Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Imperiumsweit. Damit sollte man doch Vergleiche machen können inwiefern die Römer ihre Ausrüstung markiert haben? Sofern man solche gefunden hat.
 
Dazu braucht man ja keine Schlachtfelder, da reichen auch Lagerkomplexe.
Besitzerinschriften kommen recht regelmäßig vor. Da es sich allerdings um private Ritzinschriften handelt, gibt es auch keine einheitlichen regeln.
 
Ich weiss noch, dass in der Schweiz ein größeres, glaub augusteiisches, Schlachtfeld entdeckt wurde. Kurz hinter einem der alten Alpenpässe. Der genaue Name ist mir leider entfallen. Des weiteren gibt es ind Südbayern noch eine Keltische Kultstädte die angeblich mit Pfeilspitzen übersäht ist, so dass auch hier von Kampfhandlungen ausgegangen wird.
Allerdings sind solche Schlachtfelder nicht für die Markierung von Ausrüstungsgegenständen interessant, sonder haben ihre Wert anderweitig. Wie E.Q. schon sagte, gibt es für das Thema Markierung von Ausrütung und Utensilien ja noch die Lager. Ich denke die Wissenschaft wäre mehr als glücklich, wenn man aus den vielen Fundstücken ein einheitliches Muster herausarbeiten könnte. Sei es nur was markiert wurde und wann ;)
 
Hallo Leute,

viel interessanter und aufschlussreicher als persönliche Ritzungen sind offizielle Stempelungen auf Legionseigentum. Beispielsweise wurde in einem wahrscheinlich keltischen Heiligtum bei Oberammergau eine römische Geschossspitze gefunden, die eine Prägung der Legio XIX. trägt. Es handelt sich bekanntlich um eben eine jener Legionen, die mit Varus später untergingen.
Aus Haltern ist ein Bleibarren bekannt, der ebenfalls die Kennzeichnung der Legio XIX. trägt.
Derartige offizielle Legionskennungen liegen in Kalkriese leider nicht vor.
Gruß Cato
 
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Noch einmal zu den Knochenresten

Ferner sind es einfach zu wenig Knochengruben, um eine Vernichtungsschlacht darzustellen.

Ich weiß natürlich nicht, was nach 2000 Jahren natürlicher Erosion und landwirtschaftlicher Bearbeitung von einer Vernichtungsschlacht noch an Knochenresten erwartet werden kann.

Definitiv zu wenig. Das hat dann die Kalkrieser Archäologen auch zu einer Meinungsänderung veranlaßt.

Kannst Du die mal zitieren oder verlinken?

Das kann ich Dir beantworten.
[Der Rest des Beitrags geht mit keiner Silbe auf die Knochengruben ein]

Meine Frage lautete:

Kannst Du die mal zitieren oder verlinken?

@El Quijote und hyokkose:
Die Äußerungen sind auf öffentlichen Vorträgen im Museum von Kalkriese (2002)bzw. Osnabrück (2004), Springe (2005), Detmold (2006) erfolgt.
[Der Rest des Beitrags geht abermals mit keiner Silbe auf die Knochengruben ein]

* * *

Mittlerweile konnte ich das Buch Susanne Wilbers-Rost u. a., Kalkriese 3 - Interdisziplinäre Untersuchungen auf dem Oberesch in Kalkriese - archäologische Befunde und naturwissenschaftliche Begleituntersuchungen, Mainz 2007 einsehen. Hier geht es schwerpunktmäßig um die Knochenfunde.
Diesem Band entnehme ich folgendes:
Eine genauere Quantifizierung der ursprünglichen Opferzahlen ist anhand der erhaltenen fragmentarischen Reste in den Knochengruben nicht möglich. Wenn sich Cherusker mit seiner Behauptung "Definitiv zu wenig" auf die Kalkrieser Archäologen beruft, so ist dies - angesichts der von diesen Archäologen schwarz auf weiß nachzulesenden Artikeln - grob irreführend.
Vielmehr lassen sich die vorhandenen Reste sehr gut mit der Varusschlacht und ihren hohen Opferzahlen in Einklang bringen.

