1. Quellenkritik? Kühl?
Siehe oben.
Sofern das tatsächlich aus Tagebüchern zusammengetragen wurde (kann ich selbst so nicht feststellen, in dieser Hinsicht muss ich mich darauf verlassen, dass Keller Kühl einigermaßen authentisch wiedergibt), halte ich das für einigermaßen realistisch.
Sofern auf etwaigen Regiments-Tagebüchern der beteiligten Einheiten beruhend, wird man voraussetzen dürfen, dass dort auch die Verlustmeldungen der Regimenter an die jeweiligen Kommandierenden festgehalten wurden, sofern auf privaten Kriegstagebüchern einzelner Soldaten beruhend wird das eine solide Basis sein, um einzelne Verluste namentlich zu bestätigen, sofern da Soldaten einzelne ihnen namentlich bekannte Kameraden als Verluste auflisten.
Weder in nicht mit der Intention der Veröffentlichung geschriebenen privaten Tagebüchern, noch in Verlustmeldungen der beteiligten Truppen an die übergeordneten Kommandostellen, gab es besonderen Anlass deutsche Verluste einfach zu erfinden oder grottesk zu übertreiben.
Kühls Intention selbst ist natürlich tendenziös gwesen, geht ja bereits aus dem Titel seiner Schrift hervor, deswegen bin ich gerade bei seiner Dunkelziffer, im Besonderen was die Verletzten betrifft durchaus auch skptisch.
Sofern er sich für den Rest allerdings auf authentisches Material aus Kriegstagebüchern stützen konnte, die einfach nur Ereignisse und Wahrnehmungen festhielten und nicht in diesem Sinne in die Gattung der Rechtfertigungsliteratur gehörten, sehe ich keinen besonderen Grund die Zahl abzüglich der Dunkelziffer nicht für einigermaße authentisch zu halten.
Insofern mir Kühl nicht vorliegt, kann ich zu dessen Methodik natürlich nichts sagen und nicht näher prüfen, wie dicht da Quellenbezug zu entsprechenden Kriegstagebüchern tatsächlich gegeben ist.
Ich kann mir allerdings bei aller berechtigten Kritik an Keller nicht vorstellen, dass da vollkommen substanzloser Bullshit völlig unkritisch übernommen wurde.
Die Schlussfolgerungen die Keller zieht, mögen reichlich schräg sein und nichts taugen, aber den Anwurf seine gesamte Argumentation wissentlich und absichtsvoll auf offensichtliche Fälschungen was Quellenmaterial angeht, abzustellen, den würde ich ohne weiteres nicht machen wollen.
2. ganz offensichtlich nicht, allein schon aufgrund der Befehlsstufen
Nein.
"Blinde Zerstörungswut" = unkontrollietrolliertes, unkoordiniertes, wahllos-zufälliges Zerstören und Morden einer außer Kontrolle geratenen Soldateska, ist offensichtlich etwas anderes als ein "Exempel" zu statuieren = orchestriertes planvolles Vorgehen.
Das widerspricht sich offensichtlich.
Ich zweifle ja an dieser Stelle nicht die Gewalttaten an oder ähnliches, bin nur der Meinung, man müssste sich schon für eine Version entscheiden.
a) Frustrierte Soldaten handeln rein gefühlsbetont aus Eigeninitiative, geraten vollständig außer Rand und Band und das Ganze artet in "blinde Zeerstörungswut" und entsprechende Verwüstungen aus, ohne dass dabei ein Muster zu erkennen wäre, nach dem potentielle Ziele ausgesucht wurden etc.
b) Es wurde mit kühlem Kopf und in verbrecherischer Absicht beschlossen die Bevölkerung für irgendetwas (tatsächlichs oder eingebildetes) planvoll zu "bestrafen" und es wurde dementsprechend planvoll danach gehandelt.
Dann kann man meines Erachtens nach aber nicht mehr von "blinder Zerstörungswut" sprechen, sonden dann ist das ein geplantes Massaker gewesen.
Für eine der beiden Lesarten müsste sich Ugh aber entscheiden, dann könnte man erörtern, was dafür und was dagegen spricht.
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