Pest - Literatur zur Forschungskontroverse ges.

G

Gast

Gast
Ich habe kürzlich einen Blick in das neue Buch von Vasold, Die Pest Ende eines Mythos, geworfen. Vasold stellt die Behauptung auf, die Pest, die um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts Europa heimsuchte, sei von Mythen umstellt. Deren erster betreffe das Auftreten der Seuche. Zeitgenössische Zeugen sowie moderne Autoren erweckten den Eindruck, die Seuche sei in Mittelmeerhäfen angelandet worden und habe sich blitzschnell überallhin ausgebreitet. Das würde jedoch nicht zur Pest passen, denn so rasch greife diese wegen ihres umständlichen Übertragungsmodus nicht um sich. Dann gebe es den Mythos von den großen Verlusten. Heute werde fast unisono behauptet, ein Drittel der Bevölkerung sei der Epidemie zum Opfer gefallen. Das aber wäre für die Pest zuviel. Entweder habe es sich um eine andere Krankheit gehandelt, oder die Zahlen seien zu hoch angesetzt. Die Pest sei in Deutschland zweifellos weniger verheerend gewesen als bisher angenommen, habe aber trotzdem ihren Schrecken nicht verloren.

Nun stehen seine Behauptungen ja im Widerspruch zur gängigen Forschungslage. Meine Frage: gibt es irgendwelche Literatur, bzw. essays die sich kritisch mit Vasolds Themen auseinandersetzen?

Ganz herzlichen Dank!
Wimble
 
Im Oktober erscheint bei Klett-Cotta ein sehr vielversprechender Sammelband: Mischa Meier (Hg.): Pest. Die Geschichte eines Menschheitstraumas, Stuttgart 2005.

Historiker und Mediziner untersuchen darin die Entwicklung vom Alten Orient bis heute, vor allem die drei großen Pandemien in der Spätantike (Justinianische Pest), im Mittelalter (1348) und im 19. Jahrhundert. Auch die Liste der Autoren scheint für Qualität zu bürgen (Meier hat sich z.B. schon längere Zeit mit der Justinianischen Pest und ihren Folgen - Parusieerwartungen und Endzeitstimmung - beschäftigt).
 
Zurück
Oben