Auszüge:

S. 94/95 schrieb:
Im Wald liegende Skeletteile waren vermutlich auch nach einigen Jahren zumindest noch in Resten erkennbar, während auf den ursprünglich offenen Arealen, wo intensive Kampfhandlungen mit vermutlich vielen Toten anzunehmen sind, die Knochenreste unter nunmehr hoch gewachsenen Büschen und Sträuchern weitgehend verborgen gewesen sein dürften. Zum Zeitpunkt der Knochendeponierung einige Jahre nach der Schlacht waren also auch dort sicherlich noch Knochen erhalten, wurden aber nicht eingesammelt, da das schwer durchdringbare Gebüsch, u. a. dornige Sträucher wie Brombeeren, das Lokalisieren und Aufsammeln sehr erschwerte bzw. verhinderte. Diese grundlegende Veränderung der Vegetationsverhältnisse hat wahrscheinlich dazu geführt, dass in den während der Schlacht offenen Bereichen zwar direkt im Anschluss an die Kampfhandlungen besonders erfolgreich durch die Germanen geplündert werden konnte, sechs Jahre später - die Verbindung mit den antiken Schriftquellen vorausgesetzt - dort aber kaum Überreste von Gefallenen durch die Römer eingesammelt und bestattet wurden, während die Vegetation in anderen, schon während der Kämpfe stärker bewaldeten Arealen den Bestattern keine größeren Schwierigkeiten beim Zusammentragen der Knochen bereitete. Mit diesen Überlegungen lassen sich die zahlreichen Gruben im Ostteil ebenso erklären wie das Fehlen derartiger Befunde im mittleren Wallabschnitt.

