Kulturpflanzen (Europa, Antike und Mittelalter)

Ja, in Töpfen, aber auch ausgepflanzt gibt es in der Tat ein Risiko des vertrocknens, der Ballen ist eingefroren, die Sonne erwärmt die oberirdischen Pflanzenteile und die vertrocknen dann Mangels Wasser.

Diese Situation haben wir bei uns ab und an im Februar, wenn noch mal Dauerfrost kommt und der
Januar recht warm war.
Da rauschen einige vorher ab und andere hinterher.
 
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Wie kommt den Putin in diesen Strang? (#12)
Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa. Ich hatte den für den Ukrainethread geschrieben, dachte, ihn veröffentlicht zu haben, wollte ihn wieder löschen (weil zu sehr Meinung, zu wenig Fakt), fand ihn nicht (nur in einem zweiten Fenster noch als Entwurf, dachte also, ihn doch nicht veröffentlicht zu haben). Auch dieser Beitrag wird gelöscht.
 
Ich finde das Zitat von @El Quijote aus dem Capitulare de Villis so toll:

Im Capitulare de Villis steht:

De arboribus volumus quod habeant pomarios diversi generis, pirarios diversi generis, prunarios diversi generis, sorbarios, mespilarios, castanearios, persicarios diversi generis, cotoniarios, avellanarios, amandalarios, morarios, lauros, pinos, ficus, nucarios, ceresarios diversi generis. Malorum nomina: Gozmaringa, Geroldinga, Crevedella, Sperauca, dulcia, acriores, omnia servatoria; et subito comessura; primitiva. Perariciis servatoria trium et quartum genus, dulciores et cocciores et serotina.

Da schreibt jemand im letzten Jahrzehnt des 8. Jahrhunderts, mit erkennbar deutscher Zunge (der meidet lateinisch verkürzten Stil wie der Teufel das Weihwasser, und das Verb ist dem Akkussativ vorangestellt), und er schreibt mit flüssiger Feder, so als würde er zu uns sprechen:
Die Anweisung mehrere Sorten anzubauen, der Hinweis dass jede Sorte, ob süß oder sauer, ihre Berechtigung hat. Und dann die Benennung der Apfelsorten mit Namen!
Als würde ich eine gute Gartenzeitschrift von heute aufblättern...

Welch ungeheurer Wissenstransfer mit diesem Text verbunden war, was für eine Standardisierung und Sicherung der guten Versorgung.
 
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Ja, das ist mir bekannt, der Alte Fritz wollte eine Seiden"industrie" aufbauen, hat aber irgendwie nicht geklappt.
Tja, Brandenburg ist im allgemeinen eher trocken und hat Sandböden, der erwärmt sich im Frühling recht schnell.
Aber Reineke, weißt Du wie die Früchte an den Bäumen sind?

Ah, habe gerade gesehen, Morus alba, Frage hat sich erledigt.
 
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Soweit mir bekannt, gab es zu römischen Zeiten ( nach der Zeitenwende) nur die Zitronatzitrone als Citrusvertreter!?
Oder habt Ihr da andere Infos?
 
Oder habt Ihr da andere Infos?
"Wilhelmina Jashemski geht allerdings davon aus, dass Zitronen bereits im römischen Reich angebaut wurden. In der 1964 ausgegrabenen Villa der Poppaea Sabina in Oplontis waren sie anhand von Holzresten und der Art des Anbaus nachzuweisen.Zitronen sind laut Jashemski auch auf Wandgemälden in Pompeji abgebildet. Helena Attlee vertritt allerdings die Ansicht, dass es sich dabei um Zitronatzitronen handelte, die durch nach Kalabrien einwandernde Juden dort eingeführt wurden." Zitrone – Wikipedia
 
Ja, diese Infos kenne ich, ich habe auch nie was anderes in meinen Pflanzenbüchern gefunden, also scheint nur die
Zitronatzitrone als gesicherte Citrus zu gelten!?
Optisch gibt es zwischen Zitrone und Zitronatz. schon deutliche Unterschiede, kann man das auf den verbliebenen Abbildungen dann auch so erkennen?
 
