Wenn die Angabe oben stimmt (dass sich zwischen 1100 und 1400 die Bevölkerung in Europa fast verdreifachte), dann geschah das binnen 12 Generationen.
Dabei sollte man allerdings nicht übersehen, dass sich dieses Wachstum sehr asymeterisch verteilen konnte und es dabei auch sehr darauf ankommt, was genau mal als "Europa" definieren möchte.
Hierbei würde ich zu Bedenken geben, dass die seit jeher eher dünn besiedelten großflächigen Gebiete Osteuropas und sofernn das inbegriffen ist, auch Russlands natürlich sehr viel Raum für die Expansion von Siedlungen oder die Neuanlage bot, so dass man gegebenenfalls auch unterscheiden wird müssen, welche Gebiete in dieser Zeit von Erheblichen Verbsserungen der Produktionsmethoden profitieren und welche eher extensiv wachsen, weil die notendigen Flächen einfach grundsätzlich vorhanden sind.
Ferner stellt sich dabei auch die Frage, inwieweit sich die Lebensgrundlage der Bevölkerung ännderte und inwieweit sich das tatsächlich allein auf Zusammenhänge mit der Landwirtschaft abstellen lässt.
Um 1100 z.B. ist im unmittelbaren Ostsee-Raum noch nicht sooo viel los, Städte wie Lübeck existiertenn zu diesem Zeitpunkt zum Teil in dieser form überhaupt noch nicht (zum Teil sicherlich in früheren Siedlungsstufen, aber eben nicht als blühende Handelsstädte).
Um 1400 sieht dieser Raum im Hinblick auf urbane Strukturen vollkommen anders aus und er lebte auch völlig anders, als weiter landeinwärts gelegene Gegenden, weil die Fischerei erheblich zur Ernährungsgrundlage dieser Gegend beiträgt.
Bedenkt man die Länge der europäischen Küstenlinie und mit der zunehmenden Seefahrt auch gerade den Aufschwung der Küstenregionen außerhalb des Mittelmeerraums, was Urbanisation und Bevölkerungszuwachs angeht, mag es sein, dass sich ein durchaus ansehnlicher Teil der Bevölkerungsentwicklung in eher losem Zusammenhang mit der Getreidewirtschaft entwickelt hat.
Im Hinblick auf die Urbanisation müsste man sich gegebenenfalls über deren Nebeneffekte unterhalten.
Bedenkt man den Ressourcenbedarf einer Stadt, wird man z.B. die Sukzessive Rodung von Waldgebieten in der Umgebung für die Baustoffgewinnung mit auf dem Zeettel haben dürfen, womit verstärkt Land frei geworden sein dürfte, auf dem sich Bauernstellen einrichten ließen, ebenso wie das Etablieren einer entpsrechendenn Verkehrs-Infrastruktur, was ermöglichte den Transfer verderblicher Waren zu beschleunigen und somit sowohl zur Distribution von Überschüssen auf einen größeren Raum, als auch in Räumen mit alternativen Nahrungsquellen (Meer) zur Diversifizierung der Lebensgrundlage beigetragen haben dürfte.
Es ist zwar richtig, dass die Bäuerliche Landwirtschaft größtenteils eine Subsistenzwirtschaft war und dass die Bauern selbst eher wenig direkt für den Markt produzierten, allerdings konnten sehr wohl Kirche und weltliche Obrigkeit ein Interesse daran haben etwaige Überschüsse an bäuerlichen Naturalabgaben, im Besonderen, sofern sie sich schwer einlagern ließen zu veräußern.
Die Vorstellung, dass die Erschließung von neuem, weniger gut nutzbarem Land erst mit dem massiven Bevölkerungsanstieg kam, wird man jedenfalls regional widersprechen können.
Wirft man z.B. einen näheren Blick auf den Deutschordensstaat, wird man feststellen, dass es Versuche zu Kolonisierung der masurischen Randgebiete, mit ihren wenig ertragreichen Böden bereits im 13. Jahrhundert gegeben hatte.
Sicherlich waren zu diesem Zeitpunkt bereits weite Teile des ertragreicheren Landes in den Niederungsgebieten Ostpreußens bereits vergeben, allerdings handelte es sich insgesamt bis ins 19. Jahrhundert hinein um ein eher dünn besiedeltes Gebiet, bei dem man nicht davon wirs sprechen können, dass die vorhandenen Ackerflächen die Bevölkerung nicht hätten ernähren können und daraus entsprechender Druck entstanden wäre.
Gerade was das Mittelalter angeht wurden ja vor allem auch in Osteuropa immer wieder Versuche von Seiten der Fürsten unternommen spärlich besiedelte Territorien durch gezielte Aufsiedelung für den eigenen Machtbereich zu sichern und sie gegebenenfalls neben wirtschaftlichen Aspekten auch durch die Ansiedlung von Wehrbauern als Barrieren einzusetzen, so das Aufsiedelung durchaus nicht immer erst in Reaktion auf Verdrängung stattfand, sondern aus den Gegenden Europas mit den größeren Bevölkerugnsüberschüssen einigermaßen kontinuierlich Personen heraustransferiert wurden.
Das Modell wird man für ganz Europa im Auge haben müssen, zumal wenn man bedenkt, dass sich die mittelalterlichen Herrschaftsgebilde in Polen, Ungarn und den belarussischen, russischen und ukrainischen Teilfürstentümern zum Teil erst im 11. bis 13. Jahrhundert stabilisierten und konsolidierten, was ein Stück weit Voraussetzung für eine solche Politik war.
Was den durchschnittlichen Ertrag pro Hektar angeht, sollte man auch auf dem Schirm behalten, dass es sich um Netto-erträge handelt, wobei Verluste durch Unwetter oder durch Verderben bei schlechten Lagerbedingungen natürlich noch aufgeschlagen werden müssen, so dass sich eine größere verfügbare Masse an Nahrungsmittel auch aus besserenn konservierungs- und Lagerungstechniken herleiten kann und für eine bessere Lebensmittelbasis nicht zwangsläufig eine stärker ansteigende Bruttoproduktivität der Äcker oder deren flächenmäßiger Ausbau notwendig war.
Hinzu kommen dann ggf. noch Technologietransfers, was den Ackerbau betrifft, im Besonderen in West-Ost-Richtung und möglicherweise auch Austausch bevorzugter Kulturen von Feldfrüchten, gegebenenfalls auch Steigerung des Nährstoffgehalts einzelner Sorten von Feldfrüchten.