S.112/113 schrieb:
Die klaren Hinweise auf Kampfverletzungen bei einigen Menschenfunden [...] lassen darüber hinaus keinen Zweifel daran zu, dass es sich um Leichen- und Kadaverreste aus der auf dem Oberesch belegten Schlacht handelt. Insofern bezeugen die Knochengruben eien Bestattungsaktion auf dem Oberesch, die neben dem eigentlichen Schlachtgeschehen ein weiteres Ereignis darstellt, das hier seinen archäologischen Niederschlag gefunden hat. Naturgemäß ruft dies sofort den Gedanken an die bei Tacitus (Ann. I 61-62) erwähnte Bestattungsaktion des Germanicus für die Opfer der Varusschlacht wach.
Bevor jedoch die Knochengruben auf dem Oberesch mit diesem historischen Ereignis verknüpft werden dürfen, müssen andere Möglichkeiten für die Entstehung der Knochengruben überprüft werden. Insbesondere ist daran zu denken, dass schon kurz nach dem Schlachtereignis aus hygienischen Gründen Kadaver und Leichen verlocht worden sein können. Dem widerspricht allerdings der Inhalt der bis jetzt gefundenen Knochengruben. Wie aus den Detailbeschreibungen der Lage einzelner Skelettteile bei der Freilegung [...] entnommen werden kann, befanden sich die Knochen bei ihrer Einlagerung in die Gruben nicht mehr in erkennbaren Skelettverbänden. Nur so ist zu erklären, dass Equiden- und Menschenknochen durcheinander und kreuz und quer in den Gruben lagen und sich auch nicht wieder zu ganz oder auch nur teilweise rekonstruierbaren Skelettverbänden zusammenfügen ließen. Verlochungen aus hygienischen Gründen werden normalerweise möglichst vor dem Einsetzen der Verwesung vorgenommen oder schlimmstenfalls, wenn der Verwesungsgestank unerträglich wird. Auch dann hängen die meisten Skeletteile noch zusammen. Eine Verlochung aus hygienischen Gründen erübrigt sich, wenn die Weichteile verwest und die Skelettverbindungen aufgelöst sind, weil bleiche Knochen nicht unhygienischer sind als herumliegende Steine.
Leider lässt die schlechte Erhaltung der Funde aus den Knochengruben in den Schnitten 24 und 25 kaum noch Rückschlüsse auf den Zustand der Knochen zum Zeitpunkt ihrer Einlagerung zu. Hier gibt nur die willkürliche Gemengelage der Reste von Mensch und Tier (siehe Beitrag Langguth) Auskunft darüber, dass weder die tierischen noch die menschlichen Skelette beim Einsammeln der Knochen als solche zu erkennen waren. Lediglich einzelne menschliche Schädel scheinen erkannt und gezielt am Boden einer Grube deponiert worden zu sein. Die Tatsache, dass auch zahlreiche Tierknochen in die Gruben gelangten, zeigt, dass auch die Tierkadaver so weit zerfallen waren, dass die Zugehörigkeit der Knochen zu einem Tierskelette nicht mehr zu erkennen war.
Wenn Tacitus (Ann. I 62) schreibt, dass bei der Bestattung der Gefallenen aus der Varusschlacht nicht mehr zwischen Angehörigen und Fremden unterschieden werden konnte, so ist auch dies ein Hinweis auf den Zustand der sterblichen Überreste. Anderes wäre sechs Jahre nach dem Schlachtereignis auch nicht zu erwarten gewesen. Daraus ergibt sich die Frage, ob der zeitliche Abstand zwischen dem Tod der Menschen und Tiere und der Bestattung ihrer Knochen in den Gruben genauer bestimmt werden kann. Derzeit ist uns kein Verfahren bekannt, das hierzu eine ausreichend genaue Aussage zulässt. Empirisch kann man wohl davon ausgehen, dass sich der oben geschilderte, aufgelöste Zustand der Skelette erst nach zwei bis vier Jahren eingestellt haben dürfte. Ab drei Jahren an der Oberfläche beginnen Knochen zu verwittern und zu zerkrümeln. Nach zehn bis zwölf Jahren sind sie in der Regel zu unscheinbaren Fragmenten zerfallen. Insofern sprechen die taphonomischen Beobachten nicht gegen einen zeitlichen Abstand von etwa sechs Jahren, wie er vorliegen müsste, wenn die Knochenruben anlässlich des Besuches der Truppen des Germanicus auf dem ehemaligen Schlachtfeld angelegt worden wären.
[...]
Ein Fragment vom Schaft eines Oberarmknochens von einem Maultier zeigt deutliche Spuren der Benagung durch ein Tier.
Diese Beobachtung bringt einen weiteren taphonomischen Faktor in die Diskussion, der bei Betrachtungen zur Einbettungsgeschichte der Knochenfunde vom Oberesch berücksichtigt werden muss. Wenn nach dem Kampfereignis die Leichen der Gefallenen und die Kadaver der umgekommenen Tiere auf dem Schlachtfeld liegen blieben, so müssen diese alle möglichen tierischen Aasfresser angelockt haben, und entsprechende Spuren müssten auf den Skelettresten zu sehen sein. Als tierische Aasfresser kamen vor rund 2000 Jahren in der Gegend um den Fundplatz sicherlich noch Bären, Wölfe und Füchse vor, die als Carnivoren auch gerne Fleisch verzehrten, das sie nicht selbst erjagt hatten. Auch der Dachs zählt zu dieser Gruppe. Diese Tiere benagen auch die Knochen, wenn das anhaftende Fleisch ihren Hunger nicht gestillt hat. Angesichts der zu vermutenden Zahl der Kadaver und Leichen dürfte dies kaum der Fall gewesen sein, so dass die relative Seltenheit von Nagespuren nicht prinzipiell überrascht.
[...]
Die größte Aasmenge dürfte aber von den Wildschweinen vertilgt worden sein, die als Allesfresser auch derartige Nahrung nutzen. Wildschweine benagen keine Knochen, können aber weichere Gelenkenden zerquetschen und kleinere Knochen oder Fragmente mitfressen. Beim Zerteilen eines Kadavers wirkt die Wildschweinrotte zusammen und sorgt so auch für die Zerstreuung der zurückbleibenden Knochen. Insgesamt dürfte in den ersten Wochen nach der Schlacht - so lange die Kadaver für aasfressende Wirbeltiere noch verwertbar waren - durch die tierischen Aktivitäten ein größerer, wenngleich nicht wirklich quantifizierbarer Teil der Knochen in die Wälder und Moore um den Kampfplatz herum verschleppt worden sein. Auch der zerfledderte Zustand der Überreste, wie er sich aus der anatomischen Unvollständigkeit der später eingesammelten Skelettteile ergibt, dürfte auf die Einwirkung der Aasfresser zurückzuführen sein.

