Paläographie (Notiz in Chronik aus 1531)

Inkarius

Neues Mitglied
Hallo Zusammen
Ich habe in einem Druck von 1531 der "Chronica, Zeitbuch und Geschichtbibell" von Sebastian Franck (Strassburg) diese eingelegte Notiz gefunden. Leider bin ich in dieser Schrift nicht genügend versiert. Ich habe das Gefühl, dass ich folgendes darin erkennen kann:

"Im Jahr 1841 ist Langnau von einer Ueberschlemmung (nehme an Überschwemmung) schwer heimgesucht worden, der Dorfbach ist sehr gross angeschwllen und hat im dorfe viel Schaden angerichtet. Den 1?ten Hebstmonat im Jahre 1845 ist die Seuche das erste Mal an den Kartopfele gewesen. Im Jahr 1847 ist aus Ursach dieser Seuche ein Gross Theurung entstanden das Malter Korn galt 25. Das Mäad Kartopfer 15.
In diesem Jahre ist der Sonderbundskeg gewesen umbd Im Jahre 1850 galt das Malter Korn 27. Kartopfel...... als aber die Kartopfelernte verbey war stieg der Preis dersel auf 9 G.

Falls jemand mir weiterhelfen bzw. auf meine Fehler hinweisen könnte wäre das natürlich sehr nett :)

[Mod: Link gelöscht, da User auf Bitten der Moderation ein Foto eingestellt hat]
 
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Paläographie.jpg
 
Am Rand steht noch: die Gxxxxxxxx [vermutlich ein Gewässer?] war tief mit Schütt überdeckt, der Pfeil zeigt zwar auf die Kartoffelseuche, aber die Notiz soll wohl als Einschub zum Hochwasserbericht verstanden sein.
 
Wegen der Erwähnung des Sonderbundkrieges 1847 liegt es nahe, dass das Schreiben schweizerische Verhältnisse beschreibt und es sich bei dem Langnau um ein Dorf in der Schweiz handeln könnte. Bei den Kartoffeln war in der Schweiz die Einheit das Mäß (auch Määs) und der Preis wurde in Batzen angegeben. Ich sehe darum bei 15 und 9 ein "bz" für Batzen.

Nicht so recht dazu passt allerdings eine Angabe in Pfennig für das Malter Korn. Der Preis für ein Malter Korn unterlag im Jahr 1847 großen Schwankungen, im Kanton Bern lag er im Mai zwischen 28 und 30 Franken. Den Pfennig gab es zu der Zeit in der Schweiz höchstens noch in den Kantonen St. Gallen und Appenzell, aber der Preis für das Malter Korn wäre dann viel zu tief.

Es könnte sich also um eine eigenwillige Abkürzung "L" für eine andere in der Schweiz damals noch gültigen Währung handeln. Es gibt Hinweise, dass in der Zeit in einigen Kantonen in "Livre" gerechnet wurde. "Der Schweizer-Livre ist dem Schweizer-Franken gleich" steht 1830 in

Am Rande: Weder für Langnau im Emmental, noch für Langnau am Albis konnte ich eine Überschwemmung oder ähnliches für das Jahr 1841 entdecken. Langnau am Albis jedoch besitzt einen für das Dorf früher wichtigen Dorfbach, der auch so genannt wurde und wird.
 
Vielen Dank für eure Korrekturen, Hinweise und weiterführenden Informationen. Ich nehme an diese Notiz wurde sozusagen als Weiterführung in die Chronik hineingelegt. Es hat im Buch auch noch einige Einträge, die wahrscheinlich Besitzverhältnisse widerspiegeln. Vielleicht lässt sich über diese noch ein wenig mehr die Geschichte des Buches erfassen.

Auf dem Bild welches gleich folgt, erkenne ich Rudolf von Erlach am 1 Tag May 1610 (vielleicht auch 1620). -> War ein Geschlecht der Stadt Bern. Denke es handelt um Hans Rudolf von Erlach (Vogt zu Milden) der etwa von 1577-1628 lebte. Da das Buch heute in einer Bibliothek in der Stadt Bern zugängig ist, denke ich Langnau im Emmental scheint eher im Bezug zum ersten Ersten Eintrag zu stehen als Langnau am Albis.
Der Eintrag rechts davon ist lateinisch, was ich leider (noch nicht) verstehe. Aber ich denke es heisst in etwa dieses Buch gehört Stephano Schmid Anno .....
Das unterste in Bleistift ist einfach die jetzige Signatur.
 
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Ich stelle euch noch die anderen Besitzeinträge zum Anschauen rein. Nicht als Auftrag zu verstehen, sondern einfach falls es euch interessiert:)
 

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Am Rand steht noch: die Gxxxxxxxx [vermutlich ein Gewässer?] war tief mit Schütt überdeckt, der Pfeil zeigt zwar auf die Kartoffelseuche, aber die Notiz soll wohl als Einschub zum Hochwasserbericht verstanden sein.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich lese:
Die Gartenmatt war tief mit Schutt überde[c]kt.

Im sehr steil gelegenen Langnau am Albis gibt es nicht nur den Dorfbach, sondern in topographischen Bezeichnungen und Straßennamen die Mühlematt und die Waldmatt. Gartenmatt findet sich als Straßennamen in Bülach. Alternativ käme noch die Lesart
Gies(s)enmatt in Frage, also wie in Taubergiessen die Wiese an der Mündung des Bachs.

Sollte einer von Euch mal an den Albis kommen, besucht doch den kostenfreien Wildnispark der Stadt Zürich, oberhalb von Langnau.

In einer Spätsommernacht vor vielen Jahren haben wir das Wolfsrudel im Park beobachtet, von außerhalb des Zauns, wie es sich an einem Steinhaufen aufgerichtet hat, wie eine Pyramide, und alle mit langgestrecktem Hals und langem Jaulen das ferne Wolfsrudel von Zürich grüßten: die tieffrequent kaum hörbaren Kirchenglocken von Regula und Felix, an der Limmat...
 
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Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich lese:
Die Gartenmatt war tief mit Schutt überde[c]kt.
[…] Alternativ käme noch die Lesart
Gies(s)enmatt in Frage, also wie in Taubergiessen die Wiese an der Mündung des Bachs.
Der 4. Buchstabe ist kein -t-, insofern müsste Giesenmatt die richtige Lesung sein. Aber Buchstabe 2 und 3 würde ich als -en- lesen. Gibt es evtl. auch eine Gensenmatt?
 
Langnau bei Reiden im Kanton Luzern ist auch noch ein heißer Kandidat. Der dortige Huebbach verursachte immer mal wieder Überschwemmungen. Bei der ersten Erfassung einer solchen im Jahr 1910 wurde er als Dorfbach bezeichnet.
am 20.1.1910 "trat der Dorfbach in Langnau über die Ufer und setzte mehrere Häuser unter Wasser."

Die Flurnamensliste für Langnau bei Reiden ist lang und bietet eine große Anzahl von "Matten" (ab Seite 226)

Eine Gensenmatt, Giesenmatt oder Gartenmatt ist leider nicht dabei.
 
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