Da verrwirrt mich etwas. Wenn ich in Büchern etwas über Mykene lese steht da immer, dass von Früh an bis zum 2. Messenischenkrieg nur Adelige an den Schlachten beteiligt waren und Homer deshalb in der Illias nur Einzelkämpfe schildert.
Stell dir das wie im Mittelalter vor, da kämpften zwar auch als Primäre Waffe die Ritter, aber diese waren ja nicht allein auf dem Schlachtfeld und brachten ihr Gefolge mit. Der Vergleich hinkt zwar an vielen Stellen, aber es kämpften eben nicht nur Adelige gegeneinander, trotzdem erwecken die Quellen diesen Eindruck (wie im Mittelalter) und die Adeligen waren der entscheidende Faktor im Krieg.
Wenn man sich jetzt eine Stadt dieser Zeit anschaut dan muss man veststellen, dass sie nur sehr wenige Adelige Clans hat und von dennen sind einige krank oder im nichtwaffenfähigen Alter. Das heist eine Stadt mit 30000 Waffenfähigen Einwohnern kann vieleicht 300 Mann als Heer aufstellen. Wie kämmpft man mit so einem Heer. Wie schlägt man zum Beispiel einen Bauernaufstand mit 100 000 Mann nieder, wenn man gerade 1000 zur verfügung hat. So stark kann das Verhältnis zwischen gutausgebildeten, gutbewaffneten Soldaten und Bauer mit Mistgabel nicht sein, dass sie bei einem 1 zu 100 Verhältnis siegen können.
Also Aufstände von 100 000 Bauern gab es nicht, es gab überhaupt keine Streitkräfte dieser Größe in Mykene. Und die Städte hatten auch nicht 30 000 Einwohner. Außerdem ist das moderne Denken da falsch, den: der Krieg war damals noch stark ritualisiert und lief auch auf viele Duelle und Einzelkämpfe mitten in der Schlacht hinaus, deren Ergebnisse aber Kriegsentscheidend wirkten, obwohl nach unserem Verständnis damit gar nichts entschieden war. Die religiös ritualisierte Form des Krieges war damals vorherschend und das zu wissen ist entscheidend für das Verständnis der mykenischen Kriegsführung.
Wie sah damals eine typische Mykeneeinheit aus. Gab es damals schon eine Schlachtordnung. Wen ja, wie sah sie aus.
Dazu hatte ich hier schon mal etwas geschrieben, aber ich poste es gerne noch mal:
Die Armeen der Mykener waren die Streitkräfte je eines der mykenischen Staaten und wurden von ihrem jeweiligen König geführt. Das hatte wohl auch religiöse Gründe. Prinzipiell ähnelt das Militärsystem der Mykener dem Feudalen System der Ritter. Das frühgriechische Wort für König war Wanax, aber es kam auch vor, dass der Oberbefehlshaber einer Armee Lawageta genannt wurde. Das scheint allgemein das Wort für Befehlshaber gewesen zu sein, es kam also wohl auch vor, dass ein anderer Adliger Krieger das Kommando für und/oder anstelle des Königs führte.
Als Lawaget wurden auch die unterstellten Adligen Anführer von kleineren Kontingenten der Armee bezeichnet, die aus weiter entfernten Teilen eines Königreiches oder aus unterworfenen Gebieten stammten. Sie waren daher wohl die örtlichen Machthaber/Adligen und standen in einer Art Lehensverhältnis. Offenbar mußten sie Truppen und Streitwägen für den König bereithalten und sich seinem Befehl unterwerfen, und erhielten dafür dann im Gegenzug Land aus dessen Wirtschaftsleistung sie diese Truppen zu unterhalten hatten.
Die Streitwagenkämpfer selbst nannte man Equeta. Das bedeutet die „Folgenden“. Es kann wohl wie der mittanisch/hethitische Begriff Maryannu mit Streitwagenritter übersetzt werden. Die Art wie Homer den Kampf mit dem Streitwagen unter Adligen beschreibt war die seiner Zeit, zur Zeit der Mykener fuhr man noch auf dem Streitwagen direkt ins Gefecht. Bei Homer steigen die Kämpfer ja ab und fechten dann zur Fuß. Da dient der Streitwagen nur noch als Bewegungsmittel, so wie ihn dann auch die Kelten verwendet haben, die Mykener kämpften aber wie die Hethiter im Nahkampf vom Streitwagen aus.
Sie trugen dazu massive und schwere Panzerung, wie zum Beispiel den Dendra Panzer
http://www.argolis.de/nafplio_archaeolog_museum.htm
und stießen mit langen und schweren Lanzen nach den Gegnern zur Fuß oder auf anderen Streitwägen. Die Streitwägen waren schwerer als die ägyptischen aber leichter wiederum als die hethitischen und wurden von zwei Pferden gezogen.