S. 175 schrieb:
Das Fehlen von Bissmarken großer Aasfresser an jeglichen Knochenfunden ist auffällig, da sie bei Funden, die längere Zeit an den Oberflächen gelagert haben, mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind. Möglicherweise liegt hier ein Hinweis auf eine große Anzahl von Toten vor, denn je größer die ursprüngliche Ausgangsmenge an Leichen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, an einem einzelnen Knochen Bissmarken zu finden.
 
Ich finde einen Satz hast Du noch vergessen zu zitieren, der steht sowohl in Birgit Großkopf, Die menschlichen Überrest der Fundstelle Kalkriese Obersch (in Lehmann/Wiegels, Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit) (1), als auch in dem von Dir genannten Band(2):

(1)"Je ausgedehnter der Zeitraum der Oberflächenlagerung ist, desto geringer ist die Menge an Knochen, die zum Zeitpunkt einer späteren Deponierung aufgefunden und eingesammelt werden kann. Nach einem Zeitraum von ca. zehn Jahren sind oberflächlich keine Funde mehr zu erwarten."

Hans-Peter und Margarethe Uerpmann:
(2)"Obwohl Knochen in der Regel die am bestemn erhaltungsfähige Substanz im Körper von Menschen und Säugetieren sind, unterliegen sie grundsätzlich, wie jede lebendige Substanz dem Prinzip der biologischen Wiederverwertung. [...] Sie können dieser Zerstörung durch Umwelteinflüsse nur dann entgehen, wenn sie rechtzeitig in ein 'knochenfreundliches' Sediment eingebettet [...] werden." (S. 108)
[Lücke von einigen Seiten] "Wenn Tacitus schreibt, dass bei der Bestattung der Gefallenen [...] nicht mehr zwischen Angehörigen und Fremden unterschieden werden konnte, so ist auch dies ein Hinweis auf den Zustand der sterblichen Überreste. Anderes wäre sechs Jahre nach dem Schlachtereignis auch nicht zu erwarten gewesen. Daraus ergibt sich die Frage, ob der zeitliche Abstand zwischen dem Tod der Menschen und Tiere und der Bestattung ihrer Knochen in den Gruben genauer bestimmt werden kann. Derzeit ist uns kein Verfahren bekannt, das hierzu eine ausreichend genaue Aussage zulässt. Empirisch kann man wohl davon ausgehen, dass sich der oben geschilderte, aufgelöste Zustand der Skelette erst nach zwei bis vier Jahren eingestellt haben dürfte. Ab drei Jahren an der Oberfläche beginnen Knochen zu verwittern und zu zerkrümeln. Nach zehn bis zwölf Jahren sind sie in der Regel zu unscheinbaren Fragmenten zerfallen. Insofern sprechen die taphonomischen Beobachten nicht gegen einen zeitlichen Abstand von etwa sechs Jahren, wie er vorliegen müsste, wenn die Knochenruben anlässlich des Besuches der Truppen des Germanicus auf dem ehemaligen Schlachtfeld angelegt worden wären." (S. 112)

Zudem wird immer wieder betont, dass die Bodenbeschaffenheit in Kalkriese alles andere als optimal ist und die Kochen dort erhalten sind, wo der Boden ausreichen mit Kalk gesättigt ist, bzw. Kupfer die Knochen imprägnierte (Maultierknochen im Wallversturz).
 
