Oha ...da ist ja schon einiges Zusammengetragen worden:
Heike Berg schrieb:
Welches konkrete politische Ziel sollte denn durch das Mittel des Krieges angestrebt werden? Oder wurde Hannibal über die Alpen geschickt nach dem Motto: "Schaun mer mal." Dann ist es natürlich kein Wunder, dass Hannibal letztlich scheitern mußte.
Hmmm ich bin jetzt etwas über "politisches Ziel" gestolpert.... Worum es ging? Darum wer die Vormacht im westlichen Mittelmeer ausübt - Rom oder Karthago!
Ich weiss ja nicht welche Meinung bei Euch vorherrscht, doch ich gehe davon aus, dass der erneute Krieg zwischen Rom und Karthago unausweichlich war.
Über die Schuldfrage oder "Wer hat Wen" provoziert wurde schon ausführlich gefachsimpelt.
Wenn wir uns also einig sind, dass es wieder zum Krieg kommen musste, dann können wir doch mal betrachten, welche Regionen als Kampfgebiet in Frage kamen.
Als Karthager ....Hamilkar möge verzeihen, aber sie haben den Krieg angefangen... hatte man in Afrika und Hispania Gebiete die man kontollierte. Dagegen standen die im ersten Krieg verlorenen Inseln und die italienische Halbinsel auf Seite der Römer.
Die spanischen Besitzungen waren für Karthago enorm wichtig - und es stellte sich nun die Frage für die Karthager: Bleibe ich in meinen Ländern und warte bis die Römer kommen - oder gehe ich in die Offensive. Das Sprichwort "Angriff ist die beste Verteidigung" hat sich in der Weltgeschichte zwar nicht immer bewährt - aber vom Standpunkt damals aus... war es der einzig logische Schritt.
Interessanterweise war Spanien auch das Gebiet in dem Scipio später in die Offensive ging, in dem Wissen Hannibal und damit Karthago am empfindlichsten zu treffen. Und auch hier... nach 16 Jahren zähen Ringens in Italien ... Angriff ist die beste Verteidigung.
Hannibal hatte also das Ziel, Rom zu zerstören. Nicht unbedingt die Stadt ist nun gemeint, sondern das Volk welches als Bedrohung für sein eigens stand.
Heike Berg schrieb:
Und warum wurde einer der größten Siege der Weltgeschichte nicht energisch ausgenutzt, wie es Clausewitz fordert?
Also Clausewitz in Ehren, aber man kann keine allgemeingültigen Theorien über das Verhalten in militärischen Situationen abfassen. Hat er wohl auch niemals so gemeint, sondern wir (Du?) interpretieren das hinein.
Wie hat Caesar so schön gesagt: "Jeder Schlachtplan ist mit Beginn der Schlacht veraltet und überholt!"
Du spielst auf Cannae und die danach nicht unternommende Eroberung Roms an. Dieses Thema ist an verschiedensten Orten schon zur Genüge zerflückt worden.
Die Gründe liegen bei den Italikern. Titus hat es schon angeführt. Nicht die Stadt Rom war die Stärke der Romer, sondern der Zusammenhalt des italienischen Bundes. Diese Klientelgemeinschaft der Städte und die Bündnistreue zu Rom galt es zu unterminieren und zu zerstören. Das wäre das Ende Roms gewesen.
Doch ein Angriff nach dieser kurzen Zeit in Italien... hätte zu einer Erhebung sämtlicher italischer Stämme gegen den ausländischen Invasoren führen können. Zu diesem Zeitpunkt konnte Hannibal auch nicht wissen, das es Ihm in den nächsten 16 Jahren nicht gelingen sollte, die Italiker zu Abfall zu bewegen.
Interessant wäre, zu wissen, weshalb sich die Italiker so verhielten. Meine Interpretation wäre, dass sie Hannibal einfach als grösseres Übel ansahen als Rom und das sie sich der gemeinsamen Wurzeln einfach zu sehr bewusst waren.
Dazu kommt, das Väter, Grossväter oder Brüder schon im ersten Krieg gegen Karthago gekämpft hatten... und gefallen waren... das sollte man auch nicht ausser acht lassen.