Ganz kurz hierzu eine Antwort:
Rumänien hatte im Lauf seiner Entwicklung häufig mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Drang nach Modernisierung hatte Ausgaben notwendig gemacht, die von den Einnahmen nicht gedeckt waren. Es gab Phasen wo die Ausgaben wuchsen, dann wieder Phasen strikter Sparsamkeit. Rumänien hatte sei 1864 über 3 Milliarden Lei an Anleihen aufgenommen; vorwiegend bei deutschen Banken.
Es kann also nicht per se behauptet werden, Rumänien benötigte kein Kapital.
Ich möchte nicht behauptet haben, Rumänien habe kein Kapital benötigt, wohl aber das Kaptial keinen Ersatz für Sicherheitspolitik darstellen konnte.
Du hast damit argumentiert, dass man sich in Rumänien sehr stark nach einer bündnispolitischen Anlehnung und einer Partnerschaft mit Frankreich sehnte.
Mag wohl sein, dass das in weiten Teilen der Bevölkerung auf Grund tatsächlicher oder imaginierter kultureller Ähnlichkeiten (gleiche Sprachfamilie) oder finanzieller Vorteile etc. eine engere Anlehnung an Frankreich wünschte.
Halte ich sogar für hochgradig wahrscheinlich, ähnliche Sentiments gab es ja auch in Deutschland immer wieder, etwa im Hinblick auf Großbritannien.
Jedem, der aber tatsächlich die rumänischen Außenbeziehungen zu leiten hatte, musste aber auch klar sehen, dass auch wenn man sich Frankreich gegebenenfalls nah fühlte, Frankreich aber niemals die Rolle eines Seniorpartners und einer Schutzmacht auf dem Balkan würde übernehmen können.
Und auch, dass es sich im Fall, dass wenn Russland sich in Sachen Dorbudscha möglicherweise irgendwann auf die bulgarische Seite schlagen würde, Frankreich sich der rumänischen Interessen wegen niemals mit Russland anlegen würde, nachdem es schon mit Deutschland über kreuz lag.
Jedem Rumänischen Außenminister, Regierungschef, etc. musste aus perspektivischen und strategischen Gründen klar sein, dass so lange man nicht entweder die Streitereien mit Bulgarien aus der Welt schaffte oder Russland und Bulgarien miteinander in Krieg gerieten, so dass jeder Verständigungswunsch mit Sofia für St. Petersburg in sehr weite Ferne rücken musste, Rumänien es sich nicht leisten konnte alle Brücken zu Wien abzubrechen, geschweigedenn sich im Rahmen der Entente an Österreichs völliger Ausschaltung am Balkan zu beteiligen.
Einfach weil Bukarest, ob es den Politikern und der Bevölkerung gefiel oder nicht irgendeine Großmacht als Rückendeckung benötigte, für den Fall, dass man perspektivisch mit Russland aneinander geriet (Bulgarien als potentieller Brandbeschleuniger) sonst damit rechnen musste mit ziemlich kurzem Hemd dar zu stehen.
Wie hätte Frankreich diese Rolle ausführen können?
Und welche Veranlassung hätte man in Paris haben sollen sich potentiell wegen Rumänien mit Russland zu verzanken, nachdem man wegen der Probleme mit Deutschland auf die Rückendeckung der russischen Landmacht angewiesen war und es mittelfristig auch bleiben würde.
Insofern unterstellst du der gesamten rumänischen Außenpolitik extrem kurz gedacht zu haben, wenn man nicht gerade die gesonderte Situation des Weltkriegs zum Maßstab nimmt, in der die Beziehungen zwischen Bulgarien und Russland kriegsbedingt komplett in die Binsen gehen mussten und du gleichzeitig eine hochgradige Wahrscheinlichkeit eines kompletten Bruchs Rumäniens mit Wien außerhalb dieser sehr speziellen Umstände unterstellst.