Italien hingegen war der Verbündete Österreich-Ungarns.
Eben. Der Verbündete Italien war bewusst außen vor gelassen und getäuscht worden bei diesen weitreichenden, riskanten Entscheidungen. Wozu moralische Urteile über 'Italien' in diesem Fall..?.
Die auswärtige Politik Serbiens liegt mir nicht im Original vor, sondern lediglich als Pdf Datei von der Bayrischen Staatsbibliothek.
Ich meinte nicht ein mir vorliegendes, körperliches, gedrucktes Original, sondern den originalen Wortlaut, ob in der körperlichen Druckversion, oder in der digitalisierten Ausgabe der Druckversion. Und da hast Du Dich offensichtlich mit dem vertan, was Du hier davon referiert hast. Siehe mein 'Beitrag Nr. 70.
Es ging , so verstehe ich das, ja wohl um das Ultimatum, was da kommen werden wird;
Das tut es nicht, offensichtlich. Italien war ja offiziell gar nicht informiert und weiterhin bewusst getäuscht worden. Wie hätte also San Giuliano ausgerechnet den ÖU-Botschafter davon unterrichten sollen/dürfen/können oder über etwas, was die beiden Bündnispartner verheimlichten, mit konkreten Details und Inhalten ansprechen können? Abgesehen davon, dass der ÖU-Botschafter nicht der serbische Geschäftsträger gewesen war...
San Giuliano sprach nur dass an und konnte nur das ansprechen, was allgemein diskutiert wurde.
Ja, de Bunsen sprach Klartext.
Das trifft es bei de Bunsen nicht und von Lützow war zu diesem Zeitpunkt kein Botschafter mehr, auch wenn er gegenüber de Bunsen deutlich gemacht hatte, was die ÖU-Regierung wohl plante. Meine Bemerkung:
Da zeichnen sich bereits klar sowohl das Ultimatum wie militärische Maßnahmen ab.
Der Botschafter Österreich-Ungarns Heinrich Graf von Lützow informierte den englischen Botschafter in Wien Sir Maurice den Bunsen am 15.Juli 1914 über das geplante Ultimatum.
Gute Recherche & Quelle, soweit wohl zuverlässig. Natürlich war von Lützow zu diesem Zeitpunkt kein Botschafter mehr - wie hätte er als Botschafter der ÖU-Regierung in Wien den englischen Botschafter in Wien treffen können? Von Lützow war 1913, zuletzt Botschafter in Rom, 'rentiert' worden,
Noch ein Wort zu Italien:
Aus Fiuggi Fonte meldet der deutsche Botschafter Flotow in Italien am 13.07.1914, das San Giuliano wohl eine Bündnisverpflichtung nicht anerkennen könne. Man habe sich hierzu ein Gutachten von Experten in Sachen Völkerrecht beschafft, welches darüber Auskunft gibt, das eine Regierung nur wegen Verbrechen gegen gemeines Recht, nicht wegen politischer Propaganda reklamieren könne, wenn diese Propaganda nicht zur Tat übergeht.“
Nur, Österreich hatte zu jenem Zeitpunkt noch gar nichts reklamiert gehabt. Es wird zu diesem Zeitpunkt deutlich, das Italien den Bündnisfall nicht anerkennen werde.
Flotow führt weiter aus, das "Minister will uns anscheinend vorbereiten, das er bei weiterer Komplikation nicht an Seite Oesterreichs bleiben kann." (1)
Hans von Flotow hatte Kurlaub in Fiuggi gemacht und logierte gleichzeitig mit San Giuliano sogar im gleichen Hotel. Von Flotow führte dort informelle Gespräche und deutete darin an, was er nicht hätte andeuten sollen/dürfen gegenüber San Giuliano.
