Geschichte wiederholt sich nicht, aber die Handlungsmotive von Menschen lassen sich auf stets dieselben Gemeinsamkeiten reduzieren, was nicht nur ähnliche Verläufe begünstigt, sondern auch unsere evolutionär angelegte Neigung anspricht, Muster zu erkennen.
Deswegen ist leider auch jeder Kampf gegen politische oder religiöse Extremismen – oder z.B. auch der Kampf gegen Korruption – ex ante zum Scheitern verurteilt, zumindest sofern er in der irrigen Absicht geführt wird, eine Welt ohne diese leidigen Phänomene läge im Bereich des Möglichen.
Denn dazu müsste sich die Menschheit ihrer essentiellsten Emotionen entledigen – Liebe, Gier, Hass, Neid…
Freilich: Die Philosophie streitet seit Jahrhunderten darüber, ob nicht der Mensch in der Annahme, dass sich die Geschichte wiederhole, sein Handeln gerade darauf anlegt (bewusst oder unbewusst), eine vermeintliche Wiederholung zu begünstigen.
Die Argumente für diese Sichtweise sind nicht wenig überzeugend. Zum Beispiel wird in den Medien dieser Tage oft vor "Weimarer Verhältnissen" gewarnt, sei es hier in Deutschland, sei es in den USA ob der dräuenden Wahlen.
Aber vom Wahrheitsgehalt dieser düsteren Prophezeiungen einmal abgesehen; sollten sie sich bewahrheiten, und da sei Gott vor, würde es sich gerade nicht um Weimarer Verhältnisse handeln.
Zwischen 1930 und 2020 liegen neunzig Jahre mit all ihren sozialen, ökonomischen und technischen Veränderungen, die sich alle auf die Kausalketten, die zu großen Ereignissen führen, auswirken. Unter anderem können sie zu Entwicklungen führen, die 1930 schlicht unmöglich gewesen wären.Mit Sicherheit nicht, und das ist auch gut so. Ich sage: gut so, weil die wehrhafte Demokratie nicht um sich schlagen darf, denn das würde ihren Gegnern in die Hände spielen.
Genügte es für ein Parteienverbot, dass sich irgendein Trottel im rhetorischen Repertoire der rechts- und linksextremen Gewalttäter und ihrer Verharmloser der Vergangenheit bediente, wäre heute keine Partei mehr übrig.