Kienholz, Kienspan

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Gast

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Kienspan-, Kienholzherstellung

Hallo,
ich beschäftige mich gerade mit der Kienspanherstellung früher Tage.
Was ich bisher recherchiert habe:
Holzspäne, meist aus Kiefernholz (eventl. aus Kiefernwurzel), die gewonnen wird, nachdem das Holz (die Rinde) zuvor verletzt wurde, was ein verharzen (verkienen) des Holzes zur Folge hatte.

Fragen:
kann mir das jemand so bestätigen? Die Herstellung aus Wurzeln erscheint mir sehr aufwendig. Ausgraben, trocknen, spalten von Wurzelballen sehr schwer und teure Werkzeuge werden schnell stumpf.
Welche Hölzer wurden noch verwendet?
Meiner Meinung nach sollten alle harzhaltigen Hölzer geeignet sein, z.B. Lärche, Duglasie (Indianer Nordamerika???), Kirsche, Tanne, vielleicht Birke?
Vielen Dank für Ihre Antwort an
MartinSchwingel@web.de
 
Kann nur aus eigener Erfahrung sprechen (Herstellung von Fackeln, hauptsächlich auf Wachsbasis, also was deutlich anderes):

Wurzeln enthalten kein/kaum Harz, eignen sich als nicht in der von Dir vorgestellten Weise. Es ist aber praktisch, einen "Fackelstab" zu haben, um den mehrere Kienhölzer gebunden werden, der aber selber nicht brennt; dazu könnte Wurzelholz ideal sein (habs aber nie ausprobiert; ist ja wirklich verdammt harte Arbeit mit zähen Wurzeln).

Ich würd auch denken, dass es aufs Harz ankommt und damit alle entsprechenden Hölzer geeignet sind. Von Birke (besonders deren Rinde) kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass sich diese, um einen Holzstock gewickelt, durchaus als Fackel eignet, ohne Hilfe von Wachs oder anderen "Brandbeschleunigern".
 
Hallo,
ich beschäftige mich gerade mit der Kienspanherstellung früher Tage.
Was ich bisher recherchiert habe:
Holzspäne, meist aus Kiefernholz (eventl. aus Kiefernwurzel), die gewonnen wird, nachdem das Holz (die Rinde) zuvor verletzt wurde, was ein verharzen (verkienen) des Holzes zur Folge hatte.


Den letzten offenen Küchenkamin in unserer Gegend habe ich vor etwa 25 Jahren abgerissen.
Darin fand ich noch angekohlte Kienspane.

Verwundert fragte ich meinen damals 70 jährigen Arbeitskollegen, was es denn damit auf sich hätte.

Er erklärte mir, daß das eine üblich Praxis früher war, um in der Küche, wo sich diese offene Feuerstelle befand, etwas Licht zu schaffen.
Hier nur aus vorher geharzten Kiefernstücken abgespalten.

Soll heissen, eine Kiefer wurde ja früher angezapft, um Harz zu gewinnen. Diese Stellen waren dann auch für diese kleinen Fackeln nutzbar.
Aber das nur am Rande. kann ja sein, das du etwas ganz anderes meinst.

Aber wenn es wirklich Fidibus sein soll, dann vergiss mal Wurzelholz.
Fidibus sagte meine oma immer, wenn sie einen Holzspan zum Feuermachen benutzte. (Es muss "fette" Kiefer sein.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber wenn es wirklich Fidibus sein soll, dann vergiss mal Wurzelholz.
Fidibus sagte meine oma immer, wenn sie einen Holzspan zum Feuermachen benutzte. (Es muss "fette" Kiefer sein.)
Das ist auch der korrekte Begriff und wird von mir zum Pfeife anzünden und allerlei andere Schandtaten verwendet. Wir nehmen, denke ich, x-beliebige Hölzer, aber haben ja auch Wachs im Einsatz.
 
