Weil im Zusammenhang mit der Zeit des Vormärz ausgeschlossen ist, dass ein Nationalismus im Sinne der Nationalsozialisten gemeint sein kann ...
Weil man im Geschichtsunterricht durchaus den Schülern nahebringen möchte, dass "Nationalismus" eigentlich nicht immer dieses schlimme Wort ist, sondern mal ganz anders gemeint war ... weil man nur dann die Begriffe auch problematisieren kann.
Weil ich durchaus einen Unterschied sehe, ob ich einen Sachverhalt unter Historikern/im Oberstufenunterricht bespreche - oder am Stammtisch (da sollte man zunächst mal mit dem Begriff in der Tat vorsichtig sein).
Ich sehe überhaupt nicht ein, warum ich als Geschichtslehrer den Begriff "Nationalismus" für die Zeit des Vormärz im Unterricht der Oberstufe vermeiden soll, wenn den Schülern eben auch vermittelt wird, dass es verschiedene Formen des Nationalismus gibt. Wieso sollte ich die Entwicklung dieses Begriffs nicht besprechen, sondern für die Zeit vor dem Nationalsozialismus den Begriff "Nationalgefühl" nehmen?
Von daher hat der Geschichtslehrer wohl auch diese Aufgabe gestellt (nein, es handelt sich nicht um mich).
DU hast dann andererseits so getan, als würde hier jemand falsche Begrifflichkeiten verwenden und im Prinzip versucht, diesen Geschichtslehrer (vor seinem Schüler) und die Geschichtslehrer generell lächerlich zu machen, nach dem Motto "der verwendet falsche Begriffe, der hat an der Uni nichts gelernt".
Dabei IST der Begriff nicht falsch, nur weil er Dir nicht gefällt bzw. man heute vorsichtig mit ihm umgehen sollte. Aber genau dieser Umgang mit dem Begriff erfordert auch, dass man lernt, wie er ursprünglich gemeint war ... ebenso wie die erste Strophe der Nationalhymne ... und wie er sich dann veränderte oder evtl. besser: verändert wurde.
Dem Schüler zu signalisieren: Das ist gar kein Nationalismus, sondern Nationalgefühl ist einfach nicht richtig. Sicher, man kann auch Nationalgefühl sagen, aber es ist eben AUCH Nationalismus, wenn auch die Form zur Zeit des Vormärz.
Genau weil man als Geschichtslehrer sehr genau mit solchen Begrifflichkeiten umgeht und den Schülern dies ebenfalls vermitteln möchte, ist es durchaus notwendig, für das frühe 19. Jhd. auch von "Nationalismus" zu sprechen.
Was Du jetzt wiederum mit dem Islam/Islamismus Beispiel sagen möchtes, verschließt sich mir. Dass Nationalismus nicht gleich Nation ist, ist völlig klar ... der Nationalismus ist die Ideologie, die auf das Errichten einer einigen Nation mit einem einigen Staatsgebiet abzielt ... wo ist das Problem?
Und genau dieser -ismus macht auch den Begriff "Nationalgefühl" nicht gleichwertig - denn Nationalgefühl ist wiederum keine Ideologie.