Hoppsa! Wer lesen kann ist klar im Vorteil, Hyo hatte natürlich schon die Stelle, die ich wichtig fand zitiert. :S
 
Zitat:
Cherusker
Ferner sind es einfach zu wenig Knochengruben, um eine Vernichtungsschlacht darzustellen.

Zitat:
hyokkose
Ich weiß natürlich nicht, was nach 2000 Jahren natürlicher Erosion und landwirtschaftlicher Bearbeitung von einer Vernichtungsschlacht noch an Knochenresten erwartet werden kann.

Zitat:
Cherusker
Definitiv zu wenig. Das hat dann die Kalkrieser Archäologen auch zu einer Meinungsänderung veranlaßt.

Zitat:
hyokkose
Kannst Du die mal zitieren oder verlinken?

Zitat:
Cherusker
Das kann ich Dir beantworten.
[Der Rest des Beitrags geht mit keiner Silbe auf die Knochengruben ein]

Zitat:
hyokkose
Meine Frage lautete:

Zitat:
hyokkose
Kannst Du die mal zitieren oder verlinken?



Zitat:
Cherusker
@El Quijote und hyokkose:
Die Äußerungen sind auf öffentlichen Vorträgen im Museum von Kalkriese (2002)bzw. Osnabrück (2004), Springe (2005), Detmold (2006) erfolgt.
[Der Rest des Beitrags geht abermals mit keiner Silbe auf die Knochengruben ein]

Hallo hyokkose,

was gibt es dir eigentlich, den kalten Kaffee wieder aufzuwärmen? :fs:
Das ist doch alles schon lange abgestanden. Ich glaube zwar auch, dass bei Kalkriese die Varusschlacht stattgefunden hat, aber die Knochen sind nun wirklich nicht das geeignete Beweismaterial. Trotzdem, alle Achtung vor dem fleißigen Zitieren....:fs:

Auch ich habe gelesen, dass man in Kalkriese nicht mehr die Endphase der Varusschlacht annimmt, sondern diese weiter westlich liegen muss. Ich such´s aber noch raus.

LG Nicole :winke:
 
Hallo hyokkose,

was gibt es dir eigentlich, den kalten Kaffee wieder aufzuwärmen? :fs:
Das ist doch alles schon lange abgestanden. Ich glaube zwar auch, dass bei Kalkriese die Varusschlacht stattgefunden hat, aber die Knochen sind nun wirklich nicht das geeignete Beweismaterial. Trotzdem, alle Achtung vor dem fleißigen Zitieren....:fs:

Hallo Nicole

Deine Beleidigungen gegenüber andern Mitgliedern ist fehl am Platz und unangebracht.

Dies kannst du als Ermahnung ansehen, wenn du es nicht fertig bringst, deinen Tonfall zu ändern, müssen wir über eine Verwarnung nachdenken.
 
* * *

Mittlerweile konnte ich das Buch Susanne Wilbers-Rost u. a., Kalkriese 3 - Interdisziplinäre Untersuchungen auf dem Oberesch in Kalkriese - archäologische Befunde und naturwissenschaftliche Begleituntersuchungen, Mainz 2007 einsehen. Hier geht es schwerpunktmäßig um die Knochenfunde.
Diesem Band entnehme ich folgendes:
Eine genauere Quantifizierung der ursprünglichen Opferzahlen ist anhand der erhaltenen fragmentarischen Reste in den Knochengruben nicht möglich. Wenn sich Cherusker mit seiner Behauptung "Definitiv zu wenig" auf die Kalkrieser Archäologen beruft, so ist dies - angesichts der von diesen Archäologen schwarz auf weiß nachzulesenden Artikeln - grob irreführend.
Vielmehr lassen sich die vorhandenen Reste sehr gut mit der Varusschlacht und ihren hohen Opferzahlen in Einklang bringen.

Tja...anscheinend widerspricht sich die gute Frau. So hat sie 2003 in "Archäologie in Niedersachsen" einen Bericht verfaßt, in dem sie die Anzahl der Legionäre deutlich anzweifelt. Sie geht von deutlich weniger als 5.000 Mann pro Legion aus. Ursache hierfür waren, laut ihren Angaben:
* Restbesatzungen in Lagern,
* Legionäre zogen auf anderen Wegen zurück
* Germanen haben vorher Legionäre für andere Aufgaben benötigt...