Schau Dir doch die alte Diskussion um "Ananas in Pompej" an:

In einer Dissertation zum Thema "Die antike Ikonografie von Speiseresten und Nahrungsmitteln im Mosaik" lese ich zur "Ananas" folgendes:

"Um welches Obst es sich tatsächlich handelt, ist nach ausführlicher Behandlung des Themas auch klar: Es ist eine Zitronatzitrone, zu der es zahlreiche Vergleichsbeispiele in der Mosaikkunst der Antike gibt, die aber, aufgrund der geringen Bekanntheit dieser Frucht in heutiger Zeit, einem modernen Betrachter nicht gleich in den Sinn kommen mag."

http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2015/0480/pdf/dmh.pdf

Dort findes Du auch die zugehörigen Abbildungen.

Meiner Erinnerung nach konnte die Diskussion om Forum auch nicht mehr erhellen als der ganz gute Beitrag in Wikipedia:

Zitruspflanzen – Wikipedia

Ich hoffe natürlich immer noch auf einen neuen Mosaikfund mit den Äpfeln der Hesperiden...
 
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Maulbeeren wachsen doch sogar in Brandenburg. Kann also jar nich so prätentios sein, dit Jewächs...

Tatsächlich waren Maulbeerbäume in der Mark mal sehr verbreitet; Seide war so ein Spleen vom Alten Fritz.

Die Maulbeerallee in Zernikow oder das Zeitalter der Seide in Brandenburg

Die Idee Seidenspinner und Maulbeerbäume in Mitteleuropa anzusiedeln ist nicht nur dem preußischen Friedrich gekommen.

Landgraf Friedrich II. hat im Park von Wilhelmshöhe ebenfalls Maulbeerbäume pflanzen lassen.
 
Ja, das ist mir bekannt, der Alte Fritz wollte eine Seiden"industrie" aufbauen, hat aber irgendwie nicht geklappt.
Tja, Brandenburg ist im allgemeinen eher trocken und hat Sandböden, der erwärmt sich im Frühling recht schnell.
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In Brandenburg hat Friedrich allerdings erfolgreich den Tabak kultivieren lassen, und es wird auch heute noch in Brandenburg Tabak angebaut.

So schlecht kann das Kraut, das in Preußen gezogen wurde nicht gewesen sein. In Franken berichteten zeitgenössische Quellen, dass in einigen Gegenden qualitativ hochwertiger Tabak gezogen wurde, der in Qualität Tabaken aus Maryland und Virginia gleichkam.

Tabak, der in Brandenburg und in Polen gezogen wurde, verarbeitet auch die Tabakmanufaktur Rosinski.

René Rosinski ist eigentlich Theologe, der als Entwicklungshelfer gearbeitet hat. Anfang der 2010er gründete René Rosinski die Tabakmanufaktur Rosinski, die Schnupftabak nach alten Rezepturen herstellt.

Rosinski spricht Polnisch und er verarbeitet für seine Tabake alte Landtabaksorten, die vor allem in Polen gezogen werden, im ehemaligen Warthegau. Nach eigenen Angaben bewirtschaftet Rosinski in Brandenburg ein eigenes Feld für eine seiner Kreationen.
 
Tabak ist im allgemeinen in der gemäßigten Zone im Anbau keine Problempflanze, lediglich die Qualitäten und Erträge sind unterschiedlich, früher wurde in viele Regionen Deutschlands Tabak angebaut, bei uns in der Nachbargemeinde gibt es auch noch alte Tabakschuppen.

Der Anbau in Mitteleuropa wurde wohl aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
 
Noch gibt es ein paar Hektar Tabakanbaufläche, vor allem in meiner alten badischen Heimat im Oberrheingraben, laut dem Bundesverband Deutscher Tabakpflanzer waren es im letzten Jahr 2000ha. Überwiegend in meiner alten badischen Heimat im Oberrheingraben.

Bis vor 20 Jahren gab es hier, und in der Pfalz und dem Elsaß, noch häufig die hohen hölzernen Tabakschuppen in den Dörfern und auf den Feldern zu sehen (übrigens wurden auch die Maiskolben auf den Feldern luftgetrocknet), heute geschieht dies maschinell.

Die Firma/Marke Roth-Händle, in Straßburg gegründet, produzierte von 1920-2007 ihre Zigaretten aus einheimischem Kraut im südbadischen Lahr, die Bundesanstalt für Tabakforschung hatte ihren Sitz in Forchheim bei Karlsruhe.

Ein anderer Exot im badischen ist der Topinambur, eine der Sonnenblume verwandte Pflanze. Genutzt wird allerdings die Knolle, die "badische Süßkartoffel". Zunächst eine reine Futterpflanze, wird sie gerne, in den ebenfalls typisch badischen Kleinbrennereien, zu Schnsps gebrannt. Der "Topi" war der bevorzugte Verdauungsschnaps meiner Eltern.

