang mit Männern den mit Frauen vor, und es gibt zumindest einige Männer, die Friedrich gerne gemocht hat, und wenn es in seinem Leben überhaupt so etwas wie eine "Große Liebe" gab, so war das sicher seine Freundschaft zu Hermann von Katte. Dieser war vielleicht der einzige Mensch, den Friedrich je geliebt hat.
Es gibt
-eine ganze Reihe von persönlichen Äußerungen Friedrichs, die sehr homoerotisch gefärbt sind, und es gibt eine Fülle von Gerüchten, die homosexuelle Beziehungen Friedrichs kolportieren.
-Diese Gerüchte sind teilweise kolportiert von Leuten, die zum engsten Personenumfeld gehörten, die Friedrich gut kannten (Wilhelmine von Preußen, Voltaire)
- Dann gibt es eine ganze Menge von Gossip, Klatsch, Urban Legends-eben wie die Geschichte von Soldaten, die für Liebesdienste von Seiner Majestät goldene Uhren geschenkt bekommen.
Es gibt Gerüchte, die als böswillige Unterstellungen gestreut werden, um zu diskreditieren. Es entstehen Gerüchte aber in der Regel ja nicht völlig ohne Basis, und wenn sich Gerüchte häufen, wenn bestimmte Muster erkennbar werden, wenn unterschiedliche Zeitzeugen das Gleiche berichten, deutet eben auch einiges darauf hin, dass durchaus etwas daran ist. Wenn sich Vorfälle häufen, Muster erkennbar sind, sich Zeugenaussagen wiederholen, verdichten sich Indizien.
Es spricht doch insgesamt sehr viel dafür, davon auszugehen, dass Friedrich schwul war, der Sexualtrieb ist einer der stärksten Antriebkräfte, und es liegt in der menschlichen Natur, dem nachzugeben. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass Friedrich Erfahrungen mit homosexuellem Verkehr hatte.
Es ist aber auch fraglich, inwieweit Friedrich dazu überhaupt in der Lage war. Es gibt eben auch Hinweise dafür,
dass Friedrich möglicherweise impotent war.
Dafür spricht die Aussage seiner Schwester, die von einer Geschlechtskrankheit berichtet, die unsachgemäß behandelt wurde, und Friedrichs offenkundige Unfähigkeit/Unwilligkeit Nachkommen zu zeugen.
Es ist aber auch die Frage, was kann man von zeitgenössischen Quellen überhaupt an eindeutigen expliziten Aussagen erwarten. Es liegt in der Natur der Sache, dass Sex, solange man sich nicht zum öffentlichen Gangbang entschließt, nun einmal etwas intimes ist, es sind in der Regel nur die Partner zugegen.
Alle anderen sind eben außen vor, sind nicht dabei, berichten vom Hörensagen. Sie können aber vielleicht eins und eins zusammenzählen, wenn bestimmte Muster erkennbar werden, wenn sich konkrete Vorfälle häufen, wenn sich Zeugenaussagen ähneln.
In der Schlussfolgerung, dass Friedrich tatsächlich homosexuell war, würden wohl die meisten Diskussionsteilnehmer der These von @Emil Weinhaus zustimmen, und es spricht natürlich alles dafür, dass er diese Neigung ausgelebt hat, soweit er körperlich dazu in der Lage war.
Damit könnte man es eigentlich bewenden lassen, ganz genau weiß man es eben nicht, kann man es gar nicht 100%ig genau wissen.
Das was @Emil Weinhaus verächtlich als "Herumgeeiere" und "Relativierung" bezeichnet, ist objektiv betrachtet, doch einfach nur Zurückhaltung, nicht mehr in historische Quellen hineinzuinterpretieren, als sich tatsächlich objektiv daraus ableiten lässt. Eine Anerkennung der methodischen Grenzen der Geschichtswissenschaft.
Natürlich können auch Historiker spekulieren, und das tun sie auch. Es wird aber kein Historiker 100%ig nachweisen können, was z. B. die exakten Ursachen für den Großen Brand Roms im Jahre 64 waren. Sueton und andere Autoren behaupteten eine Brandstiftung Neros. Tacitus lässt offen, ob es sich um eine Feuersbrunst handelte oder Brandstiftung. Er schreibt lediglich, wer am dringendsten Sündenböcke brauchte, wessen Ruf so mies war, dass ihm so etwas zuzutrauen ist.