So soll die Sollstärke einer Legion nicht erreicht worden sein.

Kritiker hatten ihr vorgeworfen, daß die Fund- und Befundsituation in Kalkriese nicht die weitgehend vernichteten 3Legionen einschließlich Hilfstruppen und Troß widerspiegeln. Somit kam Fr. Wilbers-Rost zu der Annahme, daß das Varusheer eher aus der Hälfte der vermuteten 20.000 Mann bestand. .Und das habe ich mit "definitiv zu wenig" gemeint. Für vernichtete 20.000 Mann ist die Fundsituation zu gering. Nicht nur die Knochen, sondern auch die Gegenstände zählen!

Fr. Wilbers-Rost beendete damals ihren Artikel mit: "Möglicherweise können die archäologischen Ergebnisse in Verbindung mit weiteren quellenkritischen Analysen zu einer Neubewertung der Schriftquellen beitragen."

Und jetzt sollen es doch wieder 20.000 Mann gewesen sein? Nur diesmal waren es die armen Tiere, die die Knochen weitgehend verspeisten bzw. verteilten? Aber fressen Tiere auch Waffen, Troßteile, etc.? Ist das nicht grob irreführend?
 
Tja...anscheinend widerspricht sich die gute Frau. So hat sie 2003 in "Archäologie in Niedersachsen" einen Bericht verfaßt, in dem sie die Anzahl der Legionäre deutlich anzweifelt.

Ich habe mich vergeblich bemüht, diesen Band über die Bibliothek zu bekommen. Ich bitte Dich daher hiermit zum dritten Mal, die Aussagen zu zitieren, auf die Du Dich beziehst.

Es geht um den Inhalt der Knochengruben, Deiner Behauptung nach "definitiv zu wenig" für eine Vernichtungsschlacht, und genau das habe die Kalkrieser Archäologen zu einer "Meinungsänderung veranlaßt".
 
Ich habe mich vergeblich bemüht, diesen Band über die Bibliothek zu bekommen. Ich bitte Dich daher hiermit zum dritten Mal, die Aussagen zu zitieren, auf die Du Dich beziehst.

Es geht um den Inhalt der Knochengruben, Deiner Behauptung nach "definitiv zu wenig" für eine Vernichtungsschlacht, und genau das habe die Kalkrieser Archäologen zu einer "Meinungsänderung veranlaßt".

Damit Du beruhigt bist:
"Da bei den Untersuchungen außerhalb des Oberesches aber auch ein erheblich geringeres Fundaufkommen festgestellt wurde, ergibt sich die Frage, ob diese Befund- und Fundsituation am Kalkrieser Berg die Reste eines weitgehend vernichteten römischen Heeres von drei Legionen einschließlich Hilfstruppen und Tross widerspiegeln kann, wenn dies tatsächlich, wie bisher angenommen, die Beteiligung von rund 20000 Mann bedeutet hätte. Kritiker könnten in diesen Beobachtungen ein Indiz sehen, dass der Ort der Varusschlacht nicht in Kalkriese zu lokalisieren sei. Grundsätzlich ist aber zu prüfen, ob die bisher weitgehend aus der Interpretation der antiken Quellen gewonnen Zahlen für die Stärke des in den Hinterhalt geratenen Varus-Heeres wirklich zutreffen. Die Anzahl der Beteiligten wird von den antiken Autoren nie konkret genannt, und so ist die These berechtigt, dass die tatsächliche Stärke der einzelnen Legionen deutlich unter der bislang angenommenen Sollstärke von 5000 Mann gelegen haben könnte. ..."
Archäologie in Niedersachsen; 2003; S.36

Und Dr. Moosbauer und Fr. Dr. Wilbers-Rost haben auch auf Vorträgen darauf hingewiesen. Es wurde dort von einem durchziehenden Heer gesprochen und nicht von einer Vernichtungsschlacht! Dr. Rost (der Ehemann) hatte sich darüber auch bei ausländischen Militärhistorikern erkundigt.

