Repo schrieb:
Möchte nicht behaupten, dass ich echt Ahnung von habe, aber irgenwo schwirrt mir der Begriff "arm weiß Pack" im Gehirn herum. (Bristow? Beecher-Stowe?)
Auf das "arm weiß Pack" schaute der Sklave herab.
Also Rassismus? Vielleicht aber nicht nur.
So allgemein stimmt es nicht. Zum einen gab es auch unter den Sklaven eine Art Hierarchie, in der die Feldsklaven ganz unten standen. Sie hatten wenig Kontakt zu Weißen, meist erlebten sie nur den Aufseher (daher auch die Bezeichnung 'da man' für Weiße). Dann gab es Sklaven mit spezielleren Kenntnissen, zb handwerklich. Diese durften teils auch außerhalb der Plantage arbeiten bzw auch auf eigene Rechnung. Und die Haussklaven, die nicht so schwer körperlich arbeiteten wie die Feldsklaven.
Nur ein Teil der schwarzen Sklavenbevölkerung erlebte also auch die armen Weißen, the poor white trash, und konnte die eigenen materiellen Lebensbedingungen als besser als die der armen Weißen ansehen.
Der Rassismus lieferte der Sklaverei einen ideologischen Mantel, indem er zb der Befriedung der Gesellschaft diente, also der weißen Gesellschaft. Ebenso, wie Schwarze in der Lage waren, ihre materiellen Lebensbedingungen als besser wahrzunehmen als die etlicher Weißer, konnten die das umgekehrt natürlich auch. Damit daraus kein sozialer Sprengstoff entstand, kam die Frage der Hautfarbe ins Spiel: dem poor white trash wurde also erklärt, daß es viel besser war, weiß zu sein, auch wenn man dazu kein Hemd überm Ar...m hatte, als ein Schwarzer, selbst wenn dieser sich jeden Tag satt essen konnte, ein Handwerk erlernt hatte, gut gekleidet war oder lesen und schreiben konnte.
Poor white trash stand häufig genug in direkter Konkurrenz mit Schwarzen, zb auch um Arbeitsplätze. Dies war nach Freilassung der Sklaven natürlich noch ausgeprägter und die Ideologie der angeblich durch die Hautfarbe bestimmten Überlegenheit griff weiterhin. Es gab nicht nur schwarze Familien, die als 'sharecropper' lebten, sondern auch weiße (eine Landarbeiterfamilie pachtet ein Stück Land vom Besitzer; die Pachtzahlung besteht in einem mehr oder weniger großen Teil der Ernte).
Der Rassismus lieferte noch weitere Rechtfertigungen des Systems, zb in dem 'wissenschaftlich' nachgewiesen wurde, daß Schwarze schmerzunempfindlicher sein sollten als Weiße, oder nur zu körperlich schwerer Arbeit in der Lage sind, da sie mehr Muskeln hätten und alles weitere sie ohnehin intellektuell überfordere. Diese Ideologie wurde aufrechterhalten, auch wenn es innerhalb des Systems genügend Beispiele gab, die für das Gegenteil sprachen - sie werden dann in einem solchen System per definitionem zu Ausnahmen erklärt, gleich, wie zahlreich diese Ausnahmen auch sind.
Das Plantagensystem hat auch bereits vor den Massenimporten von Afrikanern mit mehr oder weniger erzwungener Arbeit gelebt: zum einen durch die Versklavung von Indianern. Zum anderen gab es das System der 'indentured servitude', dh daß mittellose europäische Auswanderungswillige die Seereise vom amerikanischen Arbeitgeber bezahlt bekamen und sich dafür verpflichten mußten, für eine bestimmte Anzahl von Jahren für ihn tätig zu sein, um die Fahrtkosten abzuarbeiten. Beides hatte Nachteile, da sowohl Indianer wie Weiße indentured servants wohl recht häufig dazu neigten, den Arbeitsplatz 'unerlaubt zu verlassen'. Bei den Indianern kam noch die Anfälligkeit für vorher unbekannte Krankheiten dazu. Jedenfalls erwies sich beides als nicht geeignet, um den hohen Arbeitskräftebedarf der Plantagenwirtschaft zuverlässig zu decken.