seppel255 schrieb:
Hallo,
ich arbeite derzeit an dem Thema Darstellung der Welt in der Renaissance und hab da noch nen paar fragen..
die menschen wussten in der antike schon, dass die welt rund ist.. wieso wird sie im mittelalter als scheibe (auf diversen karten) dargestellt? hat die kirche das propagiert?
und wie hat sich die kartografie verändert in der renaissance im vergleich zum mittelalter?
danke schonmal im vorraus,
gruß seppel
Dieses Thema findest du übrigens HIER bereits öfter besprochen mittels der Suchfunktion oben! ;-)
Aber gerne kurz: du gibst dir die Antworten doch schon ganz gut selbst. Die Antike und ihr "heidnisches Wissen" musste von der christl. Kirche ebenso stigmatisiert und verteufelt werden, wie es zeitaktuell gegen das bestehende Feind-(also auch Welt-)bild des Islam auftreten musste (der m. E. die Tradition antiker Wissenschaft seit Griechen und Ägyptern übernahm und nahtlos fortführte).
Also bediente man sich der bzw. dogmatisierte man kirchlicherseits die biblische Darstellung der Welt, die im übrigen sogar Entsprechungen in altnordischen Weltvorstellungen hat, also bei weitem heidnischere Ursprünge hat.
Zum zweiten: von Kartographie kann man eigentlich überhaupt erst seit Spätmittelalter und der frühen Renaissance reden. Der reformatorische Output ab dem letzten Drittel des 15. Jh. legte auch der Wissenschaft die Fesseln ab - nicht von ungefähr die relativ rasche Generationsabfolge Kopernikus-Kepler-Gallilei. Gerade im protestantisch gesinnten Deutschland haben sich also mit Martin Behaim und Waldseemüller (all names to google) Künstler und Vermesser der Errungenschaften der mediterranen Seefahrer, Entdecker und Karten zeichnenden Kapitäne umgehend bedient und die Welt so rund gezeichnet, wie sie nur die Kirchenväter und -spinner seit Jahrhunderten als simple Wahrheit verleugnen wollten.
Dabei wäre es, was das "Weltbild" betrifft (worin ja auch der Himmel eingeschlossen war) völlig wurscht gewesen wäre, ob der Erdboden nun flach, leicht gewölbt oder kreisrund wäre. Aber dass sich dieser Planet auch nur als Teil eines Ganzen (Systems) um die Sonne drehen sollte, war ganz ganz antikirchlich (Ketzerei!), könnten die Christenkinder dann sogar wieder auf die Idee kommen einen Sonnengott anbeten zu wollen ...
Du kannst also einen Unterschied und folglich eine ideologische Diskrepanz zwischen göttlichem "Weltbild" und Erdgeographie daraus ersehen. Und die Renaissance stoppte die Vermischung dieser Sichten und trennte Naturwissenschaft von Geisteswissenschaft bzw. verwies die Theologie ganz auf ihren eigenen Platz. ;-)