Hallo,
ich beschäftige mich gerade mit der Geschichte des Feuer machens, und da im speziellen mit Kienholz. Vielleicht haben Sie Antworten und möchten sie mir geben:
- Welche Hölzer wurden zur Kienholzproduktion außer Kiefer noch genutzt (Duglasie Nordamerika, Birke, Fichte Tanne)?
- Wie musste das Holz (Stamm, Rinde, Ast, Wurzel, Baum) vorbereitet werden um einen hohen/höheren Harzgehalt zu erreichen? Wurde es nicht "vorbereitet"?
- Wie sahen Kienspäne aus? Wurden sie gespalten, gesägt, gehobelt?
- Zu was wurden Kienspäne außer zur Beleuchtung genutzt?
- Wie einträglich (Vgl.) war die Produktion/der Handel mit Kienholz und wer durfte/durfte nicht beides tun?
- Seit wann werden Kienspäne produziert

Natürlich habe ich bereits recherchiert, bzw. weiß ich noch etwas aus meiner früheren Schreinerausbildung. Jedoch fehlen mir Bestätigungen. Es handelt sich somit um unbestätigtes, vielleicht falsches Wissen.
Was ich recherchiert habe:
- Die Beschreibung eines Landsmannes von mir bei Wikipedia.de (Kienholz) scheint mir recht unglaubwürdig, zum einen, weil nach dem Schlagen der Kieffer, der Stoffwechsel zum erliegen kommt, der „Sog“ nach oben fehlt (aber vielleicht reicht ja Adhäsion/Kohäsion), zum anderen, weil Aufwand/Werkzeugverschleiß zum Ertrag meiner Annahme nach im Missverhältnis stehen. Andererseits machten sich „damals“ die Menschen auch die Mühe, aus Kiefernwurzeln Seile zu fertigen.
- Kien, alter Name für Harz. Kienföhre alter Name für Kiefer
- Verletzt man die Kiefer bis mindestens zum Kambium, schützt diese sich durch Harzbildung vor Keimen/Pilzen
- Lärche, zwar sehr harzhaltig, fällt als Kienholzspender aus, da nahezu unbrennbar (warum weiß ich noch nicht)
- Kienholzkörbe als Leuchtfeuer bei der Schiffahrt?

Falls Sie Interesse haben, bedanke ich mich für Ihre Antwort und verspreche eine Vervollständigung bei Wikipedia.
Herzliche Grüße, Martin Schwingel
 
Sorry, wir Beiden sind einer

:winke:ich hatte meinen Beitrag als Gast eingestellt und mich danach angemeldet, den Beitrag präzisierter wiedereingestellt in dem Glauben, der Gastbeitrag könnte von mir gelöscht werden. Letzteres habe ich leider nicht geschafft.

Meine bisherigen Rechercheergebnisse möchte ich, trotz der vielen Antworten im Gastbeitrag gerne hier plazieren.
Das tue ich dann gleich gesondert
 
meine bislang zusammengetragene Recherche teils umformuliert und in einen Text gebracht ohne Zitate jedoch mit Quellennachweis

Kienspan, Kienholz
Kienspäne sind vierkantig oder flach geschnittene Stücke aus harzreichem Holz. Vorwiegend hergestellt aus Kiefer, bot. Pinus, deren Synonyme, alte Bezeichnungen oder Unterarten wären gemeine Kiefer, Silberkiefer, Föhre, Forle, Forche, Waldkiefer, Kienföhre oder Kienbaum, Fackelbaum, Feuerbaum, auch genutzt wurden gemeine Tanne, Waldfichte und der Faulbaum, bot. Rhamnus frangula (ein Kreuzdorn, bot. Rhamnus).Ätherische Öle der Kiefer (Kiefernadelöl, Terpentinöl), Colophonium, Balsam, Fitonziden, Glycerin, Monoterpene (a-Pinen, Limonen), Ester, Aldehyde und Alkohole.
Kiefernholz mit übermäßigen Harzeinschlüssen wird kienig genannt. Kienholz entsteht durch eine äußere Verletzung der Baumrinde, der Baum produziert, um die Wunde zu schließen mehr Harz. Das Harz wird zur Wunde transportiert (Harzgewinnung), lagert sich jedoch auch im Stamm, dort vorwiegend in den Markstrahlen ab. Nach einer gewissen Zeit verhärtet das Harz, wird kristallin, das Holz verkient. Schneidet oder hobelt man dieses Holz in dünne Späne so erhält man den Kienspan. Nicht nur eine gut und lange leuchtende Licht- sondern auch eine geeignete Feuerquelle.

Die Kiefer war ein sehr vielseitiger Rohstofflieferant. So wurde aus ihrem Harz das Kienöl gewonnen, eine Art Terpentin, mit dem Lacke und Ölfarben hergestellt wurden, oder es wurde verschwelt und verschmaucht zu heiß begehrtem Kienruß, dem Grundstoff für Druckerschwärze, Schuhwichse und anderes. Der Kienapfel, also der Fruchtstand der Kiefer wurde als Brennmaterial geschätzt Nahezu alles von der Kiefer wurde verwertet. Daraus wiederum ergaben sich spezialisierte und teilweise einträgliche Berufe.

