Das ist nicht sehr schwer zu erklären: Da vorher die Auswahl gering war und die Variationsbreite noch geringer, probierte man natürlich ein bißchen rum (Ich denke nicht, daß Du mir jetzt erzählen willst, daß die DDR-Bürger genau wußten, was sie wählten, daß sie Wahlprogramme und Parteistatuten kannten?). Der Hauptgrund ist für mich aber der Wahlkampf, etwas, was noch nicht mal dem Namen nach in der DDR bekannt war. Man glaubte den Versprechungen oder auch nicht. Nun aber wurden sie mit einander widersprechenden Aussagen konfrontiert. Da wählte eben jeder das, was ihm am meisten zusagte, und das waren meist finanzielle Aussichten. Der dritte Grund ist, daß man das Grundvertrauen, was die Bürger bisher hatten, unterhöhlt hatte. Mit Aussagen, daß die Wirtschaft z. B. völlig am Ende sei, der Staat überschuldet und eigentlich gar nicht mehr lebensfähig. Das machte vielen natürlich Angst. Daß alles sehr relativ war, sieht man an den folgenden Wahlen, die wieder bis zum länderweisen Mitregieren der PDS führte.
Weil dieser Satz einen Widerspruch in sich beinhaltet, deswegen glaube ich ihm nicht. Wenn es angeblich jeder wußte, warum sagte keiner was? Warum hatte der Westen das Thema nicht längst aufgegriffen? Wo sind die Quiellen? Aber selbst wenn man Schbowski Glauben schenken solte: er sprach von Zehntelprozent. Müssen wir darüber diskutieren?
Na gut, Ihr kennt das so. In einer Diktatur ist das zwangsläufig anders. Wozu unterschiedliche Zielsetzungen führen, erleben wir ja. Zu verrückten Koalitionen und teilweise handlungsunfähigen Regierungen.
Das heißt, daß es in Dresden weniger Ja-Stimmen und eine geringere Wahlbeteiligung gab, als z. B. in Schwedt. Gut und schlecht ist natürlich wie heute abhängig von der persönlichen Parteinähe...