Die Mykener verwendeten auch schon den Schuppenpanzer, und schwere Helme aus Bronze, oder Lederstreifen die mit „Eberzähnen“ verstärkt wurden
http://www.antikreisen.de/tools/bil...gr|group=Mykene
Viele Darstellungen, vor allem aus später Zeit zeigen Hörnerhelme, so zum Beispiel auf der Kriegervase aus Mykene http://www.antikreisen.de/tools/bil...gr|group=Mykene
In späterer Zeit kamen dann auch leichtere Panzer aus Bronze auf, die nur noch den Oberkörper selbst schützen und schon an Hoplitenkürasse erinnern. Dieser Rüstungstyp kam erst in spätmykenischer Zeit allgemein auf und ist wohl auch nördlichen Ursprungs. Während die Streitwagenkämpfer anfangs wohl keine Schilde führten, die Lanzen wurden ja mit zwei Händen geführt, führten die Fußtruppen sehr große Schilde aus Rohhaut, in der Form rechteckiger Turmschilde oder häufiger in der Form die bekannten achtförmigen Schilde. Diese Schilde bestanden aus mehreren Rohhäuten die auf ein Weidengeflecht aufgebracht wurden, zum Teil befand sich wohl auch noch Behaarung auf der Außenseite, bei manchen Darstellungen erkennt man noch die Musterung eines Kuhfelles.
In der spätmykenischen Zeit kamen aber dann kleinere Rundschilde auf, die aber auch häufig noch aussparungen oder exzentrische Formen aufwiesen. Diese Schilde waren dann auch häufig mit Bronze beschlagen. Während früher der Fahrer des Streitwagens den Schild führte, führte nun der Equeta selbst einen Schild, die Lanze kam in spätmykenischer Zeit außer Gebrauch und man führte kürzere Speere die man auch warf und dazu leichte Wurfspeere.
Auch Bein- und Armschienen waren in Gebrauch, meist wohl aus verstärktem Leinen gefertigt, nachdem die Rüstungen am Ende dieser Epoche leichter wurden, kamen die Armschienen außer Gebrauch. Frühe mykenische Schwerter waren eher Dolche und primär zum Stoßen gedacht, in der Spätzeit aber kamen regelrechte Langschwerter zentraleuropäischen Typs auf.
Alles das zeigt klar, dass sich da eine massive Veränderung der Kampfweise vollzogen hat. Anfänglich kämpfte das Fußvolk der Mykener in dichten Phalangen mit Schilden und Lanzen. Diese Speerkämpfer nannte man Tereta. Vermutlich im Kampf gegen die nördlichen Stämme die in lockerer Formation und mit Wurfwaffen kämpften änderte sich dann diese Art der Kriegsführung. Man erkannte, dass man eine geschlossene Formation von Lanzenkämpfern trotz der großen Schilde mit Wurfspeeren und Schwertern zerschlagen kann und mit dieser Bewaffnung dank der besseren Rüstung auch mit den von Norden her ins Land eindringenden Stämmen fertig wurde. Daher änderte sich die Bewaffnung so entscheidend.
Obwohl die mykenischen Streitwagenkämpfer den Bogen als Waffe offenbar als unehrenhaft ablehnten, mischten sie unter das Fußvolk Bogenschützen. Die gefundenen Pfeilspitzen sind aber ziemlich primitiv und schlecht gearbeitet gewesen. In der Spätzeit nahmen die Speerwerfer im Heer massiv zu und der Speerwerfer wurde beim Fußvolk anstelle des alten Lanzenkämpfers die Hauptwaffengattung.
Auch bei den Streitwagenkämpfern änderte sich die Bewaffnung, trotzdem setzten die Mykener offenbar weiterhin auf den Nahkampf mit dem Streitwagen, die gefundenen Schwerter höherer Qualität die wohl von Adligen benutzt wurden, sind 80 cm lang, und auch die Speere hatten immer noch um die 2,5m. Dazu benützte man aber eben vor dem Nahkampf leichte Wurfspeere mit denen man während man direkt auf den Gegner zufuhr auf diesen warf. Inventarlisten aus dieser Zeit führen z.B. 340 Streitwägen und dazu 1000 Paar Radgestelle auf, wenn man so viele Radgestelle für einen Streitwagen brauchte, impliziert das eine harte Beanspruchung und ist wohl mit der gebirgigen, felsigen Landschaft Griechenlands zu erklären, in der Streitwägen ja eher zu Bruch gingen als in den Sandebenen Syriens oder Ägyptens. Vermutlich war es auch der Platzmangel zum Manövrieren, der die Nahkampfausrichtung der Mykenischen Streitwagenkämpfer bedingte.
Quellen:
Chariot Wars von Stillmann
Die Welt des Odysseus von Conolly
Ich hoffe ich konnte dir ein bißchen weiterhelfen.