In der Althistorik ist heute bei den meisten Konsens, dass es sich bei der Feuersbrunst nicht um gezielte Brandstiftung handelte, dass es sich um einen Großbrand handelte, wie es davor und danach ähnlich verheerende Brände gab wie im Jahr 79 ohne dass da von Brandstiftung gemunkelt wurde.
Die Brandstiftungs-These ist damit aber nicht widerlegt- Es ist durchaus möglich, dass es sich um Brandstiftung handelte.
Wir wissen es nicht genau, und wir werden es wohl auch nie mit 100%iger Sicherheit erfahren. Es gibt Dinge, die man mit der wissenschaftlichen Methodik die der Geschichtswissenschaft zur Verfügung stehen, nicht mit forensischer Sicherheit rekonstruieren kann.
Es haben zahlreiche Persönlichkeiten, deren Homosexualität eindeutig ist, um die Form zu wahren geheiratet und zahlreiche Kinder gezeugt, und in der Jugend sexuell zu experimentieren ist ja auch normal.
Es gibt bei Friedrich aber keine, wirklich keine Indizien, dass Frauen ihn angemacht haben, dass sie ihn erregt haben. Er äußert sich in intimem Kreis oft sehr derb und obszön, aber das Weibliche wird fast immer abgewertet bei ihm. Frauen sind Huren, selbst die keusche Maria Theresia ist eine Hure für ihn. In seinem Umfeld, in seiner Tafelrunde duldete er keine Frauen. Kaum eine Frau, die er respektiert hat-die Machiavelli-Schülerin Katherina II. war nach seinem Geschmack bei der Polnischen Teilung, aber das Format Maria Theresias hat er allenfalls unfreiwillig und kaum expressis verbis eingeräumt. Auch Madame Pompadour und Elisabeth hatten Format, und durch sarkastische, abfällige Äußerungen und Indiskretionen hat er ganz unnötig Elisabeth provoziert. Geachtet hat er noch weniger Frauen, verachtet fast alle. Die Frauen, die er begehrt hat, soweit sich überhaupt Einzelpersonen eruieren lassen, kann man an einer Hand abzählen, und geliebt hat er nicht eine Einzige.
Obwohl es sich ausgezahlt hätte, obwohl es seine eheliche Pflicht, seine dynastische Pflicht gewesen wäre, obwohl es Common Sense, Logik und die Staatsräson geboten, war er nicht in der Lage, Thronerben in die Welt zu setzen, und es scheint, als wäre er auch nicht willens gewesen, es allzu oft zu probieren.
Er- die personifizierte Staatsräson, der "Erste Diener seines Staates, der sozusagen immer im (Staats)-Dienst war, 16 Stunden am Tag- und er bekommt eine solche relativ leichte, durchaus nicht unangenehme Pflicht nicht hin?
Dagegen gibt es eine Reihe von Indizien, die dafür sprechen, dass Friedrich homosexuell war. Es gibt zahlreiche homophile und homoerotische Äußerungen Friedrichs selbst, ganz offensichtlich zog er den Umgang mit Männern den mit Frauen vor, und es gibt zumindest einige Männer, die Friedrich gerne gemocht hat, und wenn es in seinem Leben überhaupt so etwas wie eine "Große Liebe" gab, so war das sicher seine Freundschaft zu Hermann von Katte. Dieser war vielleicht der einzige Mensch, den Friedrich je geliebt hat.
Es gibt
-eine ganze Reihe von persönlichen Äußerungen Friedrichs, die sehr homoerotisch gefärbt sind, und es gibt eine Fülle von Gerüchten, die homosexuelle Beziehungen Friedrichs kolportieren.
-Diese Gerüchte sind teilweise kolportiert von Leuten, die zum engsten Personenumfeld gehörten, die Friedrich gut kannten (Wilhelmine von Preußen, Voltaire)
- Dann gibt es eine ganze Menge von Gossip, Klatsch, Urban Legends-eben wie die Geschichte von Soldaten, die für Liebesdienste von Seiner Majestät goldene Uhren geschenkt bekommen.
