Jede Empathie für die Opfer war z.B. auch den meisten alliierten Bomberpiloten fremd. Die Zeugnisse hierzu sind ebenso bestürzend. In dem Kontext findet aber keine Forschung statt.
Soweit das Klischee in einem heiklen Thema, das mit dem Luftkrieg über dem Deutschen Reich, gegen Städte und hohen Verlusten der Zivilbevölkerung verbunden ist. Dieser Aspekt soll aber hier nicht verknüpft werden, sondern es geht um die psychischen Stress für die alliierten Besatzungen im Luftkrieg, ein Randaspekt also.
Die ersten Untersuchungen führten Großbritannien und die USA dazu bereits während des Krieges durch, entsprechende Studien wurden erstellt. In Großbritannien war die Bezeichnung "lack of morale fibre" (LMF - fehlende Willenskraft) üblich, wenn Flugbesatzungen Einsätze ohne erkennbare technische Gründe abbrachen oder erst gar nicht antreten wollte und verweigerten.
Diese "Verweigerung" - häufig durch den psychischen Stress bedingt - hatte ihren Grund. Alliierte Bomberbesatzunge mußten nach 15-30 Einsätzen zurückgezogen werden, da die Einsatzfähigkeit ua. aus psychischen Gründen erheblich absank. Die 8. US-Luftflotte hatte 1942-45 rund 106.000 Besatzungsmitglieder in Kampfberührung mit Flak- oder Jägerberührung (von rd. 300.000 insgesamt). Verluste: 20.000, Gefangene durch Abschuss rd. 23.000, unbeschadet zurückgekehrt: 60.000. Dabei wurden rd. 3100 Crewmitglieder wegen "psychiatric disorder" aussortiert ("disposition", siehe History US-AAF, Band 7, S. 404). Noch höhere Quoten hatte die Royal Air Force bei ihren Nachtangriffen, bei denen zT je Einsatz 3- 10% der Flugzeuge verloren gingen (Verlustquote rd. 56.000 Tote bei 125.000 Besatzungsmitgliedern, also rd. 44%).
Statistisch würde demnach eine Besatzung kaum 25 Einsätze mit Gefechtsberührung unbeschadet überstehen, tatsächlich ließen die Leistungskurven nach 10-20 Einsätzen nach oder es wurde lack of morale fibre konstatiert.
Besonderen psychologische Wirkungen übte der Flak-Schutz über dem Reich aus, wobei dieser Effekt die Wahrnehmung der Bedrohung durch Jagdflugzeuge wohl erheblich überstieg. Tatsächlich waren Beschädigungen durch Flaktreffer relativ häufig, und dabei traf es eben auch Besatzungsmitglieder (zB Juni-August 1944: Verluste 8. US-AAF 342 Flugzuge durch Flak, rd. 11.000 beschädigungte Flugzeuge durch Flaktreffer). ->Westermann, FLAK - German Anti-Aircraft-Defences 1914-1945, S. 291.
Eine Monographie hat unter Auswertung der Studien, die bereits während des Kriegs angefertigt wurde, diese Effekte (ua. der "Flakhölle") untersucht:
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Insbesondere der Flak-Effekt und die Bedrohung durch Jäger wirkte dabei auf die Besatzungen unterschiedlich ein: die Jahre 1942/44 sind in den psychischen Belastungen hier mit 1945 aufgrund des nachlassenden deutschen Widerstandes kaum vergleichbar, da die Verlustrisiken erheblich sanken.
Dieser Hintergrund sollte beachtet werden, wenn Zeitzeugen-Aussagen ex post kaum Interesse an der unter dem Bombenhagel liegenden Zivilbevölkerung bekunden. Auch nach den Kriegsjahren ist hier zu differenzieren.
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