Und jetzt soll wieder bewiesen werden, daß dort 3Legionen untergegangen sind? Da rückt wohl 2009 viel zu schnell näher....
 
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Hallo ihr Lieben,


Zuerst einmal möchte ich mich, auch im Namen meiner Eltern, bei allen Teilnehmern für mein Verhalten entschuldigen.:scheinheilig:

Trotzdem hat das Knochengruben-Argument einen Haken.

Man kann zwar aussagen, dass die Knochen ungefähr zwischen zwei und zehn Jahren an der Oberfläche lagen. Wer diesen Befund allerdings in den Varusschlachtkontext einbinden möchte, der muss sich mit zwei Problemen auseinandersetzen:
1.) Die Existenz des von Tacitus überlieferten Grabhügels müsste glaubhaft in Frage gestellt werden können
2.) Man kann nicht belegen, dass alle Knochen am gleichen Tag unter die Erde kamen.
Wenn manche Knochen zwei, andere wiederum zehn Jahre an der Oberfläche lagen, entspräche das ebenfalls der Analyse aus Göttingen.


Aber keine Panik: Es gibt ein anderes schlagfertiges Argument, das eindeutig für Kalkriese als Ort der Varusschlacht spricht.
Nämlich die Datierung der Münzfunde durch den Numismatiker Dr. Frank Berger. Keine Münze aus Kalkriese ist jünger als 9 n.Chr. Nach Berger hat das Ereignis von Kalkriese nach 7 n.Chr. und vor10 n.Chr. stattgefunden. Da gab es aber keine andere Schlacht als die Varusschlacht! So einfach ist das.

LG Nicole:)
 
Trotzdem hat das Knochengruben-Argument einen Haken.

Man kann zwar aussagen, dass die Knochen ungefähr zwischen zwei und zehn Jahren an der Oberfläche lagen. Wer diesen Befund allerdings in den Varusschlachtkontext einbinden möchte, der muss sich mit zwei Problemen auseinandersetzen:
1.) Die Existenz des von Tacitus überlieferten Grabhügels müsste glaubhaft in Frage gestellt werden können

Über den Tumulus haben wir ausführlich diskutiert und dabei verschiedenste Thesen in den Raum gestellt. Von nicht existent über geschliffen bis bisher nur noch nicht lokalisiert. Ich persönlich halte es einfach nicht für zwingend, dass alle Knochen im Tumulus eingebettet wurden und bin offen für die These, dass er eine Erfindung des Tacitus sei.

2.) Man kann nicht belegen, dass alle Knochen am gleichen Tag unter die Erde kamen.
Wenn manche Knochen zwei, andere wiederum zehn Jahre an der Oberfläche lagen, entspräche das ebenfalls der Analyse aus Göttingen.


Nicht besonders glaubwürdig, dass das Schlachtfeld immer mal wieder aufgeräumt worden sein soll.
 
Wie im Florus-Thread ausgeführt:

Kalkriese-Kritiker wie auch -Befürworter in diesem Thread diskutieren auf Grund des Dio-Berichtes und führen zu dessen Untermauerung Tacitus an.

Klassischer Zirkel-Schluß.

Ich halte es mit L. von Ranke: Dio beschreibt allenfalls ein im Gefolge der Varus-Niederlage geschehenes Schlachtereignis von untergeordneter Bedeutung (das evt. in Kalkriese stattgefunden haben kann).

VELLEII PATERCULI Ausführungen bestärken eher FLORI Bemerkung zur Varusschlacht "im Sommerlager" und auch Tacitus kann man dergestalt interpretieren.

Aber sucht ruhig weiter im Brombeerhag... Wie hoch wächst übrigens Rubus caesius (?) auf nährstoffarmen, staunassen Böden wie in der Niewedderschen Senke? – ach ja, hatten ja Humandünger *pardon hab ich vergessen*
 
Nicht besonders glaubwürdig, dass das Schlachtfeld immer mal wieder aufgeräumt worden sein soll.

