Ich würde jetzt Verdienste auch als nur die Momente begreifen, die exorbitant wichtig waren und sich, das zweite Kriterium, auch positiv auf das Nichtpreußen auswirkten. Eine Vorreiterrolle wie in der Toleranzpolitik würde ich schon so sehen, vielleicht ist dies die entscheidende Abhebung von den anderen Staaten, in denen eine religiöse Verfolgung bis weit ins 18.Jh. hinein noch an der Tagesordnung war, das wird gerne mit dem Verweis auf 1648 abgehakt.
Dabei wurden gerade durch die Stärkung des Fürstenstaates mit dem Münsteraner und Osnabrücker Frieden, den Fürsten wiederum Mittel zu einer Einkonfessionalität in die Hand gegeben. Der Religionskonflikt wurde dadurch ja nicht gemildert, sondern in ein anderes Spektrum, nämlich dem der Innenpolitik verschoben, wo nun die Potentaten oftmals mit aller Härte gegen die anderen Konfessionen vorgingen. Die Gegenreformation zeigt sich selbst im Falle Sachsens, wo die lutheranischen Stände beim Konfessionswechsel August II. aufgeschreckt, tatsächlich befürchten, dass nun zwangsweise die Gegenreformation Einzug hält. Das wurde zwar letztlich vereitelt, zeigt aber durchaus die Dimensionen des Konflikts überall im Reich.
Vielleicht muss man solche Beispiele mal in Erinnerung rufen, wenn beständig diese Toleranzpolitik unterschätzt wirde. Ich bewerte sie nämlich als einen entscheidenden Schritt hin zum säkularen Fürstenstaat, der dem Untertanen/Bürger die Wahl der Konfession frei lässt, was sich erst mit der Aufklärung ganz klar durchsetzte.:fs: