Die Maya hatten auch Kautschuk, man könnte also spekulieren, ob dort das Plastik-Zeitalter schon vor dem Goldenen Zeitalter anbrach.
Allerdings haben sie offenbar nicht das Potential dieses Werkstoffs ausgenutzt, da sie es nicht vulkanisieren konnten. So haben sie nur (eine rituelle Art) Fußball damit gespielt.
Wobei Kautschuk ja kein Plastik ist (meine Erinnerung an den Chemie-Unterricht flüstert mir zu, daß wir hier einmal im Bereich organische Chemie und einmal im Bereich anorganische Chemie sind).
Außerdem wurde mehr als nur Ball gespielt:
KEOKE, Emory Dean & PORTERFIELD, Kay Marie:
American Indian Contributions to the World. 15,000 years of Inventions and Innovations. 2002
Auf S. 156 f ein Eintrag zu 'Latex'; Übers von mir:
"Der Saft des Gummibaums wird auch nach der Quechua-Bezeichnung
cautchuc genannt. [...] Die mittelamerikanischen Olmeken ... haben als erste zwischen 1700 B.C. bis ca. 400 B.C. Latexprodukte hergestellt, darunter den Gummiball... Die Olmeken verfügten über weitere Gummi- und gummierte Produkte, mit denen sie auch Handel trieben. Sie wurden so stark mit dem Gummi identifiziert, daß sie von anderen Völkern auch als 'Gummivolk' bezeichnet wurden. Die Olmeken stellten Gummi auch aus dem Latex des Sapodillabaums her.
Auch die Maya lernten, aus Latex Gummi und wasserdichte Materialien herzustellen. Elizabeth P. Benson stellt in "The Maya World" fest, daß Gummibäume ..."den Maya das Gummi für die Bälle, für die Herstellung wasserdichter Umhänge lieferte sowie auch als Handelsgut mit dem nichtgummiproduzierenden Hochland eingesetzt wurde. [...]Die Quechua ... nannten den Baum
caoutchouc und stellten viele Produkte aus Gummi bzw. gummierte Produkte her, darunter Seile und Flaschen. "
Zur Verarbeitung erklärt der Artikel: das Latex wurde durch den Rauch von Palmnußfeuer geklärt; eine Lehmform wurde über das Feuer gehalten und diese "nach und nach im Rauch mit 20 bis 25 dünnen Schichten Latex überzogen. Dieser Prozeß mußte schnell vonstattengehen, damit das Latex nicht durch Koagulation unbrauchbar wurde. Anschließend mußte das Produkt 5 Tage trocknen; danach wurde der Lehm ausgewaschen, das Produkt mit Heu gefüllt und härtete mehrere Monate aus, bis es gebrauchsfertig war."
Zum Palmnußfeuer steht dort: "Der Rauch der Nüsse, meist die der Uricuri-Palme, enthielt Essigsäure und Phenole, die das Gummi läuterten."
Zur Verwendung von Latex durch Europäer: "Seinerzeit konzentrierten sich die Forscher auf die Eigenschaften des Latex und ignorierten die Prozesse, die die indigenen Völker anwendeten, um hieraus nützliche Produkte herzustellen. Im frühen 18. Jahrhundert stellten die Europäer geringe Mengen an Gummispritzen und Galoschen her. Diese waren jedoch nicht sehr begehrt, da das unbehandelte Latex in kalten Temperaturen verhärtete und brach, während es klebrig wurde, wenn die Temperaturen stiegen. Auch nachdem Charles Goodyear zufällig mit Schwefel versetztes Latex auf eine heiße Herdplatte fallen ließ und so den Prozeß der VULKANISIERUNG wiederentdeckte, den er sich 1844 patentieren ließ, blieben Gummiprodukte weitgehend unbekannt. Erst mit der in den 1890ern einsetzenden Begeisterung für das Fahrrad und der Entdeckung der Gummibereifung, boomte die Gummiproduktion."
Die Indianer kannten die Vulkanisierung und wendeten sie an. Daß die Europäer diesen nicht übernahmen und zur Nutzbarmachung des Potentials dieses Rohstoffes sozus das Rad nochmals erfinden mußten, kann ja nicht den Indianern angelastet werden.