Mit Sicherheit lässt sich lediglich sagen, dass Zaza eine nordwestiranische Sprache und somit eng verwandt mit dem Kurdischen und dem ausgestorbenen Medischen und Parthischen ist. Alles andere ist Spekulation und ebenso könnten die Kurden behaupten, dass sie Abkömmlinge der Meder oder Parther wären (was sie allerdings zum Teil auch tun). Solche verwandtschaftlichen Verhältnisse lassen sich heute nicht mehr rekonstruieren, auch wenn man davon ausgehen kann. dass die Träger nordwestiranischer Sprachen einst benachbart bzw. enger verbunden gewesen sein müssen.
Zu diesem Thema möchte ich noch etwas sagen. Die Forschung ist auf diesem Gebiet ja ziemlich in den Kinderschuhen, und ich habe auf vielen verschiedenen Websites unterschiedliche Dinge gelesen. Was davon stimmt, und was weniger, kann ich nicht so genau abwägen. Deswegen muss ich auch in vielen Punkten spekulieren.
Ziemlich sicher scheint mittlerweile, dass die Zaza um die Jahrtausendwende nach Anatolien einwanderten, und zwar nachdem sie bereits islamisiert waren, höchstwahrscheinlich von der Südküste des Kaspischen Meeres (in der Antike Hyrkanien, heute in etwa die iranischen Provinzen Gilan+Mazandaran), wo sie mit anderen Völkern in Nachbarschaft gelebt hatten (z.B. Gilaki). Hier müsste man klären, weshalb die anderen nicht weggewandert sind (evtl. ein kleiner Teil, der in den Zaza aufging?). Gestützt wird das mit der sprachlichen Verwandtschaft zu anderen kaspischen Sprachen (Mazandarani, Taleshi etc., also grammatikalischen Gemeinsamkeiten, habe ich persönlich noch nicht verglichen, kann dazu nichts sagen). Angeführt wird auch eine angebliche Selbstbezeichnung der Zaza, nämlich das Wort Dimli, das Daylamit bedeuten und auf diese Bezug nehmen soll (ich bin väterlicherseits Zaza und muss sagen, dass ich dieses Wort in unserem Umfeld nie gehört habe). Was ich aber sehr wohl selbst gehört habe, sind mündliche Überlieferungen, welche die Heimat der Zaza in der historischen Region Chorasan verorten - also jenem Gebiet, aus dem die Parther einst als skythischer Teilstamm kamen, um sich im Seleukidenreich anzusiedeln.
In Anatolien angesiedelt, dürfte etwa die Hälfte der Zaza im 13/14. Jahrhundert die alevitische Konfession angenommen haben, höchstwahrscheinlich durch die Turkmenen vermittelt (zu jener Zeit gehörte Ostanatolien zuerst den schwarzen, danach den weissen Hammeln, turkmenisch - schiitische Dynastien, bei denen das Alevitentum auf durchaus fruchtbaren Boden gefallen war).
Ausserdem noch die sogenannten "auffälligen" Gemeinsamkeiten zwischen Parthisch und Zazaki, die verschiedene Wissenschaftler Anfang des 20. Jahrhunderts anehmen liessen, dass beide Völker über das "Mittelglied", die Daylamiten, verwandt seien. Im deutschen wikipedia - Artikel gibt es hierzu mehr:
http://de.wikipedia.org/wiki/Parthische_Sprache
Das war jetzt alles eher ein Versuch der Rekonstruktion, aber alles in allem könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass die Zaza auf die Parther zurückgehen. Mir geht es darum, endlich klare, greifbare Fakten zu finden, weniger um irgendeine romantische Nationalhistorie, wie sie im 19.Jahrhundert üblich war, wo in vielen Ländern der Modetrend aufkam, sich zu Nachfolgern eines antiken Volkes zu erklären, um den "Volksgeist" zu stärken - oder Ansprüche abzuleiten.
Eines sei noch festgehalten: Die Parther waren keine Perser, gehören also nicht in die Kategorie der persischen Reiche. Da wünsche ich mir schon eine stärkere Differenzierung zwischen Iranern und Persern. Letztere sind nur eines der iranischen Völker - neben Kurden, Tadschiken, Belutschen etc. Aber oft werden die Begriffe synonym gebraucht (vor allem seitens meiner persischen Freunde.
). Parther waren also ebenfalls (Alt-)Iraner, und in die Tradition der Perserreiche gehören allenfalls das Achämeniden - sowie das Sassanidenreich.