Die Kleinbrennereien, steuerrechtlich Abfindungsbrennereien, sind ebenfalls eine badische Besonderheit. Von jeher brannten die Bauern aus ihrem Obst der vielen Steuobstwiesen die berühmten "Wässerle". Als in den 1920ern das Branntweinmonopol eingeführt wurde, kam es zum Teil zu gewalttätigen Auseinndersetzungen mit derStaatsgewalt.

Und zur Ausnahmeregelung, dass badische Bauern bis zu 50l Alkohol aus ihrer eigenen Ernte brennen durften. Die Kontrolle war einer der Hauptaufgaben der Zollämter entlang des Rheins.
 
Beim Topinambur lassen sich auch die oberirdischen Teile als Futter verwenden, ein großer Vorteil der Knolle ist ihre große Frostresistenz, außerdem kann man recht große Hektarerträge erzielen.
Ich habe dieses Jahr in Norddeutschland ein großes Feld damit gesehen.
 
In meibem Elternhaus spielte Selbstversorgung eine große Rolle, was vermutlich daran lag, dass beide Eltern auf dem Land groß geworden sind und die Kriegs- und Nachkriegszeit mitgemacht hatten.

Von den 640qm Grund war zu Anfang ca. 1/3 als Nutzgarten ausgelegt, die Hälfte davon für Kartoffeln. Zwiebeln kauften wir auch so gut wie nie ein und ich hab nie wieder so gute Tomaten gegessen wie die eigenen. Und ganz, ganz wichtig, Kopfsalat

Außerdem gabs noch mehrere Apfel-, Birn- und Sauerkirschbäume (in sehr guten Jahren hat ein Bekannter ein paar Kilo abbekommen, der dann in 1, 2 Flaschen abgefüllt wurde, s.o.). Der ganze Stolz waren aber ein Reneclaudenbaum und die Süßkirsche. Kirschen schmecken einfach am besten frisch vom Baum.

Aufgrund seiner Kriegsbeschädigung war mein Vater eher als Aufseher tätig und die Arbeit erledigte meine Mutter und, je älter wir 3 Geschwister wurden, wir Kinder. Irgendwann wurde die Fläche halbiert und keine Kartoffeln mehr angepflanzt. Der Pfirsich ging ein, die Birnbäume mussten der Garage weichen.

Als ich dann studiert habe, kam im Frühjahr über mehrere Jahre mein Onkel "von drüben", um umzustechen und zu pflanzen. Ganz praktisch, dass es bei uns rund 3 Wochen früher losging als in der Altmark.

Zum Schluss war nur noch ein kleines Randstück, 4x1m, übrig, Tomaten und Salat. Die Bäume, bis auf die unverwüstlichen Sauerkirschen, gingen allesamt ein. Denen hat vor zwei Jahren der neue Hausbesitzer den garaus gemacht.

Als die Süßkirsche 2016, nach über 50 Jahren, gefällt werden musste, fielen ein paar Tränen (und außerdem für jeden von uns ein Satz Frühstücksbretter ab). D

In meinem Winzgarten meiner Doppelhaushälfte passt kein richtiger Kirschbaum rein, nur so eine zurechtgestuzte Version, die gerade mal gut für ein paar Dutzend Kirschen ist. Und Hochbeete für Salat (falls die Schnecken was übrig lassen) und Kräuter. Der Liebstöckel, besser das "Maggikraut", ist ein Ableger aus Mamas Garten.
 
In römischen Quellen werden zumindest immer wieder Austern aus Britannien erwähnt, und die Pfirsiche, deren Kerne man in römischen Amphitheatern in Köln oder Mainz fand, werden vermutlich nicht unbedingt nördlich der Alpen gewachsen sein.

Die heutigen* klimatischen Bedingungen in Europa sind aber nicht die gleichen wie zur Römerzeit: Optimum der Römerzeit – Wikipedia

Warum die Römer in Nordengland Wein anbauen konnten

Die Wachstumsbedingungen sind danach in der Antike besser gewesen als heute. Ob und wie weit in der Antike tatsächlich in den nördlichen Teilen des Römerreiches Südfrüchte angebaut wurden, ist eine andere Frage (nämlich die nach den Ergebnissen der Archäobotanik).

* also eigentlich eher die der rezenten Vergangenheit, das wird sich wohl auch durch den Klimawandel in der nahen Zukunft ändern.
 
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