(obwohls auch eine Proto-Form von typisch germanischem Sauberkeitsfimmel sein kann...)


Ach, werter Ritter de la Mancha,

wir sind ja öfters einer Meinung. So auch hier.

Wie es auch kaum glaubwürdig ist, daß Germanicus den Pfad zur Walstatt erst mit der Machete durch den germanischen Dschungel freihauen ließ, anstelle einfach über die Autobahn des Hellweges dorthin zu düsen. Warum einfach, wenns auch schwer geht? Schließlich sind ja auch die Amerikaner über den Hürtgenwald in die Rheinebene einmarschiert... Klar, man kann es auch mit mangelndem militärischem Verstand erklären – womit Tacitus widerlegt wäre und der GröFaz bestätigt; aber das will ja keiner!!!

(Anmerkung des Rest-Romanen, der auf Dresche in seinem Thread oder im Smalltalk hofft ;-))
 
Damit Du beruhigt bist:
"Da bei den Untersuchungen außerhalb des Oberesches aber auch ein erheblich geringeres Fundaufkommen festgestellt wurde, ergibt sich die Frage, ob diese Befund- und Fundsituation am Kalkrieser Berg die Reste eines weitgehend vernichteten römischen Heeres von drei Legionen einschließlich Hilfstruppen und Tross widerspiegeln kann, wenn dies tatsächlich, wie bisher angenommen, die Beteiligung von rund 20000 Mann bedeutet hätte. Kritiker könnten in diesen Beobachtungen ein Indiz sehen, dass der Ort der Varusschlacht nicht in Kalkriese zu lokalisieren sei. Grundsätzlich ist aber zu prüfen, ob die bisher weitgehend aus der Interpretation der antiken Quellen gewonnen Zahlen für die Stärke des in den Hinterhalt geratenen Varus-Heeres wirklich zutreffen. Die Anzahl der Beteiligten wird von den antiken Autoren nie konkret genannt, und so ist die These berechtigt, dass die tatsächliche Stärke der einzelnen Legionen deutlich unter der bislang angenommenen Sollstärke von 5000 Mann gelegen haben könnte. ..."
Archäologie in Niedersachsen; 2003; S.36

Auch in diesem Beitrag lese ich rein gar nichts über die Knochengruben...
 
Ich persönlich halte es einfach nicht für zwingend, dass alle Knochen im Tumulus eingebettet wurden und bin offen für die These, dass er eine Erfindung des Tacitus sei.

Sehr gut, dann führe ich den Gedanken weiter und nehme an, dass nicht nur der Tumulus, sondern die gesamte Bestattungsaktion von Tacitus erfunden wurde. Was spricht dagegen?


Wie gesagt:
Aussagekräftig ist nur die Datierung des Fundplatzes durch die Münzen durch Frank Berger.:winke:

LG Nicole
 
Sehr gut, dann führe ich den Gedanken weiter und nehme an, dass nicht nur der Tumulus, sondern die gesamte Bestattungsaktion von Tacitus erfunden wurde. Was spricht dagegen?

Im Prinzip nichts. Nur stelle ich mir das so vor: Tacitus hat Nachricht von einer Bestattung der Legionen. Da in der Regel Tumuli errichtet wurden (vgl. römisches Gräberfeld bei den Haltener Lagerkomplexen) schrieb er naturgemäß von einem Tumulus.
 
Im Prinzip nichts. Nur stelle ich mir das so vor: Tacitus hat Nachricht von einer Bestattung der Legionen. Da in der Regel Tumuli errichtet wurden (vgl. römisches Gräberfeld bei den Haltener Lagerkomplexen) schrieb er naturgemäß von einem Tumulus.

Und dann schreibt er, dass die Germanen ein Jahr später diesen Tumulus wieder zerstörten, damit kein Römer auf die Idee kommt, ihn aufzusuchen (und den Schwindel bemerkt hätte). Das ist genial !! :rofl:
 
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