Weerth lebte (und veröffentlichte den zitierten Satz) in Detmold, Nordrhein-Westfalen, Bundesrepublik Deutschland. Was er schreibt, gilt unabhängig vom politischen System. Welche Ahnung Weerth von der Situation in der DDR hatte, spielt hier keine Rolle.
Diesen Nachweis hat Pflug selber erbracht, und zwar gründlichst.*
Er geht sogar bis zur bewussten Täuschung des Lesers.Der tatsächliche "anerkannte Wortlaut":
"bis zum 400. Meilenstein
vom Rhein, d. h. bis an den Elbstrom"
Wobei er anscheinend auch da keinen wissenschaftlichen Verlag gefunden hat, der ihm das Machwerk abgenommen hätte.
Der "Franz Schröter Verlag Gießen" hat offensichtlich nie etwas anderes hervorgebracht als Pflugs Schrift.
Suchanfrage bei der Deutschen Nationalbibliothek:
https://portal.dnb.de/opac.htm?inde...tart=&wvnEnd=02.08.2016&method=enhancedSearch
Interessant wäre, was das Parteiverfahren tatsächlich ergeben hat. Wie bereits gesagt: Parteistrafen gab es auch für die linientreuen SED-Historiker - den "überragenden" Althistoriker der DDR, Rigobert Günther, eingeschlossen.
Woher stammt die Information über das Parteiverfahren überhaupt? Angesichts der Legenden, die vom Pflug-Fanclub in die Welt gesetzt wurden, ist die Frage sicherlich angebracht.
Zu diesen Legenden zähle ich das behauptete Publikationsverbot - wie Du selbst bemerkt hast, kann diese nicht stimmen, denn schon 1960 veröffentlichte Pflug wieder ein Buch (weitere Veröffentlichungen folgten).
* Der Vorwurf der Unfähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten wurde eigentlich nicht erhoben, soweit ich sehe. Seine Unfähigkeit im Umgang mit lateinischen Texten hat Pflug (u. a. mit der zitierten "Übersetzung") eindrucksvoll bewiesen. Um das feststellen zu können, muss man noch nicht einmal vom Fach sein (siehe
hier).
Dass er grundsätzlich wissenschaftlich arbeiten konnte, ist ja eigentlich nicht zu bezweifeln. Seinen Dr.-Ing.-Titel wird er sich wohl redlich erarbeitet haben.
Interessant wäre, ob man versucht hat, ihm diesen akademischen Grad wieder abzuerkennen. Im Fall der Pflug-Gegner Thierfelder und Langhammer ist das nämlich geschehen.
Einen sehr guten Eindruck vom politischen Druck im Bereich der Geschichtswissenschaft vermittelt Ilko-Sascha Kowalczuk, Legitimation eines neuen Staates: Parteiarbeiter an der historischen Front. Geschichtswissenschaft in der SBZ/DDR 1945 bis 1961, Berlin 1997.
Neben dem 17. Juni 1953 spielen auch die Aufstände in Polen und Ungarn eine Rolle. Nach der III. Hochschulkonfernz 1958 waren die Universitäten und Hochschulen "endgültig im Sozialismus angekommen". (S. 146) 1953/54 waren von den Universitätshistorikern rund 58% SED-Mitglieder, 1961 rund 90%. (S. 245)