Ich habe die Biographie noch nicht gelesen und "kenne " Friedrich nur aus den Biographien anderer Familienmitglieder. Aber mein Eindruck von ihm war dabei immer, dass eben der Mangel an eigenständiger Persönlichkeit sein Problem war - bzw. das Problem, das andere mit ihm hatten.
Die Frage ist, in wie weit jemand, der von außen sehr beeinflußbar ist, einen Unterschied machen kann? Bei solchen Leuten kommt es immer darauf an, wer hinter ihnen steht. Und die Macht hinter dem Thron hätte, spätestens nach dem Tod Victorias (oder Bismarcks) durchaus von jemanden ausgeübt werden können, der ebenso militaristisch/nationalistisch gesinnt war wie Wilhelm II (wenn auch kaum so unklug und undiplomatisch).
Es ist ja schließlich nicht so, dass Wilhelm II mit seinen Ansichten in Preußen oder Deutschland allein da stand. Und wie gesagt: Die Grundproblematik, dass die führenden Militär- und Wirtschaftsmächte ihre Probleme und Diffenrenzen aus alter Gewohnheit meinten nur militärisch lösen zu können, hätte auch die Meinung/Erkenntnis, dass da auf dem deutschen Kaiserthron ein netter, umgänglicher Kerl sitzt nicht geändert.
Um das Deutsche Kaiserreich durch die politischen Untiefen dieser Zeit zu steuern, hätte es eine sehr kluge Persönlichkeit von Format gebraucht, bei der Zurückhaltung und Bescheidenheit eben auf diesen Eigenschaften hätten beruhen müssen und nicht auf Mittelmaß und Beeinflußbarkeit.