P { margin-bottom: 0.21cm; }A:link { } @ hatl, naja, ich finds halt ein bißchen mager, wenn ich auf meine belegten Argumente immer nur ein „Stimmt nicht“ höre. Man muss ja nicht mir mir diskutieren, aber dann hätte ich schon gerne etwas Futter. Die Behauptung, die russische Mobilmachung habe etwas Eskalierendes an sich gehabt, ist schlicht absurd (und übrigens auch infam): genau diese Mobilmachung wollte das deutsche Brinkmanship ja abtesten/herauskitzeln! Ich kann doch nicht jemanden provozieren, und wenn der Provozierte Wirkung zeigt, ihm dann den schwarzen Peter zuschustern (d.h. ich kann das machen, geschieht ja auch ständig, habe mich aber nicht zu beschweren, wenn ich dann demaskiert werde)! Genau das war ja auch der Zweck des deutschen Schachzugs – nämlich den Schwarzen Peter loswerden. Die gesamte deutsche Diplomatie spricht sich darüber in ihren internen Vermerken ganz offen aus. Wo dreht Russland an der Schraube, nur, weil es, der damaligen Machtlogik entsprechend, genau das tut, was Bethmann erwarten musste und auch erwartet hat? Und bitte dazu nicht Münkler lesen. Der glaubt ja sogar, Russland habe Deutschland den Krieg erklärt... ;-) (Ja, das ist jetzt Polemik!)
@Bliblablub da es keine relevanten Eskalationen von Seiten der Triple-Entente gab (jenseits des damals üblichen, also dass man zB irgendwann auch Kriegsvorbereitungen startet – die deutschen starteten übrigens spätestens am 9. Juli), beantworte ich das mal für Deutschland: Die Falken in Deutschland gingen spätestens Dezember 1912 von der Unvermeidlichkeit des Krieges aus. „Je eher, desto besser“ - Moltke wortwörtlich. Und immer wieder. Röhl hat jüngst noch einmal darauf hingewiesen. Irgendwann muss die „Krieg-muss-jetzt-wohl-sein“-Stimmung auch die zivile Reichsleitung erreicht haben. Vermutlich wie immer in solchen Fällen, indem man das Ausmaß der angeblichen Bedrohung maßlos übertrieb (die irakischen Massenvernichtungswaffen, Sie verstehen...). 1916/17 sind die neuen russischen Eisenbahnen fertig, Russland mobilisiert dann sehr schnell, wir sind chancenlos gegen die russische Dampfwalze etcetc. Diese (Selbst?)Suggestion kann man spätestens ab Dezem 1912 immer und immer wieder nachweisen. Irgendwann dürfte dann auch die zivile Reichsleitung sturmreif geschossen gewesen sein. Im Frühjahr hat Moltke Jagow noch einmal bekniet, jetzt aber bitte den Krieg auszulösen. John Röhl sieht es goldrichtig: Die Belege dafür, dass die Falken in Berlin diesen Krieg schlicht haben wollen, türmen sich. Wir haben dem gegenüber keinen Beleg, wohlgemerkt keinen, dass eine der Triple-Entente-Mächte zum Krieg provoziert hat – für 1914 sowieso nicht, aber auch für einen etwaig 1916/17 geplanten gibt es keinen Beleg.
Hier Röhl. Man kann es in Nuancen anders sehen – am prinzipiellen Willen zum Krieg, den die Falken in Berlin seit 1912 an den Tag legten, kann es aber keine Zweifel geben.
Ausbruch des Ersten Weltkriegs - Wie Deutschland 1914 den Krieg plante - Süddeutsche.de Dort auch weitere Belege in Hülle und Fülle. Lügt Röhl?
Für Österreich: Österreich-Ungarn war 1914, wenn man so will, erledigt, finanziell (wie Schulte jüngst nachwies) und auch sonst. Verzweifeltes Hazardspiel der Falken in Wien, die den nicht mehr zu vermeidenden Abstieg nicht wahrhaben wollten und sich vom Krieg absurderweise einen Gesundungsprozess versprachen.
Ich mache mir in the long run keine Sorgen. Der aggressiv vorgetragene Revisionismus (Fritz Fischer würde heute keinen Proseminarschein mehr bekommen, dröhnt eben jener Münkler, der sich in seinem Buch unsterblich blamiert hat mit der russischen Kriegserklärung an Deutschland) wird nicht durchkommen, dazu sind die Fakten zu eindeutig. Aber es ist symbolisch mies, dass uns ausgerechnet zum Hundertsten dergleichen serviert wird.