Als 1818 in Preußen Ortschroniken eingeführt wurden, kam es dazu, dass die Beamten nur Zahlen notierten, da nur diese objektiv seien. Angaben zum Wetter waren vorgeschrieben. Im Folgenden mal die Chronik eines ostwestfälischen Ortes für 1820, damit die, die solche Chroniken jener Zeit nicht kennen, sich ein Bild machen können. Das vergessen wurde, Zahlen einzutragen, kommt öfter vor, insbesondere, wenn sie vom Kreis oder anderen Behörden kommen mussten. Es dürfte unmittelbar erkennbar sein, dass diese Art der Chronikführung nicht der eigentlichen Zielsetzung entsprach. Dies änderte sich nur nach und nach, was davon abhing, was der jeweils zuständige Amtmann und der jeweilige Gemeinderat akzeptierten. Es ist zu sehen, dass diese Erfassung des Wetters kaum hilfreich war. Später wurden bei den Schulen Wetterstationen eingerichtet. Ich habe aber keine Ahnung, ob und wie diese Daten gesammelt wurden. In der Chronik setzt sich die alte Art der Berichterstattung zum Wetter jedenfalls fort. In späteren Jahren werden ein- oder zweimal Angaben gemacht, aus denen hervorgeht, dass Zeitungen bei Westwind das Wetter von Paris für Vorhersagen nutzten. Das finde ich aber nicht so schnell. Es darf natürlich nicht vergessen werden, dass Wetter, Ernteergebnisse und Preise von existentieller Bedeutung waren. Da die Angabe fehlt, sei gesagt, dass der Ort 1820 ca. 600 Einwohner hatte und bis zu deren Wegzug 1895 eine jüdische Familie dort einen Gasthof mit Laden betrieb. Die Temperaturen sind in ° Reaumur angegeben. Ich habe 1820 ausgewählt, weil 1816, das Jahr ohne Sommer, da schon etwas zurücklag und mit dem Neubau des Pfarrhauses wenigstens ein Faktum jenseits der üblichen Angaben erwähnt wird. In dem Jahr fehlt die sonst übliche Nennung von Landrat, Amtmann und (manchmal) Ortsvorsteher. Hier der Text, dessen Formatierung das Forum leider nicht übernimmt:
§.8.
1820.
Vom 1
ten bis 18
ten Januar 1820 war die Witterung sich stets immer gleich, anhaltend kalt, und mit vielen Schnee ununterbrochen begleitet, nachdem am 18
ten Januar eingetretenen Thauwetter und äußerst warmer Luft ging der bis dahin gelegene Schnee auf einmal fort, und hielt das eingetretene Regenwetter bis zu Ende des Monats an, die Wärme betrug 10 und die Kälte 17 Grad.
Der Berl. Scheffel Waitzen kostete 1 rt 22 gg –
„ Roggen 1 „ 9 -
„ Gerste „ 22 -
„ Hafer „ 14
„ Raufutter 1 - 14 –
Das Pfund Rindfleisch „ 2 –
„ Kalbfleisch 2 „
„ Hammelfleisch 2 -
„ Speck 4 2/3
„ Butter 4 2/3
Geboren sind 4
Gestorben 1
Getrauet 1
Die Witterung des Monats Februar war sich immer ganz gleich, mehr trocken als feucht, und mit Ausnahme einiger wenigen Tage, wo es ein wenig schneete und trübe war, anhaltend gut und schön. Die Wärme betrug 10 und die Kälte 4 Grad. Die Preise des Getreides und des Fleisches war den vormonatlichen gleich.
Geboren sind 4
Gestorben 2
Getrauet 1.|19|
Der März war im Anfange der ersten Hälfte sehr ungestüm, rauh und es fiel Schnee, dieser ging zwar in der letzten Hälfte bald fort, die Luft blieb aber äußerst unfreundlich, rauh und kalt; jedoch mehr trocken als feucht. Der höchste Wärmegrad war 8. Der größte Kältegrad 5. Die Getreide- und Fleisch-Preise blieben sich bis auf eine unbedeutende Kleinigkeit gleich.
Geboren sind 3.
Gestorben 1
Getrauet Keine.
Die Witterung des April war ganz gleich, sehr trocken und mit Ausnahme einiger weniger Kälte und unfreundlichen Tagen sehr angenehm und warm, der höchste Wärmegrad war 21, der niedrigste 5 Grad.
Der Berl. Scheffel Waitzen kostete 1 rt 14 gg –
„ Roggen 1 „ 6 -
„ Gerste 1 -
„ Raufutter 1 „ 12 –
Die Preise der übrigen Getreidearten und des Fleisches waren den vormonatlichen gleich.
Geboren sind 2.
Gestorben 3.
Getrauet 3.
|21|
Der Monat Maij fing mit sehr rauher und kalter, unfreundlicher und 3 Grad Wärme haltenden Tagen an.Gegen d. 8
ten trat wärmeres, schöneres und fruchtbares mit Gewittern begleitetes Wetter ein, welches bis zu Ende fortdauerte; der höchste Wärmegrad war 18. Die Preise des Getreides und des Fleisches blieben bis auf die Hafer und Gerste, welcher erstere 20 gr und letztere 1 rt p/ Schef kosteten auf den vormonatlichen Preisen stehen.
Geboren sind 2
Gestorben 1
Getrauet Keine.
Die Witterung des Junij war ganz veränderlich, indessen mehr regnerisch, unfreundlich und kalt; als warm und angenehm. Der höchste Wärmegrad war 16 und der niedrigste 7 Grad. Die Getreide- und Fleischpreise waren den vormonatlichen gleich.
Geboren sind 2.
Gestorben 1.
Getrauet
Keine 1. |22|
Die Witterung des Julij war ganz veränderlich, unfreundlich, und regnerisch, mehr trocken als feucht. Die größte Wärme betrug 21 ½ Grad und die geringste 11 Grad.
Der Berliner Schef. Waitzen kostete 1 rt 16 gg –
„ Roggen 1 „ 4
„ Gerste 1„ 2 -
„ Hafer „ 18 -
„ Raufutter 1 „ 8 „
„ Rübsamen 3 „ 12
Die Fleischpreise blieben die nämlichen.
Geboren sind Keine
Gestorben 1
Getrauet Keine.
Der August war, obgleich der Nordwestwind vorherrschend war, mehr trocken als feucht, und mit Ausnahme einiger wenigen Tage sehr warm und schön. Der höchste Wärmegrad war 23 ½ der geringste 11. Die Preise des Getreides und des Fleisches blieben unverändert.
Geboren sind 4
Gestorben 1
Getrauet Keine.
Ganz unfreundlich und veränderlich fing der Septbr an, gegen d. 8
ten aber trat schönes und trockenes Wetter ein, und blieb mit bedeutenden Winden begleitet, bis ans Ende. Die größte Wärme betrug 19 die geringste 4 Grad. |23|
Der Berliner Scheffel Waitzen galt 1 rt 18 gg –
„ Roggen 1 „ 1 -
„ Gerste „ 22 -
„ Hafer „ 12 -
„ Raufutter 1 „ 12 –
„ Rübsamen 3 „ 4 –
das Pfund Butter „ 4 „ –
Die Erndte war gut, von der Morgen Waitzen wurden 50. Bunde, wovon 8 Bunde ¾ Berliner Scheffel gaben, gearndtet.
Roggen 55 Bunde p/ 9 Bunde ¾ „
Gerste 35 „ p/ 9 „ 1 Berl. Schef.
Raufutter 40 „ 10 „ ¾ „ „
Hafer 30 „ 5 „ ¾ „ „
Geboren sind 1.
Gestorben - Keine
Getrauet Keine.
Die Witterung des October war in der ersten Hälfte sehr trocken, schön und angenehm, jedoch des Nachts schon mit Reife und Frost begleitet. Die letzte Hälfte hatte veränderliches, unbeständiges, feuchtes und mit unter sehr stürmisches Wetter. Die größte Wärme betrug 13 die geringste 1 Grad. Die Preise des Getreides und des Fleisches waren den vormonatlichen gleich.
Geboren sind 3 Gestorben 1 Getrauet 2.
Keine.
Die ersten 12 Tage des Monats November waren zwar schon sehr rauh, trübe und äußerst unangenehm, indessen bemerkte man doch an mehreren Tagen noch 10 Grad Wärme. In der Nacht
auf von dem 13
ten auf den 14
ten fiel so viel Schnee, daß die Erde bedeckt wurde, und blieb, weil darauf Frost eintrat, liegen, und betrug die Költe 7 Grad. |24|.
Der Berl. Scheffel Waitzen kostete 1 rt 10 gg –
„ Roggen 1 -
„ Gerste „ 20 -
„ Erbsen 1 „ 12 -
„ Linsen 1 „ 14 -
„ Raufutter 1 –
„ Rübsamen 3 „ 8 –
Die Fleisch- und andere Preise blieben unverändert.
Geboren sind 6. Gestorben 2. Getrauet 1.
Mit Thauwetter, wodurch der im vorigen Monate gefallene Schnee abging, fing der December an, und war die Witterung bis gegen die Mitte sehr regnerisch und stürmisch: in der letzten Hälfte trat wieder Frostwetter mit Schnee ein, und hielt bis zum Ende an. Der größte Wärmegrad war 11 der größte Kältegrad 6.
Der Berliner Scheffel Waitzen kostete 1rt 9gg
Roggen „ 22 „
Gerste „ 17 –
Hafer „ 11 –
Erbsen 1 „ 8 –
Linsen 1 „ 12 –
Die Fleisch- und anderen Preise blieben den vormonatlichen gleich.
Geboren sind 5. Gestorben 2 Getrauet 1.
Im Jahre 1820 ereigneten sich nachstehende Begebenheiten:
Im Monat wurde die alte Pastorat abgebrochen, und dafür eine neue vergrößerte aus einer Etage bestehend, am ten wieder aufgebaut; welches auf r veranschlagt worden.
An Grundsteuer wurde bezahlt r gg d
„ Exemtasteuer
„ Gewerbsteuer
„ Deficit
-Steuer
Die Seelenzahl betrug worunter Evangelische und Juden waren. |25|
Gleich im Anfange des Jahres wurde der Salzpreis sehr erhöht, und im Laufe des Jahres statt der Personalsteuer, Mahl- und Schlachte-Steuer die Classensteuer eingeführt. für das Jahr 1821 zahlte die Gemeinde Thüle
an Gewerbsteuer r Sgr d
„ Classensteuer
Grundsteuer
1 Die Ziffer 20 wurde bei der Seitenzählung ausgelassen.