Es gibt Gerüchte, die als böswillige Unterstellungen gestreut werden, um zu diskreditieren. Es entstehen Gerüchte aber in der Regel ja nicht völlig ohne Basis, und wenn sich Gerüchte häufen, wenn bestimmte Muster erkennbar werden, wenn unterschiedliche Zeitzeugen das Gleiche berichten, deutet eben auch einiges darauf hin, dass durchaus etwas daran ist. Wenn sich Vorfälle häufen, Muster erkennbar sind, sich Zeugenaussagen wiederholen, verdichten sich Indizien.
Es spricht doch insgesamt sehr viel dafür, davon auszugehen, dass Friedrich schwul war, der Sexualtrieb ist einer der stärksten Antriebkräfte, und es liegt in der menschlichen Natur, dem nachzugeben. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass Friedrich Erfahrungen mit homosexuellem Verkehr hatte.
Es ist aber auch fraglich, inwieweit Friedrich dazu überhaupt in der Lage war. Es gibt eben auch Hinweise dafür,
dass Friedrich möglicherweise impotent war.
Dafür spricht die Aussage seiner Schwester, die von einer Geschlechtskrankheit berichtet, die unsachgemäß behandelt wurde, und Friedrichs offenkundige Unfähigkeit/Unwilligkeit Nachkommen zu zeugen.
Es ist aber auch die Frage, was kann man von zeitgenössischen Quellen überhaupt an eindeutigen expliziten Aussagen erwarten. Es liegt in der Natur der Sache, dass Sex, solange man sich nicht zum öffentlichen Gangbang entschließt, nun einmal etwas intimes ist, es sind in der Regel nur die Partner zugegen.
Alle anderen sind eben außen vor, sind nicht dabei, berichten vom Hörensagen. Sie können aber vielleicht eins und eins zusammenzählen, wenn bestimmte Muster erkennbar werden, wenn sich konkrete Vorfälle häufen, wenn sich Zeugenaussagen ähneln.
In der Schlussfolgerung, dass Friedrich tatsächlich homosexuell war, würden wohl die meisten Diskussionsteilnehmer der These von @Emil Weinhaus zustimmen, und es spricht natürlich alles dafür, dass er diese Neigung ausgelebt hat, soweit er körperlich dazu in der Lage war.
Damit könnte man es eigentlich bewenden lassen, ganz genau weiß man es eben nicht, kann man es gar nicht 100%ig genau wissen.
Das was @Emil Weinhaus verächtlich als "Herumgeeiere" und "Relativierung" bezeichnet, ist objektiv betrachtet, doch einfach nur Zurückhaltung, nicht mehr in historische Quellen hineinzuinterpretieren, als sich tatsächlich objektiv daraus ableiten lässt. Eine Anerkennung der methodischen Grenzen der Geschichtswissenschaft.
Natürlich können auch Historiker spekulieren, und das tun sie auch. Es wird aber kein Historiker 100%ig nachweisen können, was z. B. die exakten Ursachen für den Großen Brand Roms im Jahre 64 waren. Sueton und andere Autoren behaupteten eine Brandstiftung Neros. Tacitus lässt offen, ob es sich um eine Feuersbrunst handelte oder Brandstiftung. Er schreibt lediglich, wer am dringendsten Sündenböcke brauchte, wessen Ruf so mies war, dass ihm so etwas zuzutrauen ist.
In der Althistorik ist heute bei den meisten Konsens, dass es sich bei der Feuersbrunst nicht um gezielte Brandstiftung handelte, dass es sich um einen Großbrand handelte, wie es davor und danach ähnlich verheerende Brände gab wie im Jahr 79 ohne dass da von Brandstiftung gemunkelt wurde.
Die Brandstiftungs-These ist damit aber nicht widerlegt- Es ist durchaus möglich, dass es sich um Brandstiftung handelte.
Wir wissen es nicht genau, und wir werden es wohl auch nie mit 100%iger Sicherheit erfahren. Es gibt Dinge, die man mit der wissenschaftlichen Methodik die der Geschichtswissenschaft zur Verfügung stehen, nicht mit forensischer Sicherheit rekonstruieren kann.