Kienspäne sind wohl seit der Altsteinzeit über das Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert hinein in Mittel- und Nordeuropa das am weitesten verbreitete Beleuchtungsmittel gewesen. Alle anderen Leuchtgeräte und Lampen - Kerzen, Öllampen, Talglichter waren zumindest für die ärmeren Bevölkerungsschichten kaum erschwinglich bzw. im Betrieb zu teuer.
Homer berichtet um 700 v. Chr. über Kienspanbeleuchtung.
Er gilt auch als älteste bekannte Grubenbeleuchtung in Mitteleuropa. Erste Funde aus der Epoche des Keltischen Salzbergbaus in Hallstatt stammen aus der Zeit von 1000 bis 400 vor Christus.
Der Ur-Bergmann hielt den Kienspan während der Arbeit im Mund. Verlor er seine Zähne, galt er als “bergfertig”, d.h. er war Invalide.
Auch aus mittelalterlichen Darstellungen weiß man, dass die brennenden Späne oft im Mund gehalten wurden als eine Art "Taschenlampe". Brauchte man den Mund für andere Dinge, so steckte man den brennenden Span zunächst in Lehmklumpen, Felsspalten oder in die Erde. Später wurden sie in tönerne, hölzerne bald auch metallene Hänge-, Steh- und Tragehalterungen eingespannt. Die tönernen Halter hatten oft die Gestalt eines menschlichen Kopfes mit offenen Mund. Die Redensart "Maulaffen feilhalten" (von "Maul offen" rührt daher).
Kienspäne wurden auch in Totenriten verwendet. Dem Verstorbenen wurde ein Kienspan in die Hand gegeben damit er auf dem Weg durch das Tal der Toten ein Licht hätte.
Auch in Witterungsomen waren Kienspäne vertreten.
Wenn der brennende Kienspan knattert, so wird es kalt werden, wenn er eine lange Schnuppe hat, so wird es tauen. Wenn der Kienspan beim Brennen stark raucht, so ist Wind und Regen zu erwarten. Geflochtene, brennende Kienkörbe dienten an der Elbe als Notzeichen bei Eisgang. Und wie sehr unseren Vorfahren der Kien als Inbegriff von Wärme und Licht galt, zeigt des mittelalterlichen Dichters Konrad von Würzburg (etwa 1230 bis 1287) schwärmerisches Marienlied: "Du bist ein Vackel und ein Kien!"


Gegenüber dem zwar hellen, aber wild flackernden, stark heizenden und schwer kontrollierbaren Feuer bietet ein einzelner Kienspan gewisse Vorteile. Er brennt ruhiger ab, die Brandgeschwindigkeit kann reguliert werden, wenn man ihn mal stärker, mal weniger stark geneigt hält. Die Nachteile dieser Beleuchtung sind aber dennoch eindeutig: Der Span muss oft gewechselt werden, ein Stück von ca. 20 cm Länge brennt nur wenige Minuten.
Man konnte die Brenneigenschaften des Kienspanes noch mal deutlich verbessern, wenn man ihn mit etwas Fett oder Öl tränkte - da diese zusätzlichen Brennstoffe jedoch teuer waren, war das zumindest für die ärmere Bevölkerung eine kaum praktikable Lösung.
Wegen der starken Rußentwicklung sind in alten Stuben Wände und Decke stets stark geschwärzt. In gemauerten Wänden hat man daher für die brennenden Kienspäne häufig Lichtnischen mit eigenem Rauchabzug gemauert.
Kienspäne waren aber auch eine nicht ungefährliche Lichtquelle wie z.B. das prominente Beispiel des 1581 durch die Unvorsichtigkeit des Marktmeisters Georg Wars bis auf die Grundmauern ausgebrannte Berliner Rathaus zeigt.


Quellennachweis
1
Wie der Mensch zum Feuer kam aus Helmut Krebs
2
Zur Kulturgeschichte des Feuers aus Kanton Basel-Landschaft
3
Gedanken zum Feuer aus Pfeife und Tabak
4
www.folklore.de
5
www.lernstunde.de
6
www.lederkram.de
7
www.diewelt.de
 
Kienspan, Kienholz

Kienspäne sind vierkantig oder flach geschnittene Stücke aus harzreichem Holz. Vorwiegend hergestellt aus Kiefer,
Kienspan wird nicht geschnitten, sondern gespalten.

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