Stefan Schmidt, Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914 (2009), notiert zurecht S. 68 u.a.,
Konkrete Hinweise auf die Absichten Österreich-Ungarns hatte gegen Monatsmitte auch der italienische Außenminister San Giuliano erhalten. Obwohl die Habsburgermonarchie beabsichtigte, den italienischen Partner gemeinsam mit den anderen Mächten vor ein fait accompli zu stellen, hatte der deutsche Botschafter in Rom dem Außenminister in mehreren Gesprächen zwischen dem 14. und 16. Juli angedeutet, daß Österreich-Ungarn sehr weitreichende Forderungen stellen werde und daß, sollten diese nicht unmittelbar und uneingeschränkt von Serbien erfüllt werden, die Habsburgermonarchie ihre Forderungen mit den ihr zu Gebote stehenden militärischen Machtmitteln durchsetzen werde.
Siehe
Documenti Diplomatici Italiani, Reihe 4, Band 12, S. 272 (Runderlass San Giulianos vom 16.7.14 aus Fiuggi), und erst recht sein Telegramm vom 17.7. ebenfalls aus Fiuggi:
T. GAB. RR. 720. Fiuggi, 17 luglio 1914, ore 17.
Decifri Ella stessa. (Per Vienna e Berlino). Ho tele,grafato al r. ambasciatore a Pietroburgo e al r. ministro ,a Bucarest quanto segue:
(Per tutti). In via confidenziale informo che da fonte autorevolissima mi risulta che Austria-Ungheria sostenuta dalla Germania, essendo entrambe convinte che Russia non si muoverà, imporrà alla Serbia condizioni inaccettabili per aver pretesto ad attaccarla e schiacciarla annettendosi poi probabilmente territori da determinare. Probabilmente tale pericolo grave anche pei nostri interessi sarà evitato se, prima di un passo austriaco irrevocabile a Belgrado, Governo russo farà conoscere amichevolmente ai Governi austriaco e tedesco che non rimarrebbe indifferente e neutrale o se Governo romeno farà loro conoscere che considera come contrario ai suoi vitali interessi e come incompatibile col mantenimento dell'amicizia romena qualunque atto che miri ad indebolire la Serbia e a strappare ad essa o al Montenegro qualsiasi parte del loro territorio.
Entschlüsseln Sie es selbst. (Für Wien und Berlin). Ich habe dem königlichen Botschafter in St. Petersburg und dem königlichen Gesandten in Bukarest folgendes telegraphiert:
(Für alle). Ich teile Ihnen vertraulich mit, dass ich aus sehr zuverlässiger Quelle erfahren habe, dass Österreich-Ungarn, unterstützt von Deutschland, die beide davon überzeugt sind, dass Russland sich nicht bewegen wird, Serbien unannehmbare Bedingungen auferlegen wird, um einen Vorwand zu haben, es anzugreifen und zu vernichten, wahrscheinlich unter Angliederung noch zu bestimmender Gebiete. Eine so große Gefahr auch für unsere Interessen wird wohl vermieden werden, wenn die russische Regierung vor einem unwiderruflichen österreichischen Schritt in Belgrad der österreichischen und der deutschen Regierung in freundlicher Weise zu verstehen gibt, daß sie nicht gleichgültig und neutral bleiben wird, oder wenn die rumänische Regierung ihnen zu verstehen gibt, daß sie jede Handlung, die darauf abzielt, Serbien zu schwächen und ihm oder Montenegro einen Teil ihres Gebietes zu entreißen, als gegen ihre vitalen Interessen gerichtet und mit der Aufrechterhaltung der rumänischen Freundschaft unvereinbar betrachtet.
Ohne dass man wissen oder vermuten könnte, dass dies von der königlichen Regierung kommt, wäre es notwendig, dass Sie sofort einen inoffiziellen, geheimen und möglicherweise indirekten Weg finden, um sicherzustellen, dass die genannte Regierung in Wien und Berlin mit gleicher Geheimhaltung den oben genannten Schritt tut, bevor Österreich seine Forderungen an Serbien formuliert.
(Übersetzt mit DeepL, Unterstreichung von mir)